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ASD im Interview: „Damals haben wir geglaubt, wir wüssten alles!“

Der Titel „Legendär/Populär“ trifft es eigentlich ziemlich gut: Obwohl man ganze zwölf Jahre auf Neues von ASD warten musste, gilt das Duo noch immer als echtes Deutschrap-Phänomen. Dass sie diese Rolle trotz der langen Funkstille nicht eingebüßt haben, beweisen Afrob und Samy Deluxe auf ihrem aktuellen Album „Blockbasta“. Zwar sind die beiden Herren ein wenig älter und sicherlich auch reifer geworden, die neuen Tracks gehen jedoch genau so nach vorn wie Klassiker à la „Sneak Preview“. Erst kürzlich haben die beiden bei ihrem Auftritt auf dem (leider vorerst letzten) HipHop Open eindrucksvoll zur Schau gestellt, dass sie trotz der Auszeit genau wissen, wie der Hase läuft – und vor allem, wie man die Crowd zum Bouncen bringt. Was man von den zwei Rap-Koryphäen noch erwarten darf, hat uns Afrob im Interview verraten.

Schön, wieder von euch zu hören – aber warum erst nach zwölf Jahren?
Nach der ersten Platte haben wir uns beide erstmal um unsere eigenen Projekte gekümmert, was auch etwas Zeit gekostet hat. In den letzten Jahren haben wir uns immer mal wieder für Features auf Samys oder meiner Platte getroffen. Hinzu kam, dass wir immer großen Respekt vor dem ersten Album hatten und wir dachten, wenn wir einen Nachfolger machen, dann muss es auch richtig knallen. In den letzten Jahren hatten wir nicht das Gefühl, dass wir das bringen konnten, aber nach den letzten beiden Releases haben wir allen Mut zusammen genommen und gesagt, wir machen das jetzt einfach. Für uns wäre es auch cool gewesen, wenn es bei einer Platte geblieben wäre. Man muss nicht nochmal ins gleiche Horn blasen, aber jetzt schließen wir den Kreis und irgendwie waren wir ja auch noch etwas schuldig.

Stand dann zu Beginn noch gar nicht fest, dass es einen Nachfolger geben wird?
Zu Beginn stand nichts fest, aber ausgeschlossen haben wir das auch nicht. Wir wussten, dass wir uns immer in Reichweite haben, um etwas zu starten, aber es hätte in beide Richtungen gehen können.

Und jetzt ist der Kreis endgültig geschlossen?
Jetzt machen wir erstmal das zweite – aber mal schauen! Wir haben ja noch viel vor: erst spielen wir die Tour, dann noch zwei Videos und das machen wir erstmal ordentlich, dann schauen wir weiter. Aber versprechen wollen und können wir noch nichts.

Auf was können sich die Fans auf eurer Tour freuen, habt ihr noch weitere Gäste im Gepäck?
Für die haben wir gar keinen Platz! (lacht) Wir haben so viel Material, wenn man da die ganze Diskografie zusammennimmt, sind das so viele gute Songs, dass die Zeit wahrscheinlich gar nicht reichen wird, alle zu spielen.

Hat sich an eurer Herangehensweise über die letzten zwölf Jahre etwas verändert?
Mittlerweile sind wir natürlich viel erfahrener und die Erfahrungen haben wir in die Platte eingebracht. Damals haben wir geglaubt, wir wüssten alles, aber die Welt ist doch noch etwas größer und über die Jahre haben wir unseren Horizont erweitert und durften vor allem handwerklich noch einiges lernen, z. B. die technische Arbeit im Studio oder wie man mit Songs arbeitet – und das ist jetzt alles auf der Platte zu hören.

Machen es die Erfahrungen, die ihr jeweils gesammelt habt, manchmal auch schwerer, sich wieder aufeinander einzustellen?
Nein, ich muss sagen persönlich wie auch musikalisch war das nicht so schwer. Wir mögen beide die gleiche Art von Musik, haben uns über die Jahre immer wieder getroffen und verstehen uns auch sehr gut. Wir wissen, was der andere kann und wo man noch unterstützen könnte.

Wie habt ihr eure Featuregäste (Max Herre und Nena) ausgewählt?
Wir wollten Max auch mal auf einem anderen, etwas härteren Track hören – da habe ich ihn auf unserer Schiffsreise im März einfach gefragt. Als er sich bereit erklärt hat, hatten Samy und ich den Beat schon aufgenommen und so ist er dann auf „Deadline“ gelandet. Nena kam hingegen von Samy. Er hatte ihr die Hook schon vorgesungen und so kam es dann zum Feature.

Warum nur zwei Gäste? Ihr hättet ja immerhin echt viele haben können aufgrund eurer Stellung in der Szene …
Natürlich, jeden! (lacht) Aber wir sind ja schon zu zweit und dann war einfach kein Platz für mehr Featuregäste.

Was war euch bei den Songs wichtig?
Die Themen waren sehr wichtig, aber die Musik stand dieses Mal im Vordergrund. Wir haben uns von der Stimmung der Musik leiten lassen und die Themen darauf zugeschnitten. Wenn man die Musik einmal hat, wird bereits ein bestimmtes Gefühl vermittelt und von dem haben wir uns treiben lassen. Der Fokus lag beim klassischen Rap und Freestyle – intuitiv und nicht so verkopft – um über die Musik zu den Inhalten zu kommen.

Gibt es eine klare Rollenverteilung bei der Zusammenarbeit – wer ist für die Texte zuständig, wie teilt ihr was auf?
Wir werfen eher Ideen hin und her. Sobald wir merken, dass etwas gut ist, spinnt es der andere weiter und so führt das eine zum anderen. Später hat dann noch einer eine gute Idee für eine Line, einen Refrain oder ein Arrangement. Klar fallen manche Dinge dem einen leichter, aber statt einer klaren Rollenverteilung befruchten wir uns eher gegenseitig. Bei uns gibt es keine Egoprobleme, dass einer sagt, der andere hat eine gute Strophe, jetzt will ich auch eine und versuche die zu toppen, sondern wir freuen uns, wenn am Ende etwas Gutes rauskommt, egal von wem.

Was feierst du gerade im Deutschrap bzw. welche Acts sind deiner Meinung nach hörenswert?
Xatars neues Album habe ich wirklich gefeiert. Hier und da gibt es immer wieder mal gute Sachen, aber sonst höre ich mir kaum ganze Alben an. Zur Zeit höre ich eigentlich nur Bill Evans, das ist aber auch nur eine Phase.

Was macht Afrob in einem Jahr, in fünf und in zehn Jahren?
Ich mache auf jeden Fall noch ein Album und ich hoffe, das kommt recht zeitnah. Gerade bin ich schon am Musik aussuchen, mal sehen, was passiert.

Bleibt dafür denn gerade genug Zeit?
Gerade ist zwar sehr viel zu tun, aber die Zeit muss man sich eben nehmen. Die Musikauswahl nimmt auch noch nicht so viel in Anspruch, schwieriger wird dann das Konzeptionelle – die Vision festzulegen, die man für den Sound hat. Das spielt sich gerade eher im Kopf ab, da bleibt zwischen der ganzen Promo noch genug Zeit.

Daher die sehr kurze Promo-Phase, die bei euch in drei Wochen durchgezogen wurde?
Ewig lange Promo-Phasen gehen einem manchmal einfach echt auf die Eier. Klar macht es manchmal Sinn, ein Album bereits acht Monate vorher anzukündigen. Man hat dadurch marktwirtschaftliche Vorteile, weil man einfach mehr Zeit hat, das Zeug unter die Leute zu bringen. Eigentlich wollten wir alles an einem Tag ankündigen und am nächsten raushauen, aber da hat der Vertrieb leider nicht mitgemacht, denn die müssen ja auch erst einmal alles in die Geschäfte bringen.

Was treibt dich dabei immer wieder an?
Erst kommt die Idee oder die Vision und am Ende hat man etwas Plastisches in der Hand. Vom leeren Blatt bis zum Ende ist das eine Art Schöpfungsakt „Am ersten Tag schufen wir …“ – der macht mir besonders Spaß.

Dieses Jahr fand das letzte HipHopOpen statt – du standest ja selbst schon öfter auf der Bühne. Welcher Moment war dein persönliches Highlight?
Die Show auf der kleinen Bühne im letzten Jahr war wohl einer der prägendsten Momente für mich, aber ich habe sehr viele gute Erinnerungen. Von den Anfangszeiten habe ich nicht mehr viel im Kopf, aber das HHO war immer ein Ereignis. Wir waren immer stolz, dass es in Stuttgart stattfindet, die Organisatoren aus unserem engeren Umfeld stammen und sich die halbe HipHop-Welt hier trifft. Gleichzeitig war es auch immer mit Stress verbunden, denn logistisch ist das wirklich eine Meisterleistung, was die Jungs da auf die Beine stellen und so lange durchgezogen haben. Mich hat meistens nur gestört, wenn Leute aus anderen Städten ankamen und als Erstes gleich die Polizei getroffen haben. Das ist zwar auch Stuttgart, aber nicht nur. Wenn die Leute dann wieder nach Hause gefahren sind, war das das Erste, was sie erzählt haben. Um ihr Geld hier in Stuttgart zu lassen waren sie gut genug, aber Freiheiten gab es im Gegenzug überhaupt keine.

Man hört ja in letzter Zeit wieder vermehrt von der Kolchose, kolchose.tv ist kürzlich online gegangen, im Herbst soll eine Doku erscheinen – kannst du dazu schon etwas verraten?
Wenn ich ehrlich bin, weiß ich dazu genauso viel wie du. Ein Interview habe ich zwar schon gegeben, aber das habe ich bis heute nicht gesehen. Ich glaube, die haben sehr viele und auch die richtigen Leute interviewt und ich denke, dass es eine echt gute Doku wird. Aber wer das ganze in Auftrag gegeben hat oder wer genau die Verantwortlichen sind, dazu weiß ich nichts.

Du warst ja ein fester Bestandteil bei Max Herres Unplugged-Konzertreise. Dabei habt ihr im Frühjahr auch auf einem Kreuzfahrtschiff gespielt. Wie darf man sich das eigentlich vorstellen und hättest du das jemals gedacht?
Gedacht hätte ich das nie! Ich verlasse Deutschland nur sehr selten, von daher war das für mich schon eine Reise. Aber die Leute waren sehr nett und ich kann eigentlich nur sagen, dass es wirklich Spaß gemacht hat.

Famous last words?
Es lohnt sich auf jeden Fall, in Blockbasta reinzuhören!

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„Blockbasta“ ist am 03.07.2015 erschienen
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