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Betty Ford Boys: „Die Quark-Branche wartet auf uns!“

Vor Kurzem sind die Betty Ford Boys auf ihrer Retox-Tour durchs Land gezogen und haben dabei auch im Freund + Kupferstecher in Stuttgart Halt gemacht. Wir haben uns am Tag nach dem Gig mit den Drei zum verspäteten Frühstück im Schwabennest verabredet und über ihr neues Album, das seit Ende November in den Läden steht, gesprochen. Aber wie erwartet, haben Dexter, Suff Daddy und Brenk Sinatra auch noch mehr zu erzählen gehabt und so haben wir auch von ihrem Einstieg in die Quark-Branche, Innovationen auf dem Drogen-Markt und der optimalen Rollenverteilung erfahren.

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Wie hat euch der Gig gestern im Freund und Kupferstecher gefallen? Du hast gemeint euer letzter Gig in Stuttgart war der beste, kommt er an diesen ran?

Suff: Gestern war auf jeden Fall geil, aber die Nummer eins war auf jeden Fall im Super Popular Sanchez. Danach kommt Nürnberg in meiner Erinnerung.

Dexter: Aber gestern war auch eine krasse Ausnahme, weil die Leute danach so viele Platten gekauft haben – das war unglaublich. Ich hab das selten erlebt, dass man so viel signieren muss.

Brenk: Wir haben zwei Stunden nur signiert, wenn nicht sogar noch länger.

Dexter: Ja, es war echt krass.

Mehr Fanboys oder mehr Fangirls?

Suff: Boys. Aber das ist normal. Im Publikum gab es schon auch ein paar Mädchen.

Brenk: Ja, zwei. Zweieinhalb.

Wie kam es zu euer Konstellation und wer hatte die Idee dazu?

Suff: Also der Einfall uns als Band unter dem Namen Betty Ford Boys zusammenzuschließen war Brankos Idee. Das kam dadurch, dass wir eben auf dem selben Label Musik releasen, Melting Pot Music aus Köln. Auf den einschlägigen Veranstaltungen haben wir uns immer wieder mal getroffen, bestimmt zehn Mal, haben zusammen Musik gemacht, zusammen gespielt und haben uns eben immer gut verstanden. Irgendwann haben wir gesagt, hey, lass doch einfach was zusammen machen. Das war dann erst einmal eine Schnapsidee auf dem Beat BBQ vor etwa vier Jahren. Dann hat das noch ein Jahr gedauert, bis Branko mit dem Namen Betty Ford Boys um die Ecke kam. Als er dann Betty Ford Boys gesagt hat, war das mit dem Namen eigentlich ziemlich klar.

Brenk: Das war eigentlich eher ein Gag, weil der Name ziemlich bescheuert ist.

Und wie bist du dann auf den Namen gekommen?

Brenk: Naja, wenn wir uns getroffen haben, waren wir meistens sehr besoffen. Deswegen war der Name naheliegend. Das war die Kurzfassung.

Dexter: Mittlerweile sind wir auch etwas älter geworden und sind nicht mehr jedes Mal besoffen. Nur noch jedes dritte Mal oder so.

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Ihr seid ja alle drei auch solo unterwegs und auch nicht am gleichen Ort beheimatet. Wie läuft die Arbeit bei euch ab? Habt ihr euch für das aktuelle Album an festen Terminen zusammengesetzt oder schickt man sich gegenseitig Material zu?

Suff: Dieses Mal haben wir uns zum ersten Mal eine Woche zusammen eingeschlossen. Im März haben wir eine kleine Fischerhütte in Bayern gemietet, wo wir unser komplettes Equipment hingeschafft haben. Robert, unser Fotograf, war dabei und hat alles dokumentiert. Unser Label-Boss war auch dabei und hat für uns eingekauft, gekocht und geputzt und wir konnten eine Woche lang nur Musik machen und in diesem Zeitraum ist dann tatsächlich auch das Album entstanden. Sonst sind wir ja so weit voneinander entfernt, dann ist das ziemlich schwer. Anschließend hat jeder noch ein Paket mit nach Hause genommen und hat das ein bisschen arrangiert und gemischt. Aber das war das erste Mal, an dem wir zusammen Musik gemacht haben und das hört dem Album sogar auch an, weil es diesmal keine klassischen Branko-, Dexter oder Suff Daddy-Beats sind, sondern eher ein Mischmasch aus allem.

Damit kommen wir auch schon zur nächsten Frage: Gibt es bei euch eine typische Rollenverteilung?

Dexter: Nein, jeder darf alles mal machen. Jeder fängt einmal mit einer Idee an, zeigt das den anderen und fragt, ob dazu jemandem was einfällt, oder sagt, hey, das ist doch was für dich. Dann macht einer weiter, spielt Drums dazu oder spielt irgendwas ein, scratched dazu, tanzt dazu, oder irgendwas anderes. Wir saßen auch zu dritt an einem Rechner, an einem Synthesizer, und dann hat jeder etwas ausprobiert. Ganz unterschiedlich. Aber jetzt sind alle Sachen gemeinsam entstanden. Was dann wer gemacht hat, kann ich auch gar nicht mehr auseinanderhalten.

Gibt es auch Sachen, die einer von euch einbringt und die anderen nichts damit anfangen können?

Brenk: Bei ihm ist das meistens so. (zeigt auf Suff Daddy)

Wird das dann einfach diplomatisch überstimmt?

Brenk: Ja, genau.

Suff: Ja, aber ohne Scheiß, wir hatten irgendwann 40 bis 50 Skizzen, die wir durchgehört und bestimmt haben, was kommt auf das Album, was kommt auf die 10” oder was kommt ganz runter. Da haben wir schon bei manchen Sachen gesagt, das ist einfach nicht gut genug.

Dexter: Wir waren uns meistens schon einig und jeder wusste, wenn etwas nicht gut war. Es war auch manchmal so, dass man etwas gemacht hat, worauf einem nichts mehr eingefallen ist. Dann haben wir das einfach mal liegen lassen und beim nächsten weitergemacht.

Suff: Fuck it.

Dexter: Genau, fuck it.

Ihr seid ja nun schon eine Weile zusammen, seid aber weiterhin auch noch solo unterwegs. Muss man sich auf solche Kompromisse erst wieder einlassen können?

Dexter: Alleine daheim kannst du eigentlich immer arbeiten. Das ist eine willkommene Abwechslung, auch mal auf diese Weise zu arbeiten. Ich freue mich immer, wenn ich Kompromisse eingehen darf.

Suff: Es ist eigentlich immer schön, weil durch die Betty Ford Boys haben wir drei überhaupt die Möglichkeit, uns zu treffen. Sonst würden wir uns nur sehr selten sehen. Durch die Tour, das neue Album und die Auftritte sehen wir uns ungefähr einmal im Monat. Das ist total cool und das machen wir auch gerne. Die Kompromisse geht man gerne ein, manche Sachen wurden dadurch natürlich auch ganz anders produziert, als hätte man es selber gemacht.

Brenk: Das ist aber auch der Vorteil davon, wenn man andere Sichtweisen hört und sieht und sich davon inspirieren lassen kann.

Suff: In einer Beziehung muss man auch mal Kompromisse eingehen.

Brenk: In unserer schnuckligen Boyband.

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Ihr seid jetzt erstmal wieder zusammen auf Tour unterwegs. Gibt es schon Pläne für danach was eure Solo-Projekte oder auch die Betty Ford Boys angeht?

Suff: Also das Album muss ja auch erst einmal rauskommen, das kommt erst am 28. November. Wir haben noch eine EP gemacht, die wir jetzt auch wirklich nur ihm Rahmen der Tour verkaufen und das Album folgt dann im November. Da wir das erst fertiggestellt haben, haben wir auch noch nicht über das neue Album gesprochen. Ich glaube im nächsten Jahr heißt es für uns, wieder ein bisschen mehr solo Musik zu machen und 2016 ist dann das Comeback.

Dexter: Wobei es schon sein kann, dass wir nächstes Jahr eine 10” veröffentlichen.

Suff: Ja, das ist nicht ausgeschlossen. Aber bisher gibt es keine Pläne.

Tut euch dieser Abstand zueinander auch mal ganz gut?

Brenk: Mir sehr gut.

Suff: Dadurch, dass man sich so selten sieht, brauche ich da eigentlich keinen Abstand.

Dexter: Man sieht sich ja einmal im Monat.

Suff: Die letzten Monate war es vielleicht weniger, aber wir hatten zusammen noch nie einen schlechten Tag. Es ist immer ein Fest.

Wenn man sich euer aktuelles Video anschaut, fallen einem die bunten Bonbons auf. Was hat es mit diesen auf sich?

Brenk: Wenn wir das wüssten!

Dexter: Das war, ganz unromantisch gesagt, die Idee von dem, der das Video gemacht hat. Das sollte alles ein bisschen im Obskuren gelassen werden. Das soll nicht heißen, dass wir hier die großen Drogen-Verticker sind, sondern dass das eher mit einem Augenzwinkern zu sehen ist. Deswegen auch die Plastik-Knarren. Das ist einfach nur ein Scherz.

Suff: Ich glaube, Timo (Anm. d. Red.: Milbredt, Cinematographer) wollte einfach ein paar gängige Klischees auf die Schippe nehmen.

Heißt das, dass auch keine weitere Story geplant ist, die im nächsten Video weitergehen könnte?

Suff: „To be continued“ steht hinten dran, das lässt alles offen.

Dexter: Aber das heißt ja nichts.

Brenk: Das heißt alles und nichts.

Dexter: Das kann auch in deinem Kopf „to be continued“ werden.

Gibt es aus eurer Sicht noch eine Droge, die noch erfunden werden muss?

Brenk: Saure Milch.

Aus welchem Grund?

Brenk: Einfach so. Generell.

Suff: Da herrscht auch Konsens bei uns.

Was ist aus musikalischer Sicht die perfekte Einstiegsdroge? Was war es bei euch?

Suff: Tja, Falco war’s bei mir. Ich war früher als Kind ein sehr großer Falco-Fan. Mein Vater hatte einen Laden, in dem auch Platten verkauft wurden. Er hat uns immer die Cover mitgebracht, dann haben wir uns die Haare so gegelt wie Falco.

Ein schönes Style-Vorbild, das sich anscheinend nicht bis heute gehalten hat.

Suff: Das nicht. Aber to the fullest gelebt.

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Wie kam es zu eurem eigenen Obstler („Stromwandler Direkt“), den ihr gebrannt habt? Wollt ihr noch weiter in die Food-Szene vordringen?

Suff: Ja genau, Musik machen wir bald gar nicht mehr, sondern widmen uns nur noch dem Spirituosen-Handel.

Brenk: Und Quark-Aufstriche.

Suff: Und Fashion kommt auch. Wir sind nur noch am designen, Kanye West ist da unser großes Vorbild.

Brenk: Und die Quark-Branche wartet auf uns.

Suff: Ja, da gibt es noch was zu holen. Du siehst, du kriegst da nicht immer Antworten.

Dexter: Wie war die Frage nochmal?

Wie es zu eurem Drink gekommen und ob in diesem Bereich noch etwas geplant ist.

Dexter: Jawohl.

Suff: Da kommt Ende des Jahres noch etwas. Es gibt Ginger Cat, ein Ingwer-Schnaps aus Köln. Der wird von einer Person per Hand abgefüllt und gemacht. Den hatten wir auf unserer ersten Tour dabei, das ist ein super leckerer Schnaps. Der macht eine Betty-Ford-Boys-Weihnachts-Special-Edition, aber wie das genau aussehen wird weiß ich noch nicht. Da kümmern sich mittlerweile ja immer andere Menschen drum, wir machen nur noch die Musik. Robert zum Beispiel kümmert sich um das Kreative.

Und ihr drückt am Schluss einfach euren Stempel drauf?

Suff: Genau, wir kassieren nur die Euros.

Dexter: Die arbeiten wochenlang und dann sagen wir „Scheiße“.

Suff: Ja, das ist manchmal dann wirklich so. Wenn das Konzept schlecht ist, dann ist es halt so.

Dexter: Oder wenn man nachher merkt, es war zwar nett gedacht, aber trotzdem scheiße.

Ihr habt vorhin schon erwähnt, dass ihr immer sehr alkoholische Zusammenkünfte hattet. Habt ihr einen gemeinsamen Lieblings-Drink?

Dexter: Der gute alte Gin Tonic.

Brenk: Ja, Gin. Oder Ginger Ale ist auch gut.

Suff: Es gab auch eine große Hennessy-Zeit, aber den Hennessy haben wir an den Nagel gehängt.

Gab es einen Grund dafür?

Suff: Es war einfach zu viel.

Brenk: Es gab Gedächtnislücken.

Dexter: Ich muss auch sagen, das hört sich jetzt zwar etwas spießig an, aber es ist viel cooler, wenn man nicht so viel trinkt. Dann kann man am nächsten Tag normal aufstehen, normal frühstücken und fahren, ohne dass einem schlecht wird.

Suff: Aber das ist klar. Bei der ersten Tour war wir alle noch so hype, da war jeder Abend noch eine dicke Party. Heutzutage sind wir ein bisschen professioneller. Jetzt gibt es nur drei Gin Tonic und fünf Bier anstatt …

Brenk: … 17.

Wann kommt man auf dem perfekten Level an?

Dexter: Ich merke, es wird darauf abgezielt, dass wir Konsumenten sind.

Suff: Die Frage würden wir wahrscheinlich jedes Jahr anders beantworten. Letztes Jahr hätten wir gesagt eine Flasche Gin, eine Flasche Hennessy plus etliche Biere. Heute ist es nur die Flasche Gin und ein paar Biere.

Brenk: Und Wasser.

Dexter: Viel Wasser ist das Geheimnis.

Brenk: Zwischendurch.

Suff: Wir sind ja nicht mehr die jüngsten, da kann man das nicht mehr so machen.

Brenk: Wir gehen ja auf die 50 zu.

Euer Album heißt „Retox“. Von was braucht die Welt eurer Meinung nach eine Entgiftung?

Suff: Branko, das ist deine Frage.

Brenk: Du schiebst mir die schwierigste Frage zu. ich würde sagen, Dexter ist da eigentlich der Richtige für die Frage.

Dexter: Wie, die Welt muss von mir entgiften?

Brenk: Das auch. Aber ich hab gehofft, du weiß die Antwort.

Suff: Als Arzt bist du wirklich prädestiniert.

Anders gefragt: Wer kam auf den Titel und warum?

Brenk: Das waren wir gemeinsam.

Dexter: Wobei das ja eigentlich „wieder-giften“ heißt.

Suff: Genau, erst wollten wir es „Detox“ nennen, aber dann haben wir mit Dre gesprochen und der hat gesagt, das ist nicht cool. Dann haben wir gesagt, ok, fuck it, dann nennen wir es einfach „Retox“. Und das hat auch Sinn gemacht, denn den letzten Monat haben wir uns nicht gesehen und wir sind auch wirklich ruhiger geworden im letzten halben Jahr. Da haben wir fast eine Detox-Kur gemacht. Jetzt, wo wir wieder zusammentreffen, werden wir wieder „ge-retoxed“.

Dexter: Ich glaube ich kann so eine tiefgreifende, philosophische Frage im Moment nicht beantworten.

Welche Gedanken habt ihr euch zum Album gemacht, was das Konzept angeht? Oder ist das alles in eurer gemeinsamen Zeit bei der Arbeit am Album entstanden?

Suff: Mit Konzept an Musik rangehen geht für mich eh nicht. Wir lassen uns da einfach von den Samples, die wir dabei hatten, leiten. Es ist auch ganz viel Zufall, was da so passiert.

Dexter: Auch ganz viele Momentaufnahmen, die dann einfach weitergesponnen werden. Wir wussten ja nicht mal ob das funktioniert, zu dritt Musik zu machen. Deswegen sind wir völlig kopf- und konzeptlos in die Hütte gefahren und haben das gemacht.

Suff: Als das alles stand haben wir uns gefragt, was zusammenpasst. Das war das einzige Konzept, das wir hatten: Wie kann man das ordentlich durchhören oder was macht Sinn, auf die Platte zu kommen. Welche Tracks kommen runter, welche kommen auf die 10” Wir haben auch sehr melancholische, depressive Stücke, die wir auf die Downers-Seite der „Uppers/Downers” EP gepackt haben. Das war eigentlich das einzige Konzept. Es war also doch ein Konzept.

Gibt es jemandem, mit dem ihr gerne musikalisch zusammenarbeiten würdet?

Brenk: Dom Kennedy.

Suff: Ja. Da sind wir alle drei einer Meinung. Und gegen Snoop Dogg würde auch keiner was sagen.

Famous last words?

Dexter: Kacke.

Brenk & Suff: Ja, kacke ist ein gutes letztes Wort.

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„Retox“ erscheint am 28. November 2014
fb.com/BettyFordBoys

Bilder: Denise Roidl Fotografie

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