Mit ihren „Little Numbers“ haben sie vor fünf Jahren die Musikwelt erobert – mittlerweile sind BOY mit ihren verspielten Pop-Chansons international erfolgreich. Jetzt sind Sängerin Valeska und Musikern Sonja mit ihrem zweiten Album „We were here“ zurück und erzählen von emotionalen Momenten, persönlichen Erfahrungen und spannenden Geschichten, die sie in den vergangenen Jahren erlebt haben. Trotz der großen Gefühle schaffen es die beiden Künstlerinnen dabei, nie die Leichtigkeit in ihren Songs zu verlieren und mit warmen Melodien und akustischen Elementen charmante Popsounds zu kreieren, die trotz ihrer Eingängigkeit nicht belanglos klingen.
Genau diese Mischung ist es wohl auch, die das Duo, das sich 2005 in Hamburg kennenlernte, inzwischen auf dem ganzen Globus zu gern gesehenen Gästen macht. Nach zwei ausverkauften Touren durch Deutschland und die Schweiz, die Heimatländer der beiden Musikerinnen, und zahlreichen Zusatzshows und Festival-Gigs kommen BOY nun in einem ganz besonderen Rahmen nach Stuttgart: Beim New Fall Festival spielen Sonja und Valeska am 28. Oktober vor der Kulisse des Mozart-Saals in der Liederhalle ein Konzert und geben so ganz intime Einblicke in ihr Schaffenswerk – und das in bester Klangqualität.
Nach dem Konzert lohnt es sich dann übrigens, noch ein wenig länger am Berliner Platz zu verweilen. Man munkelt, die beiden wären einem Besuch im gegenüberliegenden Freund + Kupferstecher im Anschluss nicht abgeneigt und haben außerdem letztes Jahr beim New Fall Festival in Düsseldorf erstmals Erfahrung hinter dem DJ-Pult sammeln dürfen. Was dabei auf die Plattenteller kommt? „Alles, wozu wir selber gerne tanzen würden. Also viel HipHop, aber auch andere Genres. Letztes Jahr war das unser allererstes DJ-Set. Ein bisschen schade war, dass viele Leute vor dem Pult standen und uns angeschaut haben, anstatt zu tanzen. Wir hoffen, das nächste Mal wird das anders – sonst leihen wir uns die Helme von Daft Punk aus!“, erklärt Sonja und legt gleich nach, worauf es ihr sonst bei einer Party ankommt: „Am wichtigsten finde ich eigentlich immer die Menschen, mit denen man unterwegs ist. Wenn das eine gute Truppe ist, ist es manchmal fast egal, wo man landet, weil man dann an vielen Orten eine gute Zeit haben kann. Ok, in einem Schlagerschuppen würde ich es nicht so lange aushalten. Es sei denn, es läuft eine Platte von Dagobert.“ Grund zum Feiern hat Bandkollegin Valeska bei ihrem Auftritt ohnehin – das Datum fällt nämlich genau auf den Geburtstag der Sängerin, die sich am liebsten ein Geburtstagsständchen von den ebenfalls beim New Fall Festival auftretenden Herren von Wanda wünscht. Das außergewöhnlichste Geschenk, das sie bisher bekommen hat, war nach eigener Aussage ein Fisch – ob sich das noch übertrumpfen lässt?
Richtig genervt sind die beiden dagegen aktuell „vor allem von der AfD und Donald Trump“. Sonja findet zur aktuellen politischen Lage klare Worte: „Ich bezweifle, dass man als Band unserer Größenordnung die Meinung der Gesellschaft bilden kann. Das wäre schön. Ich finde aber wichtig, dass man öffentlich Position bezieht – das tun wir auch immer wieder – denn das kann ein Beitrag zum allgemeinen Diskurs sein. Und das Wichtigste ist doch, dass wir alle im Gespräch bleiben, uns austauschen und versuchen zu verstehen, woher die Berührungsängste mit anderen Kulturen kommen und wie wir diese abbauen können. Wir müssen Anteil nehmen an dem Schicksal, das so viele Menschen in Syrien und anderen Ländern in dieser aufwühlenden Zeit ereilt, und können nicht einfach unsere Türen schließen und so tun, als würde uns das nichts angehen.“ Und Valeska stimmt zu, dass sie gerade fürs Stellung beziehen auch andere Künstler bewundert: „Enno Bunger dafür, dass er mit ‚Wo bleiben die Beschwerden‘ einen starken politischen Popsong geschrieben hat. Zum Glück beziehen immer mehr Künstler Position und zeigen Haltung, aber diese auch auf eine überzeugende Art und Weise in Songtexte einfließen zu lassen ist für mich die Königsdisziplin. Das gleiche gilt für Kate Tempest. Der Text von ‚Europe Is Lost‘ hat mich umgehauen.“
Von diesem Thema mal abgesehen lassen sich die beiden aber nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Nur ein kleines Phänomen in Sachen Popkultur findet Sonja eher unnötig: „Was ich manchmal ein bisschen schade finde, ist, dass gute Popmusik, sobald sie bekannter wird, ihren ‚Coolness‘-Faktor bei manchen Hörern verliert, nur weil sie plötzlich eben von vielen Leuten gehört wird. Das finde ich Quatsch. Gute Musik bleibt gute Musik. Und es ist doch super, wenn auch mal die breitere Masse guten Geschmack beweist.“ Ein Statement, das man so nur unterschreiben kann.
BOY sind am 28. Oktober beim New Fall Festival in der Liederhalle.
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Bild: © Inga Seevers
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