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die Orsons
im Interview

Die Orsons Orsons Island Album Release Interview

Anlässlich der neuen Platte haben wir die selbsternannte „erste reale Boyband“ zu einem Gespräch in der Galerie Kernweine getroffen, um über Urlaub, Freundschaft und Musik zu plaudern. Trotz melancholischen Bars bleiben auf „Orsons Island“ Wortwitz und der gewohnte Hang zur Selbstironie nicht auf der Strecke und auch in Sachen Themenvielfalt sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Wer nicht sowieso schon reingehört hat, kann sich davon am 26. Oktober 2019 in der Porsche-Arena am besten gleich live überzeugen.

„Orsons Island“ klingt nach Urlaub – wo ging es hin?

Bartek: Wir sind nach La Palma geflogen. Aber dort haben wir nach zwei Tagen gemerkt, okay, Freunde-Urlaub funktioniert wohl doch nicht und dann ist zwangsläufig wieder Musik entstanden. Nee, es war wunderschön!

Maeckes: Aus menschlicher Unfähigkeit ist es dann doch wieder passiert.

Bartek: Es hat einfach in den Fingern gejuckt. Nach drei Tagen geile Sachen und Landschaften anschauen saßen wir dann abends zusammen und mussten einfach was auf der Gitarre spielen.

Wie ging’s dann weiter? Habt ihr Inselhopping betrieben?

Maeckes: Nee, wir sind immer wieder zurück nach Hause und ein paar Wochen später dann wieder los. Wir haben gemerkt, dass einige gute Lieder dabei rausgekommen sind und es hat sich auch einfach gut angefühlt, mal im Urlaub zu sein. Dann haben wir den Weltklasse-Plan geschmiedet: Wir tun so, als ob wir ein Album machen und die Plattenfirma soll uns die ganzen Reisen bezahlen. Danach haben wir noch zwei Reisen genau nach diesem Prinzip hinbekommen und dann hat sich aber schon abgezeichnet, dass wir wirklich an was arbeiten und es ein richtiges Projekt wird. Während wir in der Zwischenzeit wieder zuhause waren, ging es auch immer schon ein bisschen weiter. Es war alles in Dropboxen und wir haben in der Zeit auch ein bisschen mehr geschrieben und weiter musiziert. Dadurch sind die anderen Reisen viel mehr zu Musikreisen geworden. Und rausgekommen ist „Orsons Island“.

Über welchen Zeitraum ging das?

Bartek: Ich würde sagen, dass es fast zwei Jahre waren.

Maeckes: zwei bis zweieinhalb.

Tua: Also nicht netto, es war super episodisch. Wir haben zwei, drei Wochen „Urlaub“ gemacht, dann sind wir zurückgeflogen und alle waren wieder in ihren Dingern drin und man hat sich eher über die Dropbox auf dem Laufenden gehalten. Maeckes hat das vor Kurzem auch genial festgestellt: die Reise, die auf dem Album abgebildet ist, von ganz schön dicht bis zu total chillig, die haben wir genau rückwärts erlebt. Wir haben super chillig angefangen, also eigentlich mit dem, was auf dem Album im vierten Kapitel passiert. Eher mit dem Gefühl irgendwo anzukommen und sich wohl zu fühlen. Gegen Ende hin, bis das Album dann fertig und raus war, wurde es schon zunehmend stressig.

Die Einteilung in vier Kapitel – hat die sich einfach so ergeben oder war es relativ schnell klar, dass es diese vier geben muss? Und wurde nach dem Prinzip dann auch die Songauswahl getroffen?

Bartek: Es hat sich irgendwann homogen ergeben. Wir hatten über 80 Songs in der Dropbox! Aber die, auf die sich alle vier einigen konnten, hat Tua alle in ’ner Nacht-
session angeschaut, ’ne Mindmap gezeichnet und überlegt, ob man das irgendwie gliedern kann. Es war schnell klar, dass wir zu gewissen Themen mehrere Songs hatten und sich das Ganze wie eine Reise entwickelt hat. Danach konnte man dann nochmal spezieller rangehen, nochmal nachproduzieren oder an den Songs feilen.

Tua: Es ist auch oft so, dass sich Sachen wiederholen. Wir sind ja nicht als Band losgelaufen, sondern als Solokünstler und dadurch, dass jeder auch selbst mit seinen Leuten oder von sich aus Musik produziert, wiederholen sich die Dinge auch. Aus meiner Sicht hast du als Künstler ja nicht jeden Monat sieben Themen, die du einfach abarbeitest, sondern meistens hat man einen bestimmten Kern in sich, worum es gerade bei einem geht. Dann macht man fünf bis sechs Anläufe für einen Song oder der andere springt mit auf oder man kann die Songs zusammennehmen und somit ergänzt sich das Ganze. So haben wir beim Album auch ausgewählt, um nicht 25 gleiche Songs, sondern das Destillat aus allen Themen und Liedern zu bekommen.

Maeckes: Destillare due.

So etwas zu viert zu entscheiden, stelle ich mir ganz schön schwierig vor …

Maeckes, Tua, Bartek: Äußerst schwierig!

Tua: Wir sind aber besser geworden.

Maeckes: Bessa bessa bessa …

Tua: Nee, wir sind wirklich besser geworden. Es ist natürlich immer noch ein Schmerz im Hintern, wenn die anderen einem sagen, dass die Idee, die man gerade drei Tage frenetisch verfolgt hat, nicht so geil ist.

Seid ihr vernünftiger geworden?

Tua: Ich glaube, wir sind uns über das, was wir wollen, mehr einig als früher. Und man ist eher bereit, für ’nen guten Song selbst mal zurückzustecken.

Maeckes: Man nimmt die Kritik der anderen auch eher an – Egokilling seit 10 Jahren, since 2009! Immer, wenn man dann nach einer längeren Pause sein Solo-Zeug machen und genau seinen Film fahren konnte und dann zurückkommt in diese Gruppierung, in der jeder einem alles genau so sagt, wie es ist, dann muss man erstmal klarkommen und denkt sich „Oh man, ihr checkt’s alle nicht.“ Bis man wieder feststellt, dass die irgendwie recht haben. Wenn die drei anderen Orsons was meinen, dann ist da schon meistens was dran. Selbst wenn es nicht genau meine Meinung ist, ein Fünkchen stimmt schon, sonst würden die sich nicht vereinen. Das haben wir dieses Mal viel mehr als Gradmesser hingenommen, bei den anderen Alben hat man halt gesagt „Okay, die drei checken gar nichts. Punkt.“

Eure Videos sehen ziemlich nach Spaß aus …

Bartek: Nee, auf keinen Fall. Das ist alles gespielt, wir sind einfach gute Schauspieler.

Tua: Ich finde, das ist über die Jahre bei den Orsons allgemein besser geworden. Man erkennt an, dass der andere bei manchen Sachen ganz klar ein Talent hat, einem selbst vielleicht auch überlegen ist und es ist dann eher so „geil, dass du das machst – ich halte mich da jetzt ein bisschen zurück und bin eher dankbar und freu mich darauf“, als dass man alles kaputt diskutiert. Vor geraumer Zeit wollten alle immer alles sagen und jetzt ist man so: „Hey, der macht das schon“. Und am Ende freut man sich über das Ergebnis. Das ist beim Ausproduzieren stellenweise auch bei mir so. Bartek bringt einfach diese performativen Qualitäten mit sich. Zuletzt auch in „Bessa Bessa“ zu bewundern. Keiner von uns könnte so ein Roboter sein wie Bartek. Der Schlager-Roboter!

Bartek: Kaas könnte ein Roboter sein, der ausgeschaltet wurde.

Tua: Kaas ist fürs Schweigen zuständig. Kaas ist eigentlich gar nicht da. Kaas ist eine Vogelscheuche, die wir immer weird anziehen.

Alle: Jaaaaa! (selbst Kaas muss schmunzeln)

Vielen Dank für das Interview!

 

Info: Orsons Island

dieorsons.de

 

Vielen Dank an unseren Fotografen Jakob Marwein!

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