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Interview
Maximilian Wiedemann

Der in London lebende Künstler Maximilian Wiedemann hat unser Cover für die Ausgabe 01/17 gestaltet. Wir haben ihm ein paar Fragen zu seinem Schaffen und seiner Inspiration gestellt:

Wovon lässt du dich inspirieren?
Meine Inspiration sind die Markenwelt und die Ästhetik der Lebenskultur der Reichen und Schönen wie in Saint-Tropez, Monaco, New York, Paris und London. Das ist so ein Zeitgeist, bei dem sich das Wertegerüst in eine sehr materialistische Richtung verschoben hat. Ich finde es bizarr zu beobachten, dass Statussymbolik, Reichtum, Power und Aussehen mittlerweile eher die Devisen sind, die ein Individuum in der Gesellschaft auszeichnen, als Werte wie Höflichkeit, Ruhe, Loyalität und Gelassenheit, für die ich plädiere. Die Ambivalenz, die heutzutage zwischen Geld und Liebe existiert, wie sich beide gegenseitig anziehen, aber auch aufheben, ist ein Leitthema und der rote Faden meiner Arbeit. In der Kunst verwende ich gerne Ironie als Sprache, um diesen Zwiespalt aufzuzeigen und unsere schnelllebige Gesellschaft in meinen Werken zu reflektieren. Diese Welt ist sehr interessant und ich liebe sie, aber im humanen Sinne wünsche ich mir, dass die Menschen etwas mehr Ehrlichkeit mit sich bringen und nicht nur versuchen etwas darzustellen, was sie vielleicht gar nicht sind. Im Prinzip lasse ich mich von jeder Situation in meinem Leben inspirieren – ob das nun ein Spaziergang im Park ist, ein Essen mit Freunden oder der Besuch in einem Nachtclub – am meisten aber natürlich in Gesellschaft oder wenn ich unterwegs bin.

Welche Künstler bewunderst du selbst?
Siebdruck und Urban Art haben mich sehr geprägt. Ich finde diese Technik faszinierend. Deshalb natürlich Andy Warhol, der damals schon Statussymbole wie Coca Cola, Campbell’s Soup und Marilyn Monroe in seine Werke eingebunden hat. Viele meiner Arbeiten und Denkweisen lehnen an ihn an, wenn ich dagegen trippe und etwas freizügiger male kommt natürlich Basquiat wieder zum Gedanken. Auch Keith Haring, der im Sinne des Graffiti groß geworden ist. Ich bin damals von Stuttgarter HipHop inspiriert worden, von 0711, von Strachi, Ju und Wasi, die Freunde von mir waren und mit denen ich diesen Lifestyle zelebriert habe. Noch heute bearbeite ich alles mit der Sprühdose! HipHop und High-End verschmelzen bei mir. Richard Prince, der diese Krankenschwestern gemalt hat und auch von der Konzeption her sehr ironisch ist. Das sind Leute, mit denen ich mich beschäftige. Ich habe lange in der Werbung gearbeitet, deshalb haben mich auch die Manipulation und Seduktion dort sehr inspiriert, die ich versuche in die Kunst umzutragen. Jeff Koons möchte ich noch hinzuziehen, der ja ähnlich zu mir erst Banker war und sich auch an Sujets aus der Welt der Liebe bzw. Pornografie, des Glanzes und des Ruhmes bedient. Eine Kultur, die er überspitzt porträtiert, wie auch seine Skulpturen eine überdehnte Statussymbolik darstellen.

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Wovon braucht die Welt mehr?
Gerade in Zeiten politischer Turbulenzen und Migration muss man mehr aufeinander schauen. Als Künstler ist es die Aufgabe den Zeitgeist zu interpretieren und daher ist mein Appell: mehr Humanität! Diversifikation und die Variation von verschiedenen Kulturen ist das, was die Menschen ausmacht. Deshalb wünsche ich mir mehr Offenheit, Akzeptanz, Toleranz und Integration! Und natürlich braucht die Welt viel mehr Künstler, die das ganze Leben bunter machen. Freigeister, die sich entfalten können, damit das Leben nicht zu stringent und nüchtern ist.

Und wovon weniger?
Weniger Intoleranz, weniger egozentrisches Denken, weniger Barrieren. Und weniger Strafzettel in den Straßen, vor allem beim Parken in Stuttgart. Weniger Stress. Ich observiere, dass der Druck bei vielen Leuten sehr hoch ist. Die Schnelligkeit, in der wir leben, ist erdrückend und ich denke jeder Mensch braucht ein bisschen mehr Ruhe, um sich individuell entfalten zu können. Jeder hat ein Recht dem Sinn des Lebens näher zu kommen, zu genießen, nicht nur dem Geld hinterher zu rennen und die Rechnungen zu bezahlen. Die Essenz des Menschseins müsste mehr in den Vordergrund kommen. „Sit back and smell the roses of life“!

Mit deiner Kunst stellst du Statussymbole in Frage – was ist das wertvollste, das du besitzt?
Ich bin kein Mensch, der auf Besitz steht. Ich bin ein Freigeist, obwohl ich gerne schöne Sachen in meinem Leben habe. Ich bin seit drei Jahren Vater und lebe mit meiner Frau in London. Mein Familienleben ist das wertvollste, was ich habe. Daher kommt auch die Energie, neue Ideen zu schaffen, nach vorne zu kommen, fleißig zu sein und sich den richtigen Werten im leben zu widmen. Das Wichtigste in meinem Leben sind meine Familie, meine Freunde, die mich unterstützen und die Integrität und Loyalität, die ich von diesen Menschen habe.

 

instagram.com/maximilianwiedemann

Maximilian Wiedemann wird repräsentiert durch Prime Cut Mangaement: primecutmanagement.com

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