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PSAIKO.DINO im Interview

Viele kennen PSAIKO.DINO als DJ von Cro – dabei ist der Endzwanziger eigentlich in erster Linie auch ein ausgesprochen begnadeter Produzent. Nun erscheint Mitte Januar sein erstes Album „#hangster“, auf dem er Rapper der verschiedensten Facetten von Rucksack bis Straße auf Tracks vereint. So sind u. a. Haftbefehl, Patrice, Cro, ĆELO & ABDÏ, Capo, SAM, Palina (Rojinski) Power, Bartek, Megaloh, die Atzen, Eko Fresh, Muso und Sido mit am Start. Wir haben mit PSAIKO.DINO über seine rasante Karriere und sein Album gesprochen …
 

Hallo PSAIKO.DINO, kannst kannst Du uns kurz deine Geschichte zusammenfassen?
Hey was geht ab, ich bin PSAIKO.DINO! Ich war eigentlich schon immer in Freundeskreisen unterwegs, in denen HipHop gemacht wurde, dann bin ich nach Stuttgart gekommen, hab den Carlo kennen gelernt und jetzt bin ich hier im re.flect Magazin.

Wie habt ihr Euch kennen gelernt, Du und Carlo bzw. Cro?
Über Chimperator, Ich hab dort ein Praktikum als Graphiker gemacht. Aber ich war mit allen cool, das war eher ein Kumpel-Praktikum. Und weil ich eben mit allen cool war, hieß es irgendwann: „Hey, wir haben da jemand neues entdeckt und der kommt vorbei“ und damit wir das neue Umfeld ein bisschen kennen lernen, waren wir in der Stadt, Spaß haben und was trinken und sind seit dem Tag über gute Kumpels. Er war ja auch gerade frisch nach Stuttgart gekommen und ab dem Tag haben wir jeden Tag abgehangen und Musik gemacht haben. Er hat mich auf der Arbeit besucht, ich ihn zu Hause, weil er in der Nähe gewohnt hat. Und dann hieß es auf einmal: „Ihr geht jetzt auf Tour, ihr seid das Team.“

Wie bist du zum Produzieren gekommen?
Wie gesagt, ich war schon immer in Freundeskreisen, in denen Musik gemacht wurde. Da waren Rapper, DJs und Producer und irgendwann hat sich da rauskristallisiert, dass ich eher in die Producer-Ecke, also eher ein bisschen in den Hintergrund, gehe. Das hat mir einfach mehr Bock gemacht. Zuhause wirfst du den PC an und kannst dann direkt loslegen. Das hat sich so ergeben und war dann immer hobbymäßig nebenher mitgeschwappt. Aber es war nie so, dass ich mir gedacht habe: alles für die Musik, weil da bin ich realistisch genug…

Take Over 2015.
Ja, jetzt hab ich natürlich das Glück, dass ich so ein Album machen kann, jetzt ist es noch mal ein bisschen was Anderes. Das DJ-Ding war eigentlich eher … ich war nie DJ, es kam wie gesagt der Tag an dem es von Chimperator hieß: „Ihr seid das Team, ihr bringt euch das jetzt bei. Carlo, du musst jetzt lernen auf der Bühne zu rappen und du musst dir das DJing beibringen“. Das war vor zwei Jahren und jetzt bin ich da wo ich bin.

Hast Du dich also auch schon am Rappen ausprobiert am Anfang?
Ja, ich hab ja auch auf dem Album mal. Ich meine, wenn man immer mit Rappern zu tun hat, dann ist das spaßmäßig klar. Aber ich hab das nie wirklich ernsthaft gemacht. Natürlich hab ich manchmal auch Bock drauf, aber ich hab glaub ich nicht die Motivation mich hinzusetzten und das auf ein Level zu bringen, auf dem man es auch veröffentlichen könnte.

Ab wann ist die Idee entstanden das Producer-Album zu machen? Wie hat sich das ergeben?
Es war so, dass ich immer Beats gemacht habe und darunter auch „Ja Ja Ve Ve“ von Hafti war und dadurch hab ich irgendwie so ein ganz gutes Standing gehabt, obwohl ich mich nicht wirklich drum gekümmert habe ganz viele Beats zu platzieren. Dann habe ich irgendwann mit Jan von Chimperator telefoniert, der jetzt den neuen Verlag macht, wo auch alle Producer gesignt werden sollen, die hier im Umfeld sind. Und wir haben uns überlegt: „Hey, warum machen wir nicht einfach mit dir ein Album? Du machst gute Beats, warum nicht?“ Dann haben wir festgestellt, dass wir so ein Standart-Producer-Album eigentlich nicht machen wollen und uns ein Konzept überlegt. Auch gerade weil Cro feat. Haftbefehl ein bisschen der Song ist, der gerade am meisten erwartet wird und wo alle davon ausgingen, dass er irgendwann kommen wird. Aber dann ist es wieder so, dass es keiner so richtig mit auf sein Album nehmen will, weil es nicht ganz reinpasst. Und gerade für solche Fälle wollten wir eine Plattform schaffen, wo Leute zusammenkommen können und wo man Sachen machen kann, die man sonst vielleicht nicht machen würde.

Ja, das fand ich auch das Schöne an der ersten Single, dass beide – sowohl Hafti als auch Cro – Eckpunkte vom Start deiner Karriere waren. Daher ist es schön, dass die da zusammen sind. Gab es als du dich an die Arbeit vom Konzept gemacht hast auch ein musikalisches Producer-Vorbild?
Nein, nicht wirklich. Ich mag sehr viele verschiedene Leute. Von Producern zum Beispiel GEE Futuristic oder Shuko – aber da gibt es so viele, da fühl ich mich schlecht, wenn ich mit dir die erwähn’ und ich noch viele andere erwähnen sollte. Auch gerade beim HipHop-Producing kann jeder eigentlich geile Sachen machen, den man gerade so auf dem Schirm hat. Ich glaub bei Rappern ist es noch mal was anderes, da kann man zum Beispiel sagen „Boah, den mag ich gar nicht“. Aber bei Producern gibt es nie jemanden, der nur komplett scheiße ist. Und da gibt es so viele, gerade Amis, wie Kanye West, aber da jetzt anzufangen die aufzuzählen – das wäre ein Krampf.

Gibt es aktuell von den 14 Tracks einen Lieblings-Track auf „#hangster“, den du ganz besonders geil findest?
Nein, nicht wirklich. Ich bin voll froh, dass ich so viele krasse Leute drauf habe, die ich schon als kleines Kind gefeiert habe, wie zum Beispiel Sido, Eko oder Sultan Hengst und Patrice. Das sind ja fast alles über krasse Leute, mit Namen, die einem was sagen. Ich bin daher auf alle Lieder stolz die drauf sind, weil ich froh bin, dass es alles so geklappt hat.

Es gibt natürlich das Konzept von „#hangster“, aber unter welchen Gesichtspunkten hast du deine Albumgäste noch ausgesucht?
Bei besagtem Telefonat mit Jan haben wir uns direkt eine Liste gemacht. Wir haben gefühlt fünf Stunden telefoniert, weil wir das Konzept und die Idee so geil fanden. Es ist eigentlich schade, dass keiner mehr diese Liste hat – es wäre lustig die mal zu vergleichen von damals auf heute. Natürlich sollte bei den Leuten ein gewisser Kontrast da sein und dann wurden die Beats erst gemacht, wenn wir eine Zusage hatten. Und sonst hab ich natürlich die Leute reingenommen, die ich persönlich mag, also da ist jetzt niemand drauf, den ich scheiße finde. Ich hätte niemand mit rein genommen, den ich nicht feier, nur weil er bekannt ist – da muss schon eine musikalische Übereinstimmung da sein.

Was sind deine Erwartungen an das Album, jetzt wo es fertig ist?
Das wurde ich schon öfters gefragt, aber eigentlich habe ich gar keine Erwartung. Ich bin echt so froh, dass ich so etwas überhaupt machen konnte über diese Plattform, die ich mir über Carlo aufgebaut habe. Das ist für mich eigentlich schon Freude genug. Ich meine klar, je besser es chartet und das Konzept gut angenommen wird, desto geiler. Andererseits: Jeder von den Rappern, die drauf sind und deren Managements feiern das Konzept über krass. Also es wird quasi schon erwartet, dass es mega einschlägt und davor habe ich schon ein bisschen Angst, dass die Erwartungen so krass groß sind, dass es vielleicht den einen oder anderen enttäuscht, wenn es nicht groß chartet. Deswegen habe ich eigentlich keine Erwartung. Ich bin froh, dass ich das machen konnte, der Rest ist nur das i-Tüpfelchen.

Wie beurteilst du den aktuellen Stand im deutschen HipHop? Was gefällt dir oder gefällt dir nicht?
Gute Frage. Mir fehlt eigentlich nichts. Ich finde es gut, dass die Menschen gerade so offen sind und Rap gerade so dermaßen präsent ist. Es geht ja gerade fast jedes Album auf Platz eins, sowohl Gangster-Sachen, als auch netter Rap. Ich finde es gut, dass alles gerade so ein bisschen mit einander verschmilzt und fast alle nett und cool miteinander sind. Unter dem Gesichtspunkt ist ja auch so ein Album wie „#hangster“ nur möglich. Es gab ja mal eine Zeit, in der nur Gangster-Rap Erfolg hatte oder nur realer Rap wie Blumentopf und jetzt ist es so, dass generell HipHop bei den Leuten auf dem Schirm ist, das ist schon sehr cool.

Es gab ja diesen „Kendrick Lamar“-Effekt, wo er seinen Control-Vers gemacht hat. Wenn man Rap als klassisches Competition-Ding sieht, wer ist im deutschen Rap deiner Meinung nach ich so einer Position, dass er so eine Ansage machen kann? Also nicht im Sinne von Leute beschimpfen, sondern eher im Sinne, dass einer mal sagt: „Hey strengt euch an, ich will euch alle schwitzen sehen.“
Wahrscheinlich dann schon eher einer wie Hafti. Aber es ist schwer das auf deutsch-Rap zu übertragen. Es kommt ja natürlich auch darauf an, wo man die Prioritäten setzt. Also zum Beispiel, wer jetzt am meisten verkauft ist der Krasseste oder wer am krassesten abflext oder wer die besten Punchlines hat. Also Hafti finde ich halt über krass – der phrasiert in jedem Part über krass. Carlo macht die krassesten Refrains, die ich je gehört habe, auch die neuen Sachen, die noch kein Mensch kennt sind abnormal. Ich glaube solche Ansagen würde man im Moment eher von so einem wie Kollega oder Farid Bang erwarten, das sind ja außer Sido die einzigen, die im Moment noch auf dieser Diss-Schiene sind.

Also ich hab dieses Kendrick-Lamar-Ding auch gar nicht als Diss aufgefasst. Eigentlich eher so als: „übt und werdet noch fleißiger“.
Ich glaube eigentlich kann im Moment diese Ansage von jedem kommen, der gerade einen gewissen Status hat, weil es hat ja auch einen Grund, warum die eben diesen Status haben. Jeder ist ja in seinem Ding dann über krass. So etwas würde man ja zum Beispiel nicht von Casper erwarten, aber der ist ja trotzdem über krass.

Im Pressetext zu deinem Album, wirst du als total verrückte DJ-Spaßkanone tituliert. Siehst du das auch so?
Also ich hab schon mal einen lockeren Spruch auf den Lippen. Ich würde jetzt nicht über mich sagen, dass ich der lustigste Typ bin der rum läuft, aber ich bin schon oft der Partyboy bei uns im Tourbus und wenn wir unterwegs sind.

Durch die Aufmerksamkeit und die Zielgruppen, die sich Carlo ja auch erschlossen hat, bist du jetzt auch, noch bevor das Album und deine Musik zu hören waren, zu einem Teenieschwarm geworden. Wie stehst du dazu?
Das ist voll komisch. Da hat mir natürlich auch ziemlich viel reingespielt. Zum Beispiel, dass Carlo eine Maske trägt und ich nicht und deswegen auch immer ein Stück greifbarer für die Leute bin. Oder ich bin auch viel aktiver im Netz als Carlo. Ich mach vieles, was Carlo nicht so gerne macht, zum Beispiel bei YouTube irgendeinen Scheiß reden oder Blogs moderieren oder sonst irgendwas. Deswegen bin ich denke ich immer ein bisschen greifbarer für die Fans und das ist dann auch einfach so mitgeschwappt, dass die Leute mich auf dem Schirm hatten. Es ist schon irgendwie verrückt, weil wenn ich mich so zurück erinnere: Von welchem bekannten Rapper ist denn der DJ auch bekannt? Carlo ist halt auch ein Typ, der nicht unbedingt Bock hat alles alleine durchzuziehen, sondern gerne mit seinen Jungs als Team arbeitet.

Was mir am Album gefallen hat ist, dass es auch eine gesunde Härte hat.
Ich glaube, dass die Cro-Fans das Album gut aufnehmen werden, weil die auf jeden Fall tolerant sind. Klar sind dann auch ein paar Leute dabei, die dann schreiben „wie kann man das nur mit Haftbefehl machen“. Aber auch als der Song von Capo und Cro raus kam – was ja auch ein bisschen ungewöhnlich ist – haben die das auch gut aufgenommen. Andersrum ist es aber schwieriger, also die ganzen Azzlack Fans werden es wahrscheinlich nicht cool finden. Neulich hatte ich ein ganz gutes Gespräch mit Celo von Celo & Abdi: Es ist so, dass Künstler meistens Bock haben, sich an neuen Sachen auszuprobieren, aber die Fans es dann nicht verstehen und für das Neue nicht so tolerant sind. Die denken oft: „Das ist unser Idol, der macht unseren Sound und der steht für etwas“ und auf einmal macht der dann was mit „Feinden“ aus dem anderen Lager und dann ist es klar, dass die sich dann nicht mehr so wirklich mit dem identifizieren können. Es sei denn man ist aufgeschlossen und gönnte es dem auch, dass er neue musikalische Wege geht. Aber wenn ich die Kommentare bei Capo zum Beispiel lese, das finde ich abnormal, nur weil der mal ein bisschen einen anderen Sound macht.

Was ist dein Tipp für aufstrebende Beat-Bastler, DJs und Menschen, die Musik machen möchten?
Einfach machen! Ich hab mir neulich mein Lebensmotto tättowieren lassen: „Irgendetwas wird sich schon ergeben“. Ich glaube wenn das gerade jemand sagen kann, dann bin ich das. Wenn sich Situationen ergeben, um irgendetwas Dummes durchzuziehen, sann muss man das einfach machen. Wie bei mir, als es hieß: „Du bist jetzt der DJ, zieh das durch“. Man kann es auch nicht erzwingen, man muss einfach machen und auch ein bisschen Glück haben.

Was macht Psaiko-Dino in einem Jahr, in fünf und in zehn Jahren?
Ich glaube in einem Jahr wird noch nicht so viel anders sein als jetzt – außer vielleicht, dass ich auch gerne musikalisch an irgendetwas sitzen würde. Also ich würde gerne mit einem Musiker oder einem Rapper ein klassisches Produzenten-Rapper-Album machen, weil da kann man glaub ich noch besser Songs erarbeiten und man kann besser einen Vibe für den Sound aufbauen. Tja und in fünf Jahren, da hab ich keine Ahnung…

Südsee-Insel gekauft, Privatarmee, Welt übernommen …
Ach Quatsch. Natürlich gerne weiter in die musikalische Richtung und auf jeden Fall eher etwas Producer-mäßiges, als DJ-mäßiges. Keine Ahnung … fünf Kinder!

Gibt’s für dich diese „Haus am See“-Perspektive? Denkst du überhaupt über so etwas nach? Du bist ja noch jung.
Ja, da hätte ich schon irgendwann mal Bock drauf, aber jetzt kann ich mich damit noch nicht identifizieren, weil jetzt passiert halt viel zu viel, als dass ich mich zur Ruhe setzten wollte.

Es könnte ja auch ein Penthouse auf dem Killesberg sein, mit zehn Musen.
Ich hätte auf jeden Fall Bock, ein schönes Haus zu haben und im Keller ist dann mein Studio, wo ich morgens runter gehe und Kaffee trinke und Beats mache, sodass auf jeden Fall das Producer-Ding bei mir im Vordergrund steht.

MTV Cribs 2024?
Ja, oder vielleicht mal etwas fernsehmäßiges. Also wir planen noch in andere Richtungen, sagen wir es so … Ich mache ja ganz gerne diese YouTube-Blogs. Mal gucken, ob da noch irgendwann was kommt.

Was machst du zum Entspannen? Hast du überhaupt zwischen Twitter, Facebook und Autogramme schreiben gerade die Zeit dafür?
Ich vermisse es gerade überhaupt nicht zu Entspannen, weil das alles positiver Stress ist. Selbst wenn ich mal ein Tag zu Hause bin, denk ich mir: „Jetzt könnte ich einen Beat machen“. Das ist ja auch das Schöne daran, wenn man selbstständig ist und das Hobby zum Beruf macht. Wenn ich entspannen will, dann schlaf ich (lacht). Momentan hängen wir sehr viel bei mir ab, weil ich jetzt eine schöne Wohnung habe, wo ich alleine wohne. Da chillen wir ziemlich viel und machen „Schlemmersonntag“, sprich wir bestellen so oft es geht essen. Und sonst natürlich in den einschlägigen Clubs, die man kennt oder tagsüber im Park oder in der Innenstadt, aber diesen Sommer ist das echt ein bisschen zu kurz gekommen.

Famous last words?
Hey, was ging ab, ich war PSAIKO.DINO.

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