News Stuttgart

Bilder mit Geschichte:
Stories of hope

09.12.16 – 15.01.17 • Württembergischer Kunstverein

Hoffnung machen, statt die Augen zu verschließen – das ist die Intention der Ausstellung „Stories of Hope“ ab 09. Dezember im Württembergischen Kunstverein. Die Fotografien von Iyad Wanlyi und Cana Yilmaz zeigen dabei den Lebensalltag von Geflüchteten in verschiedenen Unterkünften. Am Samstag, den 10. Dezember findet um 19 Uhr außerdem ein Vortrag von Sozialarbeiter Murat Dirican von der Flüchtlingsberatung AGDW Stuttgart statt, bei dem auch junge Männer aus Syrien über ihre Erfahrungen mit Krieg, Flucht und Hinterbliebenen berichten.

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3 Fragen an
Cana Yilmaz, Fotografin und freie Künstlerin

Wie kam es zu dem Fotoprojekt?
Ich habe sechs Monate in einer Notunterkunft für Flüchtlinge in einer Stuttgarter Turnhalle gearbeitet. Es gab viel zu tun: ich habe den Neuankömmlingen geholfen Papiere auszufüllen, zu übersetzen (einige Flüchtlinge konnten Türkisch, da sie aus Syrien einen längeren Aufenthalt in der Türkei hatten) etc. Zunächst wollte ich nicht fotografieren, obwohl ich überall Fotos im inneren Auge sah. Aus Respekt auch habe ich mich zuerst zurückgehalten. Dann lernte man sich besser kennen, denn in einer Turnhalle ist man sehr eng beieinander – da ist es kaum anders möglich. Es entstanden Freundschaften und irgendwann kam auf natürliche Art und Weise die Fotografie dazu. Ich dachte nämlich, dass ich irgendwo auch die Aufgabe habe, diese Momente zu dokumentieren um Menschen eine Stimme zu geben, die momentan keine haben, denn was in den Medien berichtet wird ist oftmals unter aller Sau. Die Menschen sind hier kaum angekommen und lernen erst mal die deutsche Sprache, um sich dann hoffentlich selber mitzuteilen und Klischees aus dem Weg zu räumen. Aber das braucht Zeit. Das ist die Deutsch-Türkin in mir. Meine Eltern sind klassische türkische Gastarbeiter, die leider nie wirklich zu Wort gekommen sind aus verschiedensten Gründen. Nun können wir hier Neuankömmlingen helfen, dass es anders läuft.

Welches Motiv bzw. die Geschichte dahinter hat dich am meisten bewegt und warum?
Jedes Motiv hat seine Geschichte und steht für viele andere Geschichten. Der junge Syrer auf dem Teppich ist der kleine Rabauke aus der Turnhalle, der ziemlich frech war am Anfang, aber als wir uns dann richtig kennengelernt haben und ich seine Geschicht erfuhr, ist er mir richtig ans Herz gewachsen. Die Turnhalle wurde aufgelöst und die Bewohner sind weitergezogen. Zu vielen habe ich noch Kontakt, wie eben zu dem Jungen und seinem Vater. Sie haben hier nicht viel, sind aber so gastfreundlich – da können wir Europäer noch viel, viel von ihnen lernen!

Wie haben die Menschen selbst auf die Bilder reagiert?
Sie freuen sich. Mir war es immer wichtig respektvoll zu sein und dass sie sich gut aufgehoben fühlen. Sie haben Vertrauen zu mir und dafür bin ich dankbar. Wir wissen, dass ein Foto von einem Jungen für zehntausende Jungen steht, ein Foto von einem Sozialarbeiter für zehntausende usw. Mit diesem Projekt, also der Ausstellung und den Vorträgen, möchten wir zeigen wie es den Menschen wirklich geht und dass es Unterschiede gibt zu dem, was medial berichtet wird.

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