Stuttgart-Archiv

Vier Fragen an… Kai Thomas Geiger

Der Kreativdirektor und Texter ist vor allem unter seinem halbgaren Pseudonym „Kollege Geiger“ auf kessel.tv bekannt und hat jetzt den Stuttgart-Roman „autoreverse“ geschrieben. Dieser spielt zwar in den 80ern, fängt dabei aber erstaunlich präzise auch das heutige Lebensgefühl ein.

Kai Thomas, in deinem Roman besuchst du viele Schauplätze, die auch heute noch existieren. Geht es vorwiegend um den Kessel oder könnte die Geschichte auch woanders spielen?
Im Grunde könnte „autoreverse” auch an jedem anderen Ort spielen. Die Schauplätze unserer Stadt sind die Kulisse für die Geschichten, Dramen und Komödien eines Heranwachsens wie wir es alle kennen: Die verdammte Pubertät mit ihren fiesen Linksabbiegerspuren und dem ganzen Gegenverkehr. Da mein Herz und meine eigene Geschichte aber an Stuttgart hängen, war hier der perfekte Ort dafür.

Wieviel autobiografisches Material steckt in „autoreverse“? Muss man für eine Halb-Großstadt wie Stuttgart etwas dazu erfinden, um den Leser bei Laune zu halten?
„autoreverse“ ist ja bewusst ein Roman und keine Biographie. Spannend finde ich aber, dass sich beim Lesen offensichtlich viele Menschen darin wiederfinden. Und beim Schreiben ging es mir lustigerweise mehr darum, meine Charaktere bei Laune zu halten, als den Leser.

Was war im Kessel früher wirklich besser? Und was war definitiv schlechter?
Das Stuttgart, in dem ich aufgewachsen bin – und durch das auch die Romanfiguren straucheln – war eine Großstadt, aber keine Metropole. Da gab es Kultur nur unter den Gullideckeln und Rock‘n‘Roll sowieso. Andererseits entstehen auf so einem Nährboden natürlich auch die widerstandsfähigsten Nachtschattengewächse. Und einige davon haben genau mit der mit der Schubkraft der unkultivierten Spießigkeit dann Karriere gemacht. Sei es ein Fotograf wie Schmerberg oder eine Band wie Fanta 4.

Was sind aktuell deine Lieblingsorte im Kessel?
Ich mag Plätze wie das Béja im Westen mit seiner Wohnzimmer-Wohlfühl-Atmosphäre. Kulturell bin ich hin- und hergerissen zwischen alter und neuer Bibliothek. Die Stadtbibliothek finde ich wider Erwarten ausgesprochen gelungen und extrem besucherfreundlich. Und das Wilhelmspalais mit seiner Zwischennutzung strotzt nur so vor Kreativität und Historie. Wenn man mich aber jetzt nach Weggeh-Orten fragt: Die beste Musik der Stadt läuft in meinem Auto. Und leider, leider nicht in einem Club.

autoreverse-roman.de

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