Interview

Mit ganz viel Amore:
WANDA

Ganz viel Musik-Amore – WANDA - re.flect Stuttgart

Der als vermeintlich „letzte Rock‘n‘Roll-Band“ bezeichnete Wien-Export Wanda sorgt seit dem Debüt 2014 für „Popmusik mit Amore“ von Berlin bis Bologna. In ihren Liedern besingen die fünf Österreicher sämtliche Facetten des Lebens und bleiben nicht zuletzt wegen ihres geschmeidigen Wienerischs im Ohr. Mit Schlagzeuger Lukas haben wir uns über Kindheitserinnerungen von Columbo bis Italien und ihr neuestes Werk „Niente“ unterhalten.

Ihr wart eigentlich ständig auf Tour – wie lief da die Arbeit an „Niente“ ab?
Die Lieder waren schon im Frühjahr fertig, aber natürlich wir waren sehr viel auf Tour und es war ein sehr enger Zeitplan, vor allem 2016. Jetzt hatten wir ein bisschen Zeit, das tat uns auch ganz gut. Aber wir gehn´s jetzt wieder an und 2018 wird wieder voll getourt und wir freuen uns drauf.

Wie entsteht bei euch ein Song?
Na ich sag mal, es passiert was im Leben und dann passiert der Song. Man kann keinen Song schreiben, wenn man nichts erlebt beziehungsweise denkt oder fühlt und Gott sei Dank fühlen und denken wir sehr viel und leben vor allem. Wenn etwas passiert, ist der Song im Kopf eigentlich schon fertig.

Seid ihr euch da immer einig?
Marco kommt mit der Nummer und wir schauen uns an, wie wir sie songdienlich am besten unterstützen können. Er schreibt die Texte so, dass man sie als Song nehmen kann. Es geht uns nicht darum, dass jeder sein eigenes Ich reinsteckt sondern viel mehr versucht, songdienlich so gut wie möglich zu arbeiten. Ich kann jetzt zum Beispiel vom Schlagzeug reden, viele toben sich mega aus und wollen zeigen was sie können. Aber da muss man sich oft selbst zurücknehmen, ein einfacher Beat das ganze Lied durch. Das ist glaube ich sehr wichtig und das haben wir alle recht gut verstanden, also wir unterstützen die Songs, wenn er damit kommt.

Ihr habt eure neue Platte mit einer Telefonnummer angekündigt. Auf dem Anrufbeantworter kündigt Marco „Niente“ an. Welche Nachricht war die skurrilste?

Naja, ich hab die Nachrichten nicht alle abgehört, aber wir haben ein Best-of zusammengeschnitten, das müsste ich mal raussuchen. Einmal hat den Marco einer angerufen, der hat dann über Wanda geschimpft, das war sehr skurril. Aber es ist lustig, wie viele Fans man wiedererkennt, weil man ja doch mit dem einen oder anderen spricht oder mit ihnen am Merch-Stand war. Es waren auch sehr viele schöne Nachrichten dabei, vor allem sehr viele Leute, die sich extrem gefreut haben, dass eine neue Nummer kommt. Man merkt einfach auch, wie viel wir und unsere Musik den Menschen bedeutet. (Anm. d. Red.: Lukas hat uns mal reinhören lassen und wir können sagen: sehr viel „Servus, Bussi und Amore“)

Das Album klingt etwas ruhiger als seine Vorgänger – eine bewusste Entscheidung?
Ich glaube jeder Song steht für sich. Wir haben kein Konzept verfolgt, kein Thema vorgegeben sondern die Songs sind einfach entstanden. Warum sie ruhiger sind, das kann jeder für sich selbst entscheiden, genauso wie die Song-Aussage, es sind alles Projektionsflächen. Die Ruhe liegt darin, dass sie vielleicht nicht so in dem Stil von Bussi und Amore geschrieben sind. Aber es kommen doch schon einige Rocknummern dazu und es ist vielleicht auch ein bisschen der Sehnsucht geschuldet. Vor allem 0043, wenn man sich nach der Kindheit sehnt. Wenn man in Sehnsucht schwelgt, werden die Songs automatisch sanfter.

Im Video zu 0043 sieht man euch auf riesigen Dinos. Ein alter Kindheitstraum?
Ja natürlich, wir haben alle mit Dinos gespielt und jeder wollte einen Dinosaurier haben. Wir hatten natürlich auch den Traum von Action-Figuren, aber das wäre im Video vermutlich zu aufwändig gewesen.

Der Amore-Mercedes taucht auch wieder auf. Wie kam es zu dem Auto?
Das Auto gehört einem Freund von uns und war quasi einfach da, dann haben wir es angemalt. Es ist eine schöne Erinnerung ans Amore-Album. Wäre da ein Lamborghini gestanden, hätten wir den auch angemalt. Aber der Mercedes, ich weiß jetzt nicht das Baujahr, aber vor allem so einer, ist einfach stilvoll.

Und euer Freund hat sich nie beschwert?
Er hat die Farbe nach dem Foto damals gerade noch runterbekommen und als wir ihn jetzt fürs Video neu angemalt haben, hat er es drauf gelassen. Er fährt auch weiterhin damit und freut sich da rumzubasteln, er ist ein ziemlicher Autofreak. Es gibt immer wieder Fotos mit dem Auto, das ist sehr lustig, da weiß man immer wo er ist.

Einen Song heißt „Columbo“ – ein Held eurer Jugend?
Wir haben alle Columbo geschaut, das ist natürlich eine wunderschöne Fernsehserie und man kann so viel in Erinnerungen schwelgen, das ist für mich wieder ähnlich wie 0043. Es war eine traurig schöne Kindheit mit Columbo und man sollte diese alten Fernsehsendungen oder die Erinnerungen einfach nicht vergessen. Und es ist natürlich schön, wenn man an einem verregneten Sonntag zu Hause sitzt und Columbo schaut, dann ist man wieder Kind.

Woher eigentlich die enge Verbindung zu Italien?
Der typische Österreicher ist natürlich ein italo-affiner Mensch. Es schwebt immer ein bisschen mit, man war als Kind immer dort, weil es auch sehr nah war und wir haben ja auch eine gemeinsame Geschichte. Es ist in Österreich schon viel Italien enthalten, wir finden es einfach eine schöne Sprache, ein schönes Land, eine schöne Kultur und deswegen kommt es auch immer wieder vor.

Wo seid ihr in Wien am liebsten unterwegs?
Da gibt´s viel. Es hängt natürlich davon ab, was man will. Aber ich kann jedem, der noch ein bisschen ausgehen will, die Gürtellokale sehr empfehlen! Da haben wir unsere ersten Konzerte gespielt und das ist noch immer ein sehr echtes Pflaster. Da ist ein Punkschuppen neben einem Club, neben einem Puff, neben einem Bierlokal. Dort ist sehr viel Leben, sozusagen der Kiez von Wien.

Ein besonderer Ort, an dem ihr gerne mal spielen würdet?
Wir haben ja jetzt auf einem Kreuzfahrtschiff gespielt, als nächstes dann vielleicht auf der höchsten Schutzhütte Österreichs. Die liegt glaub ich auf 2700 Metern. Wir haben auch noch nie am Strand gespielt. In Italien am Strand, oder an der Nordsee, das wäre doch was.

Zum Schluss noch etwas Amore?
Wir haben sehr viel Amore für die Musik und unsere Fans. Das steht auf jeden Fall ganz vorne. Aber vor allem haben wir Amore fürs Leben, weil wenn man zu wenig Amore gibt, entsteht Gewalt und ich glaube das wollen wir alle nicht und insofern ist es ein gesellschaftlicher Auftrag von jedem Amore zu geben!

INFO

„Niente“ ist am 06. Oktober erschienen. Auf ihrer Tour legen die Wiener am 04. April auch einen Stopp in der Liederhalle ein. Mehr von Wanda gibt‘s auf wandamusik.com

Foto: © Wolfgang Seehofer

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