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Weekend

Vom VBT-Sieger zum Chimperator-Artist, vom Sozialarbeiter zum Vollzeitrapper: Christoph Wiegand aka Weekend hat’s geschafft. Nach dem Debütalbum „Am Wochenende Rapper“ heißt es jetzt tatsächlich „Für immer Wochenende“. Auf dem neuesten Werk wirkt der Wortakrobat zwar noch immer gewohnt lässig und entspannt, lässt aber auch mal die eine oder andere ernstere Note einfließen und versammelt zudem Feature-Gäste wie Sido, Edgar Wasser oder Kaas um sich. Was es mit dem Albumtitel auf sich hat, wie der Endzwanziger die Rap-Szene momentan sieht und was in nächster Zeit noch bei ihm ansteht, hat er im Interview verraten.

Auf dem Cover deines neuen Albums bist du unter einer Glasglocke zu sehen. Was hat es damit auf sich?
Das hat mehrere Ebenen. Dieses „Für immer Wochenende“- Ding ist ja zum einen sehr positiv. Die Glasglocke zeigt aber die negativen Aspekte. Es soll zeigen, dass ich auch bisschen transparenter geworden bin. Als ich zum Beispiel gestern Abend um zwölf Uhr in Berlin aus dem Zug gestiegen bin, kamen zwei Jungs über den Bahnsteig gerannt und wollten ein Foto machen. Meine Körperhaltung auf dem Cover ist aber das Ausschlaggebende. Ich nehme das dort ja sehr locker hin, spiele den Spaß mit und habe auch Spaß daran.

Würdest du zustimmen, wenn ich sage, dass dein zweites Album ein bisschen ernster ist als dein bisheriger Output?
Ja, auf jeden Fall. Ich finde aber nicht, dass das ausschließlich so ist – es ist ein bisschen ausgewogener geworden. Beim ersten Album habe ich im Nachhinein gedacht, dass so ein bisschen die Themen gefehlt haben. Und beim zweiten war es mir wichtig, dass wenn ich einen Song schreibe, über etwas zu schreiben, was mir wichtig ist und es gab eine Phase, wo relativ viele ernste Songs entstanden sind. Vor allem am Anfang der Produktion. Zum Ende der Produktion hin wurde es dann wieder lustiger und ich mag, dass es diesmal so ein Mix ist.

Es dreht sich bei dir ja schon auch um den Part des Erwachsenwerdens, um die Zeit zwischen 20 und 30. War das ein ursprünglicher Themenkomplex oder hat sich das so ergeben?
Das hat sich dadurch ergeben, dass ich fast in so eine Phase reingerutscht wäre, dass ich fast erwachsen geworden wäre, die Musik mir aber die Möglichkeit gegeben hat, das nicht zu tun. (lacht) Stichwort: Für immer Kind. Das ist ja auch ein Song auf meinem neuen Album. Ich kann meine Jugend weiter ausleben, weiter Kind sein, auf Bühnen rumspringen und mit den Jungs unterwegs sein. Ich bin dafür sehr dankbar. Ich verarbeite das ja nicht in dem Sinne, wie es vielen gerade geht, die nicht wissen wo es hin gehen soll. Es geht nicht um Zukunftsängste, es geht darum, dass die negativen Seiten des Erwachsenwerdens, die ich teilweise langweilig finde, auch einfach außen vor lassen kann. Dass man nicht automatisch, nur weil man 30 wird, sagen muss, ich lege mein spaßiges Leben ad acta und sitze in meinem Einfamilienhaus und kümmere mich um meine 1,5 Kinder und meinen Hund. Ich selber fühle mich jetzt auch noch nicht so, als wäre ich ein alternder Mensch.

Gibt es einen Song auf dem Album, auf den du besonders stolz bist?
Wenn ich ein Album raus bringe, dann mag ich das alles, was ich da mache. Es gibt natürlich Sachen, zu denen ich einen krasseren Bezug habe, weil sie persönlicher geschrieben sind. Da ist zum Beispiel „Willkommen Zuhaus“, wozu wir dann auch mit unseren Freunden ein Video gedreht haben. Das ist so bisschen meine Hymne für unseren Freundeskreis. Auf diesen Freundeskreis bin ich sehr stolz, weil das alles so Jungs in meinem Alter sind, mit denen ich schon über die Hälfte meines Lebens unterwegs bin, die mir sehr wichtig sind und mit denen ich auch tagtäglich zusammen sitze. Aber im Allgemeinen ist es so, dass ich auf die komplette Platte sehr sehr stolz bin. Einfach weil da eine ganz andere Art von Arbeit drin steckt, als in meinen Sachen zuvor. Und ich bin damit viel zufriedener.

Wie beurteilst du den aktuellen Stand im deutschen HipHop?
Momentan ist ja alles ganz rosig. Die Szene ist wieder groß, Deutsch-Rap geht gut und ich empfinde das als eine schöne Zeit. Da sind sehr viele geile Sachen, die raus kommen, aus allen möglichen Richtungen. Es gibt total viele gute Straßen-Rap-Sachen und es gibt parallel auch Sachen, die mehr Pop-Einflüsse haben, aber nicht cheesy werden oder peinlich. Es ist auf jeden Fall eine gute Zeit gerade, vielleicht sogar die Wichtigste für den Deutsch-Rap, weil das so die Zeit sein könnte, wo er sich dauerhaft etabliert und nicht nur Spaßmusik ist. Das ist auf jeden Fall ein Luxus und man kann froh darüber sein, dass alles bisschen entspannter geworden ist.

Wo es nicht immer entspannt zugeht, ist das Internet. Liest du YouTube-Kommentare?
Nein, nicht wirklich. Ich lese schon viele Kommentare und Feedbacks, aber YouTube-Kommentare sind ja wirklich einfach nur … , da tun sich teilweise schon Abgründe auf. Natürlich habe ich da auch schon hin und wieder mal rein geguckt, aber da nehme ich mich der Sache relativ wenig an. Ist wahrscheinlich auch gesünder. Ich war ja auch schon einmal zu Gast bei „Dislike“. Das war eine witzige Sache. Ich weiß nur, dass ich da saß und dachte: „Oh Gott, was geht in den Leuten vor?“.

Wie sieht denn deine Planung für die nächste Zeit aus?
Der Luxus an meiner aktuellen Situation ist, dass ich nicht mehr planen kann. Und damit habe ich mich inzwischen auch arrangiert. Es ist eine schöne Situation, die Sachen einfach auf sich zukommen zu lassen. Ich denke, in einem Jahr werde ich viel live gespielt haben, werde an neuen Sachen sitzen und es wird irgendwann die nächste Platte geben. Ich plane also nicht, in nächster Zeit das Handtuch zu werfen oder aufzuhören. Was aber jetzt um das Album rum passiert, kann ich noch nicht einschätzen. Zum Glück, denn ich würde mir sonst einen zu großen Kopf darüber machen. Ich schaue einfach, was als nächstes passiert.

Du meintest gerade, dass du dich damit arrangiert hast, keine Pläne zu machen. Ist dir das schwer gefallen?
Anfangs total. Ich war jemand, der studiert hat, der einen Beruf hatte, der quasi schon in festen Lebensstrukturen war und die habe ich aufgegeben, um Musiker zu sein. Das ist natürlich im ersten Moment eine Umstellung gewesen, bei der man sich selber neu organisieren muss und schauen muss, wie man das alles gebacken kriegt. Ich könnte auch den ganzen Tag zu Hause hocken, Playstation spielen und Serien schauen und mir würde keiner sagen: „Boah, Christoph, du musst jetzt aber mal was machen.“

Bist du denn ein Serienfan? Du spricht ja auch in dem Song „Loser“ von Serien.
Ja total, ich bin ein riesen Junkie! Die besten Sachen, die momentan laufen, auch wenn sie voll der Hype sind, sind halt einfach „The Walking Dead“ und „Game of Thrones“. Die finde ich von der Charakterentwicklung und der Dramaturgie einfach unfassbar. Aber wenn du mir Geheimtipps entlocken willst, würde ich dir „Banshee“ empfehlen – eine sehr sehr gute Serie, gerade ab Staffel 2. Und „Luther“ habe ich sehr feiert, mit Idris Elba, den man von „The Wire“ kennt, als Polizeiermittler mit etwas anderen Methoden.

Was machst du sonst zum Entspannen?
Ich habe relativ wenig klassische Hobbies. Es ist nicht so, dass ich auch noch im Tischtennisverein oder Kegelclub bin (lacht). Ich bin viel mit Freunden unterwegs und sitze im Sommer im Park, gehe etwas essen oder mache am Wochenende Kneipentour. Ich habe, wie schon gesagt, einen Freundeskreis, wo man sich jeden Tag sieht, wenn es geht und hänge mit den Leuten zusammen und wir machen, worauf wir Bock haben.

Vielen Dank für das Interview!

„Für immer Wochenende“ erscheint am 24.04.15

Mehr Weekend auf fb.com/officialweekend

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