Hinter L’Artista steckt Nico Zingariello. Der Sohn neapolitanischer Eltern hat beschlossen, in Stuttgart genau die Pizza zu machen, die er in der Stadt vermisst hat. Statt „von allem ein bisschen“ gibt es hier von Anfang an den Fokus nur auf die Pizza. Klar, ein paar Antipasti daneben, aber sonst hängt alles an einem Teig. Während viele ihn damals warnten, dass man ohne Pasta die breite Masse nicht abholt, hat Nico bewusst auf ein Produkt gesetzt und sich damit über Jahre einen Namen aufgebaut, der längst weit über Plieningen hinaus reicht. Der Laden in Flughafennähe hat schon Rapper, Nationalspieler und das VfB-Team mit Pizza versorgt.
Mit dem neuen Standort an der Stadtmitte kommt jetzt die Innenstadt-Version dieses Konzepts: gleiche Pizza, größeres Setting. Gemeinsam mit Freund und Geschäftspartner Giuseppe „Pepe“ Niceforo, der bereits mehrere Pizzerien betreibt, wurde aus dem ehemaligen Enchilada in nur drei Monaten ein komplett neuer Raum. Statt Tex-Mex trifft man jetzt auf ein großflächiges Graffiti, Olivenbaum, Backsteinmauer und eine Atmosphäre, die eher nach urbanem Napoli als nach Altstadt-Italiener aussieht.
Innen gibt es zwar theoretisch über 200 Sitzplätze, praktisch erstmal nur rund 130. Nico will den Laden ganz bewusst nicht „übervoll um jeden Preis“ machen, sondern so, dass die Qualität hält, wenn Stuttgart ihnen die Bude einrennt. Auch deshalb starten sie zunächst nur abends ab 17 Uhr und an fünf Tagen die Woche. Erstmal eine Routine finden, Abläufe einspielen und dann schauen, ob mittags noch ein Konzept dazukommt.
Kulinarisch bleibt L’Artista ganz klar neapolitanisch. Der Fokus liegt auf dem berüchtigten Teig und wenigen, guten Zutaten. Mozzarella, Fior di Latte, Büffelmozzarella und Burrata kommen direkt aus einer Käserei in Italien, damit der Geschmack so nah wie möglich am Original bleibt. Und übrigens: Der klassische Pizzarand bleibt hier dank Dips nicht liegen. Aioli oder Basilikum-Dip sollen genau den Teil retten, den viele sonst auf dem Teller lassen.
Dazu kommen ab dem neuen Jahr Frittatine – in Neapel ein Streetfood-Klassiker, hier noch eher Neuland. Heißt ganz konkret: frittierte Pasta in Carbonara- oder Zucchini-Creme-Variante, außen knusprig wie ein Nugget, innen weich und cremig. Auch beim Dessert will Nico es eher klassisch, aber mit einem Twist halten: hausgemachtes Tiramisu. Kein Zufall, denn gemeinsam mit einem Kumpel betreibt er die zwei Tiramistu-Stores in Stuttgart. Dazu kommt eine süß-salzige Pizza mit Schokocreme-Topping, bei der laut Nico spätestens nach einem Stück der Zuckerschock einsetzt.
Nicos eigene Lieblingspizza ist übrigens die Margherita. Schlicht, aber für ihn der ehrlichste Test für Teig, Tomaten und Käse. Auf der Karte stehen neben klassischen Varianten auch ein, zwei weiße Pizzen ohne Tomatensauce sowie Kreationen mit Trüffel, dazu vegetarische und vegane Optionen. Das Ziel bleibt aber immer gleich: ein Abend, der sich weniger nach „schnell Pizza essen“ anfühlt und eher nach „kurz in Neapel gewesen sein“.
Dass neapolitanische Pizza mittlerweile an vielen Ecken in Stuttgart auftaucht, blendet er nicht aus, im Gegenteil. L’Artista will sich deshalb über die feinen Details abgrenzen: den Teig, die Frittatine und den Fokus auf wenige, durchdachte Produkte statt einer riesigen Karte. Competition nimmt Nico eher als Ansporn wahr. Er will sehen, was passiert, wenn der Hype aus Plieningen im direkten Vergleich mit den anderen Neapel-Adressen in der Innenstadt landet.
Die offizielle Eröffnung für alle ist am 20. Dezember, davor gibt es ein Opening für geladene Gäste. Zur Eröffnung ist außerdem ein Tattoo-Artist vor Ort, die kleine Motive sticht – passend zu Nicos eigener, ziemlich tätowierter Optik.

Drei Fragen an Nico Zingariello:
Wie kam es zur Gründung von L’Artista?
„Meine Eltern sind aus Neapel und ich wollte damals etwas machen, was es in Stuttgart so noch nicht gab. Alle haben immer gesagt: ‚Nur Pizza ist mutig, du musst auch Pasta anbieten, sonst holst du die breite Masse nicht ab.‘ Und ich habe gesagt: Ich lege den Fokus auf ein Produkt. Wenn die Leute das feiern, kommen sie – und wenn nicht, bin ich halt gegen die Wand gefahren. Aber ich habe es wenigstens versucht.“
Was ist deine Verbindung zu Stuttgart?
„Ich komme ja selbst aus Stuttgart. Viele haben jahrelang gesagt: ‚Komm in die Stadt, Plieningen ist voll weit‘ – jetzt haben wir den Schritt in die Eberhardstraße gewagt.“
Worauf freust du dich am meisten, wenn du an die nächsten Monate mit dem neuen Standort denkst?
„Am meisten freue ich mich auf das Feedback der Gäste. Viele loben mich und sagen, ich mache die krasseste Pizza – aber ich will sehen, was die breite Masse sagt. Ich liebe Competition. Ich will sehen, wo die Reise hingeht.“
