Richtig gute Gründe zum Demokratie feiern

Der Verein Demokratie Feiern e.V. klopft den Staub von politischen Initiativen und zeigt, wie spannend und erlebbar Demokratie und Gemeinschaft sein können. Gegründet von Kreativschaffenden aus dem Kessel, hat es sich die gemeinnützige Initiative zur Aufgabe gemacht, Inklusion und Vielfalt zu stärken und insbesondere eine junge Zielgruppe für demokratische Grundwerte zu sensibilisieren. Unter den beteiligten Partnern finden sich Marketingexperten und Kreativagenturen, darunter Discodoener, Wessinger und Peng, The Kitchen und Designplus.

Wie die Entwicklung von T-Shirt- und Hoodie-Designs einem Gefühl der Einsamkeit entgegenwirken soll und Mode als Statement gegen rechts eingesetzt wird, erfahrt ihr im Interview mit Projekt-Initiatorin Rosa Pöttinger:

Was bedeutet es für euch ganz persönlich, „Demokratie zu feiern“? Für uns heißt das, demokratische Werte wie Freiheit, Solidarität und Toleranz bewusst wertzuschätzen, sie im Alltag zu leben, zu verteidigen – und sie als etwas Schönes und Besonderes zu begreifen. Genau das ist für uns „feiern“. (Übrigens: Die Idee zum Vereinsnamen kam von Flo.)

Wann hattet ihr zuletzt einen Moment, in dem ihr dachtet: „Genau deswegen machen wir das hier“? Solche Momente haben wir immer wieder. Zum Beispiel in Gesprächen mit jungen Menschen – oder wenn wir merken, wie viele queere Personen unsere Shirts tragen. Daran sehen wir, wie sehr dieses Thema gerade gebraucht wird und wie stark es Menschen bewegt.

„Wear Democracy“ verbindet Mode und Politik. Wie kam die Idee? Uns war wichtig, das Thema Demokratie aus der „angestaubten Politikecke“ herauszuholen und für junge Menschen greifbarer zu machen. Mode ist immer auch ein Statement: Sie zeigt, wozu man gehört und wofür man steht. Demokratie in etwas Begehrenswertes zu verwandeln und dadurch Communitys zu bilden, die für etwas einstehen, war unsere Vision. Außerdem sehen wir Einsamkeit als ein ernstes Problem unter jungen Menschen. Mit einer gemeinsamen Fashion-Linie möchten wir Räume schaffen, in denen Zugehörigkeit entsteht.

Was sind die größten Herausforderungen, wenn man demokratische Werte in Popkultur und digitale Räume bringen möchte? Die größte Herausforderung ist, das komplexe und ernste Thema so zu übersetzen, dass es verständlich und ansprechend bleibt, trotzdem mit einem „twinkle in the eye”. Wir wollen keinen aufschlauen, sondern Lust machen. Gleichzeitig braucht es kreative Formate und eine klare Haltung, um in der Fülle der Angebote überhaupt wahrgenommen zu werden.

In einer Zeit, in der Hetze und Fake News online oft schneller verbreitet werden als Fakten – wie schafft man es, trotzdem optimistisch zu bleiben? Unser Motto lautet: Machen ist besser als wollen. Es fühlt sich gut an, aktiv ins Geschehen einzugreifen, anstatt nur zuzuschauen. Gespräche mit Menschen, die unsere Shirts tragen, bestärken uns zusätzlich. Man spürt: Wir sind viele!

Wie hat sich euer eigenes Verständnis von Demokratie verändert, seit ihr den Verein gegründet habt? Zunächst bedeutete es für uns, uns selbst intensiver mit Demokratie auseinanderzusetzen: Welche Fragen wirft sie auf? Was sind demokratische Werte? Eine unserer Kampagnen am ehemaligen Kaufhof beschäftigte sich zum Beispiel mit dem Thema Meinungsfreiheit, ein Begriff, den Populisten oft für sich nutzen. Unsere Haltung war: Meinungsfreiheit ist ein Privileg. Nutze deine Stimme mit Bedacht, verletze andere nicht, sondern übernimm Verantwortung für das, was du sagst.

Gibt’s schon neue Ideen/Projekte, die in den Startlöchern stehen? Ja! Wir haben ein großartiges neues Projekt anzukündigen: Es heißt „Fashion for Future: Demokratie feiern“. Gemeinsam mit Ilke Helle von der Stell Dir vor! gGmbH haben wir ein Projekt entwickelt, das aus dem Fonds „Zukunft der Jugend“ der Stadt Stuttgart gefördert wird. Dabei laden wir Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 15 Jahren ein, ihre Stimme für eine starke Demokratie über Mode auszudrücken. In Schul-AGs setzen wir uns mit demokratischen Werten auseinander und übertragen die Ideen anschließend in einem Maker Space in eigene Mode-Designs. Das Projekt läuft über zwei Jahre.

Wenn ihr allen Stuttgarter:innen eine Botschaft auf einen eurer Schals sticken könntet – welche wäre das? „Der ganze wilde Süden feiert die Demokratie“

© Bild: Dominique Brewing
17.09.2025 — Nina Hillengass
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