3 Fragen an Malika Ali, Initiatorin von „Motion Portals Stuttgart“
Wie kamst du auf die Idee für „Motion Portals Stuttgart”?
„Mit der Grundvision habe ich eigentlich schon 2020 während der Pandemie angefangen. Alle Studios und Theater waren zu und wir haben den öffentlichen Raum genutzt, um zu trainieren und zu tanzen. Ich habe mich oft an Skulpturen wiedergefunden, weil sie wie so ein Anker der Kunst im öffentlichen Raum waren. Das hat sich irgendwie legitim angefühlt.
Zu dem Zeitpunkt war ich noch in Deutschland und wurde dann nach Schweden geholt und war dort bei einer Touring Company als Tänzerin angestellt. Ich fand es immer ein bisschen traurig, dass all diese Tänze verschwinden und war eines Tages im Restaurant essen und habe die Menükarte über einen QR-Code gescannt. Da dachte ich mir: Wie kann man das verbinden? Das wäre vielleicht eine Möglichkeit – wenn ich mich filme, während ich tanze und praktisch den Film und den QR-Code zusammenführe.
Letztendlich ging es darum, mehr in unsere urbanen Strukturen zu integrieren und sichtbar zu machen. Außerdem wollte ich etwas schaffen, das bestehen bleiben kann – ähnlich wie eine Skulptur es tut. Die Company fand die Idee so gut, dass wir das umgesetzt haben. In Schweden haben wir dann in vier verschiedenen Städten an 20 Orten 20 Tanzfilme entwickelt. Mitte 2022 bin ich nach Stuttgart zurück. Und es ist krass: Stuttgart hat eine Skulpturenlandschaft von über 430 Werken. Dann ist eins zum anderen gekommen. Ich wollte auch mal was zurückgeben. Ich habe noch nie was in Stuttgart gemacht, obwohl ich hier aufgewachsen bin.”
Wer ist an dem Projekt beteiligt?
„Ich habe mit vier Tanzkünstler:innen zusammengearbeitet. Das waren Seung Hwan Lee, Chihiro Araki, Alban Ovanessian und Qadira Oechsle-Ali. Wir haben zusammen für jede Skulptur Choreografien erstellt und recherchiert. Weil ich wusste, dass es gut funktioniert, habe ich wieder mit dem schwedischen Filmemacher Måns Berthas zusammengearbeitet. Peter Hinz hat den Sound und die Musik gemacht. Einen Tag sind wir an jeder Skulptur vorbei und haben Livesounds aufgenommen. Er ist Perkussionist und hat teilweise die Skulpturen bespielt. Rémi Vergnanini hat die Kostüme mitproduziert und war auch vor Ort.
Das Grafikdesign war auch sehr wichtig, weil keine Bühne vorhanden ist. Die Bühne ist der öffentliche Raum – aber wie kommen die Leute überhaupt an das Projekt? Es gibt eine projekteigene Website, für die das Grafikteam „Matter Of” die Grafik erstellt hat.
Dann gibt es einen Webdesigner, Marc Julien Hahn. Und die Fotos hat Dominik Schneider gemacht. Es gab noch viele Einzelne, die hier und da mal mitgeholfen haben.
Das Projekt wurde vom Kulturamt gefördert. Und weil die Skulpturen in der Nähe von größeren Institutionen sind, hat zum Beispiel das Haus der Geschichte mitgeholfen. Sie haben uns Räumlichkeiten für die Probe zur Verfügung gestellt und haben uns immer zu einer Skulptur auf die Terrasse gelassen. Das Kunstmuseum war auch total hilfsbereit. Und der Württembergische Kunstverein. Da haben wir auch letztes Jahr im Sommer proben dürfen.”
An wen richtet sich die Aktion?
„Das Schöne ist, dass es nicht an ein Theater oder ähnliches gebunden ist. Also kann es eigentlich jede Altersgruppe ansprechen, die sich im öffentlichen Raum bewegt. Allgemein ist es einfach an die Stadtgesellschaft gerichtet. Aber voll oft läuft man ja einfach nur vorbei und bemerkt die Skulpturen gar nicht.
Wenn man diese Filme sieht, dann gibt es eine Überschneidung von Digitalem und Analogem und gleichzeitig dieses tänzerische Element. Das heißt, du stehst vor dieser Skulptur, hast dein Handy vor dir und siehst diesen Film mit einem Menschen, der sich um diese Skulptur bewegt – auf eine andere Art und Weise, die wir im öffentlichen Raum nicht oft sehen. Da haben wir die normalen Bewegungen wie Stehen, Gehen, Sitzen, vielleicht mal Rennen. Es geht darum, vor Ort zu sein und sich mit seinem eigenen Körper neu zu connecten. Vielleicht traut man sich auch, nochmal anders zu schauen und neue Perspektiven von dieser Skulptur und der Umgebung zu entdecken. Sich einfach selbst nochmal anders wahrzunehmen. Es wäre natürlich cool, wenn sich Leute irgendwann so fühlen, als könnten sie sich anders im öffentlichen Raum bewegen. Sich trauen!”
