Und da ist auch noch die junge Fotojournalistin und Kriegsfotografin Gerda Taro, die 1910 in Stuttgart geboren wurde und 1937 nur 27-jährig im Spanischen Bürgerkrieg tragisch ums Leben kam. Sie wurde mit ihrer Leica zur Ikone der Fotoreportage. An Gerda erinnert mittlerweile fast nur noch ein nach ihr benannter öffentlicher Platz oberhalb des Olgaecks. Trotz all dieser berühmter Kinder der Fotografie und einer Stadtverwaltung mit prall gefülltem Kulturbudget gab und gibt es in Stuttgart keine öffentliche Institution, die sich ausschließlich der Fotografie und Fotokunst widmet. Den Fotofreundinnen und Liebhaber:innen des Mediums stehen aktuell „nur“ private Initiativen, wie der Uno Art Space von Ute Noll oder die Galerie Kernweine in der Cotta-Straße zur Verfügung.
Warum gibt es in Stuttgart kein Haus der Fotografie, wie in anderen europäischen Metropolen? Am Interesse, fehlender Substanz oder an unzureichendem städtischen Budget kann es kaum liegen. Selbst Kleinstädte wie das Schweizer Winterthur haben es zu einem international renommierten Fotomuseum gebracht. Gibt es zu wenige engagierte Kulturschaffende, die sich dem Thema (noch) nicht angenommen haben? Volker Schrank, der seit Jahren den Stuttgarter Fotosommer organisiert, würde dem sicherlich widersprechen. Also, woran hapert es?
Das Meckern und sich Beschweren über fehlende Angebote kann nur durch Eigeninitiative entkräftet werde. Deswegen ist dieser vielleicht etwas nörglerische Beitrag von mir als Foto-Fan, Analogkameraliebhaber und Herausgeber des jährlich erscheinenden Fotomagazins THE OPÉRA ein Appel an mich selbst: Mach halt du was! Stimmt, keine schlechte Idee. Fehlen nur noch ein paar Mitstreiter:innen und öffentliche und private Geldgeber:innen, die meine Idee unterstützen: ein Haus für Fotografie in Stuttgart zu etablieren. Also meldet euch bei mir. Ich freu mich auf eure Ideen – und Paypal-Sendungen.

Text © Matthias Straub
Herausgeber des „THE OPÉRA“-Magazins, Teil des „Discoteca Synthetica“-Duos, Chefredakteur bei ROOM SERVICE und Fotografieliebhaber.
Foto Portait © Michael Huh, Kamera © Matthias Straub