Für wahre Kinofans: Das 39. Fantasy Filmfest

Vom 10. bis zum 17. September 2025 kommt das 39. Fantasy Filmfest nach Stuttgart in das neue alte Metropol. In den samtroten Sesseln kann man hier 7 Tage lang internationale Genrefilme abseits des Mainstreams erleben. Die Leinwand zieren atemberaubende Landschaften und sonderbare Gestalten, Horrorgeschichten, Thriller, Sci-Fi, Anime und Live-Action. Darunter tierischer Horror, mit dem Eröffnungsfilm „Good Boy”, epische Schlachten in „creation of gods II: demon force”, der Monster-Anime „nighmare bugs” und eindrückliche Szenerien in „omniscient reader: the prophecy”.

Mit im Programm findet sich außerdem der Directors Spotlight „The Piano Accident“ von dem französischen Filmemacher Quentin Dupieux, eine Verfilmung des japanischen Games „EXIT 8″ und dem Abschlussfilm „Hi-Five“, einem koreanischen Sci-Fi-Actionmovie. Alle gezeigten Filme feiern beim Filmfest ihre Deutschlandpremiere.

Und auch Projekte aus der Region schaffen es hier auf die große Leinwand. In Zusammenarbeit mit der Filmakademie Baden-Württemberg werden am 14. September ausgewählte studentische Kurzfilme präsentiert.

Der Vorverkauf der Tickets startet am 22. August.



Um euch noch mehr Insights zum Event zu liefern, haben wir dem Festival-Co-Director Artur Brzozowski ein paar Fragen zum Fantasy Filmfest gestellt:

Wie würdest du das diesjährige Fantasy Filmfest drei Worten beschreiben?
Wild – überraschend – kompromisslos.

Wieso habt ihr euch für das Metropol in Stuttgart als Location entschieden?
Wir freuen uns sehr, wieder ins Metropol zurückzukehren. Neben der großartigen Kinoatmosphäre in diesem Traditionshaus lieben wir das legendäre Flair. Außerdem ist das Metropol technisch auf dem neuesten Stand – perfekt zum Gruseln, bei dem jedes Rauschen dank der großartigen Soundanlage und der großen Leinwand noch intensiver wirkt.

Gibt es innerhalb des Filmfest-Teams schon einen geheimen Lieblingsfilm aus dem Programm?
Es ist immer schwer zu sagen, welcher Film unser absoluter Favorit ist. Wir stehen hinter jedem Titel im Programm und freuen uns, ihn zeigen zu können. Aber wir sind im Team alle große Hundefans und haben uns sofort in Indie verliebt, den Hund aus unserem Eröffnungsfilm. Das der Horrorfilm aus der Perspektive eines Hundes erzählt wird, macht den Film für uns zu einem klaren Highlight. „Good Boy“ ist verstörend, emotional und radikal anders. Für alle, die Horror neu erleben wollen – auf vier Pfoten und ohne Ausweg.

Wie entscheidet ihr, welche Filme eure Eröffnungs- und Abschlussfilme werden?
Es sind Filme, die wir besonders hervorheben wollen. Der Eröffnungsfilm soll das Publikum sofort packen und Lust auf die kommenden Festivaltage machen. Der Abschlussfilm darf für gute Stimmung sorgen und die Besucherinnen und Besucher mit einem Gefühl von Zufriedenheit und Vorfreude auf das nächste Jahr entlassen. In diesem Jahr ist das ein Superheldenfilm aus Südkorea: „hi-five“. Darin erhält ein Sektenführer die Bauchspeicheldrüse eines Spenders und erlangt dadurch die furchterregende Macht, Lebensenergie zu entziehen. Sein Ziel: die Fähigkeiten von der „hi-five“ zu stehlen, um gottgleiche Herrschaft zu erlangen.

Das Centrepiece ist das Herzstück des Festivals. In diesem Slot möchten wir Filme zeigen, die besonders sind und sich auf ihre ganz eigene Weise abheben. In diesem Jahr ist das „Exit 8“ – ein klaustrophobischer Thriller in der Tradition der „Cube“-Filme. Die Geschichte folgt einem Mann, der in einem endlos wirkenden, sterilen U-Bahn-Tunnel gefangen ist und verzweifelt versucht, den Ausgang 8 zu finden. Die Regeln seiner Suche sind einfach: Übersehe niemals etwas Ungewöhnliches.

Ist schon etwas über die Studierenden-Filme bekannt? Wie werden diese ausgewählt?
In diesem Jahr gehen wir bereits in die dritte Runde unserer Kooperation mit der Filmakademie Baden-Württemberg. Uns ist es wichtig, jungen Filmtalenten einen festen Platz im Festivalprogramm zu geben, damit die Studierenden der Hochschule ihre Arbeiten einem größeren Publikum präsentieren können. Dabei handelt es sich entweder um Abschlussfilme oder um herausragende Projekte aus dem Studium. Die diesjährigen Studierendenfilme zeigen einmal mehr, wie kreativ und vielseitig junger Genrenachwuchs arbeiten kann.

In „Cooked Fellas“ geht es zum Beispiel um den temperamentvollen Don Cannelloni, der dem Betrug an seinem Parmesankäse auf den Grund gehen will. „Dead End“ erzählt die ungewöhnliche Begegnung eines Mannes mit einem geheimnisvollen Wesen, die seine Sicht auf das eigene Leben völlig verändert. In „Deutsche Sprache, schwere Sprache“ sorgt ein Sprachverlust nach einem Unfall für eine bitterböse Satire auf Vorurteile und Identität. „Pear Garden“ schließlich verwebt poetische Fantasyelemente mit einer kindlichen Perspektive auf Krankheit und Körper, wenn ein Mädchen einem seltsamen Gartengeheimnis auf die Spur kommt.

Nach welchen Kriterien stellt ihr das Filmfest-Programm auf?
Bei der Auswahl der Filme für diese Sektion folgen wir keinen strengen Kriterien, außer einem wesentlichen Punkt: Die Filme müssen als Genrekino funktionieren. Das heißt, sie müssen unbequeme oder herausfordernde Themen auf sinnvolle Weise behandeln. Uns interessieren weder billige Effekte noch Grenzüberschreitungen ohne inhaltlichen Mehrwert. Für uns ist es entscheidend, Filme auszuwählen, die lange nach dem Anschauen im Gedächtnis bleiben. Wenn wir privat Filme sehen, merken wir meist schnell, ob uns ein Film unterhält.

Beim Programmieren von Fantasy Filmfest nehmen wir uns jedoch mehr Zeit, um zu überlegen, was die Filme aussagen und mit welchen Themen wir das Publikum auseinandersetzen möchten. Wir suchen nach Filmen, die sich besonders anfühlen; nicht unbedingt, weil sie das Rad neu erfinden, sondern weil sie dieses gewisse Etwas haben, das im Gedächtnis bleibt. Wir glauben, dass dies der diesjährigen Auswahl sehr gut gelungen ist. Es sind Filme, die uns fasziniert haben und deren Figuren uns im Kopf geblieben sind.

Gibt es einen Trend im Bereich Fantasy-, Horror- und Sci-Fi, den man aktuell beobachten kann?
Wir beobachten seit einigen Jahren, dass immer mehr Genrefilme aus Ländern kommen, die international bisher kaum für Fantasy, Horror oder Sci-Fi bekannt sind. Ein Beispiel ist „Roqia“ aus Algerien sicherlich ein Geheimtipp, der kurz vor unserem Festival Weltpremiere in Venedig feiern wird. Thematisch fällt in diesem Jahr vor allem die große Zahl an Filmen mit starken Frauenfiguren auf. Dazu zählen etwa die abgründige „Odyssey“ um Natasha Flynn, eine coke-gestützte Londoner Immobilienmaklerin, die ihr bröckelndes Leben hinter Luxusfassaden versteckt und durch einen Auftrag von Kredithaien in einen blutigen Showdown in der Londoner Unterwelt gerät. Oder „Her Will Be Done“, eine französisch-polnische Horrorproduktion in der Tradition von Andrzej Żuławski, die ihre Premiere in Cannes hatte. Daneben gibt es zahlreiche radikal abgedrehte Filme jenseits jeder Realität, wie die japanische Spielverfilmung „Exit 8“ oder das kultige Remake „The Toxic Avenger“ mit Peter Dinklage und Elijah Wood.

Generell hat sich das Horrorgenre in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und ist weit über klassische Jump Scares und Monsterfilme hinausgewachsen. Immer häufiger geht es um psychologische Tiefe, gesellschaftliche Themen und das Vermischen von Genres. Horror wird genutzt, um komplexe Inhalte wie Identität, Trauma, soziale Ungerechtigkeit oder Umweltzerstörung zu verhandeln.

Stilistisch gibt es einen Trend zu atmosphärischen Filmen, in denen sich Spannung subtil aufbaut, statt auf schnelle Schocks zu setzen. Gleichzeitig experimentieren viele Regisseurinnen und Regisseure mutig mit Bildsprache und Erzählstrukturen, wie etwa in der türkischen Produktion „The Things You Kil“l oder dem Found-Footage-Hit „Man finds Tape“. Ein weiterer klarer Trend ist die zunehmende Internationalisierung der Horrorstimmen – Geschichten aus neuen kulturellen Perspektiven bringen frische Ideen und Ängste ins Genre, wie zum Beispiel „Roqia“.

Der emotionalste Moment beim Fantasy Filmfest für euch als Programmteam?
Der emotionalste Moment für uns als Programmteam ist jedes Jahr, wenn sich zum ersten Mal der Vorhang öffnet und wir den Saal voller gespannter Gesichter sehen. Monatelange Arbeit, Sichtungen und Entscheidungen kulminieren in diesem Augenblick und wenn dann die ersten Reaktionen aus dem Publikum kommen, wissen wir, wofür wir das alles machen.

Info: 39. Fantasy Filmfest
fantasyfilmfest.com
Foto: © capelight pictures
20.08.2025 — Paulina Bahr
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