Mit seiner ikonisch-nasalen Stimme, unterhaltsamen Texten und der authentischen Hamburger Schnauze ist Jan Philipp Eißfeldt, besser bekannt als Jan Delay, längst eine feste Größe in der deutschen Musikszene. Ob HipHop, Funk, Reggae, Dancehall oder Deutschrock – der vielseitige Musiker macht, worauf er gerade Bock hat und das nun schon seit gut einem Vierteljahrhundert. Zum 25-jährigen Jubiläum seiner Solokarriere veröffentlichte er 2024 seine Best-of-Compilation „Forever Jan – 25 Jahre Jan Delay“. Um seine greatest Hits nicht alleine feiern zu müssen, geht der Musiker gemeinsam mit der Band Disko No. 1 dieses Jahr wieder auf Tour.
Im Interview spricht Jan Delay mit uns über seine Erkenntnisse aus 25 Jahren Solokarriere, seine Leidenschaft für Live-Auftritte und einen neuen Ansatz, Musik zu machen.
Deine neueste Erscheinung heißt „Forever Jan“. Wie alt beziehungsweise jung fühlst du dich?
„Ich fühle mich eigentlich genauso wie damals, als ich angefangen habe. Innerlich.“
„Forever Jan“ ist eine Reise durch die Musikgeschichte von Jan Delay. An welche Erinnerung aus den letzten Jahren denkst du besonders gerne zurück?
„Eigentlich war alles geil. Also, das meiste war schön und die doofen Dinge vergisst man irgendwie schnell. In der letzten Zeit war das Schönste – nach dieser Scheiß-Pandemie, nach langem Nicht-Spielen-Können, den blöden Picknick- und Strandkorb-Konzerten – endlich wieder ganz normal zu spielen und richtige Raves abzureißen.“
Bist du heute immer noch aufgeregt, bevor es auf die Bühne geht?
„So ganz weg ist es nie – sonst wäre auch etwas faul und komisch. Wenn du aufgeregt bist, denkst du nicht daran, was du morgen einkaufen musst oder, dass du mal wieder zur Darmspiegelung solltest. Man denkt ausschließlich an das, was gleich kommt. Es ist eine komplette Fokussierung. Manche kommen damit besser klar, andere schlechter. Aber es ist eine gute Sache für alle.“
Welche Songs machen dir aktuell live am meisten Spaß?
„Das ist letztendlich abhängig von Ort und Zeit. Früher waren es die Dinger, die total reinknallen. Also die, zu denen alle abgehen. Jetzt hat sich das ein bisschen geändert. Mittlerweile können es auch die Dinger sein, die emotional reinknallen. Auf der letzten Tour haben wir – nach gefühlt 15 Jahren – mal wieder „Für immer und dich“ gespielt. Das ist eine Ballade und die ist voll schön. Sowas macht Spaß. Es unterstützt allgemein sehr den Spaßfaktor, Sachen herauszuholen, die man länger nicht gespielt hat. So verfällt man nicht in eine Routine.“
Wirst du das auch auf deiner jetzigen Tour „Best of 25 Years“ tun?
„Ja. Wir haben extra mehr Sachen geprobt, als wir spielen können, damit wir immer mal etwas verändern können. Somit bleibt es auch für uns spannend.“
Ende Mai kommst du nach Stuttgart. Was darf bei einem Besuch im Kessel für dich nicht fehlen?
„Etwas, das in keiner Stadt fehlen darf: Gute Vibes. Ich mag Stuttgart und bin da schon ewig gern.“
Nach jahrelanger Musikerfahrung: Welche Tipps würdest du Newcomer:innen mit auf den Weg geben?
„Mein Tipp, den ich seit 30 oder 40 Jahren gebe: Geht nicht zu früh raus mit eurer Musik! Früher war es gar nicht so einfach, zu früh mit seiner Musik rauszugehen, aber heute kannst du einen Beat machen und zehn Minuten später einen Song hochladen. Geht nicht zu früh raus mit eurer Musik, denn der erste Eindruck zählt – und bleibt. Das heißt, wenn ihr einen neuen Song gemacht habt, den ihr irgendwie ganz gut findet, dann packt ihn erst mal weg. Holt ihn nach zwei Wochen raus und ich nehme mal an, dass ihr ihn scheiße finden werdet. So ging es mir jedenfalls. Und dann macht ihr wieder einen Song und legt ihn wieder weg. Und nach zwei, drei Wochen holt ihr ihn wieder raus und wahrscheinlich findet ihr ihn wieder scheiße. Das macht ihr immer so weiter. Und irgendwann kommt der Moment, an dem ihr einen Song produziert habt, den nach zwei Wochen wieder herausholt und immer noch geil findet. Dann kann man darüber nachdenken, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Vorher auf keinen Fall. Und aus den zwei Wochen Wartezeit sollte man auch lieber einen Monat machen.“
Wie lange hast du mit deinem ersten Song gewartet, bevor du ihn veröffentlicht hast?
„Nicht lang genug. Viele lieben den Song – ich hasse ihn. Ich finde eigentlich so gut wie alles vor „Bambule” schrecklich. Es gibt viele Leute, die die Musik voll abfeiern, aber ich gehöre nicht dazu.“
Was war ein entscheidender Moment in deinem Leben, der deine Karriere verändert hat?
„Die Geburt meiner Tochter. Auch wenn das erstmal nichts mit Jan Delay in erster Linie zu tun hatte, war es in zweiter Linie – auf einer viel größeren Linie, die man vielleicht gar nicht so direkt bemerkt – sehr wichtig. Ich würde mal sagen, das hatte den größten Impact auf mein Leben. Und dann gleichzeitig auf meine Musik. Viele Leute haben mir gesagt, dass die Platte danach viel persönlicher war.“
Welcher Song läuft bei dir aktuell privat auf Dauerschleife?
„Auf Dauerschleife momentan ist Doechii. Ich feiere das komplette neue Album voll krass. „Denial is a river” kann ich aber schon fast nicht mehr hören.“
Welchen Titel würdest du der aktuellen Jan Delay-Ära geben?
„Irgendwie sowas Ähnliches wie „easy“, „losgelöst“ oder „ohne Korsett“. Ich habe früher immer Alben mit Konzept gemacht: ein Reggae-Album, ein Funk-Album, dann ein Rock-Album. Und bei der letzten Platte, die dann leider ein bisschen von Corona zerstört wurde, habe ich einfach nur gemacht, worauf ich Bock hatte. Das hat mir so einen Spaß gemacht. Ich bin quasi automatisch zu meinen eigentlichen Wurzeln zurückgekehrt und habe alles total frei interpretiert. Und in der Phase bin ich einfach immer noch hängengeblieben, weil ich gemerkt habe, dass es mir am meisten Spaß bereitet, wenn es kein übergeordnetes Konzept gibt, an das ich mich halten muss.“
Worauf dürfen wir uns in den nächsten 25 Jahren Jan Delay freuen?
„Das wüsste ich selbst gerne. Ich mache jetzt einfach weiterhin ein bisschen Musik und gucke mal. Aber ich will mich auf gar nichts festlegen. Ich mache nur das, was mir Spaß macht. Und wenn dabei was herauskommt, von dem ich denke: “Geil, das könnte auch noch ein paar anderen Spaß machen”, dann wird man es hören können“.
© Bild: Sebastian Felsen
Info: Jan Delay
Jan Delay & Disko No.1 – Best of 25 Years – Die Tour
31.05.2025 ab 20 Uhr
Hanns-Martin-Schleyer-Halle
Tickets: ab 65,38 Euro
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