Interview

Newcomer-Band aus der Region Stuttgart: Interview mit NEEVE

NEEVE

Die Boys auf unserem Cover sehen nicht nur nach Indie aus – sie klingen auch so! Als Band packen die vier Artists aus der Region Stuttgart die Dinge in ihre Songs, die sie selbst beschäftigen: toxische Männlichkeit, Mental-Health-Kämpfe und das Verhältnis untereinander. Im Herbst erscheint das erste Album „Chaos of my Mind“ und anschließend ist NEEVE auf Tour durch Deutschland, Österreich und UK. Wir haben die Jungs im Weißenburgpark getroffen und über Musik, die Szene in Stuttgart und Zukunftswünsche gequatscht. Vielen lieben Dank auch an unsere Fotografin Pauline!

Wie habt ihr als Band zusammengefunden?

Bei uns ist das recht einfach, weil wir alle verwandt sind: Felix und Axel sind Brüder und Marius und Philipp ebenfalls. Außerdem sind wir alle Cousins. Wir haben mit 14/15 angefangen, Musik zu machen und dann hat sich das durchs Covern irgendwann so entwickelt. Zudem haben alle unterschiedliche Instrumente angefangen und so entstand dann unsere Band.

Das heißt, ihr verbringt auch außerhalb eurer Musik viel Zeit miteinander?

Es gibt gar nicht mehr allzu viel Zeit zu verbringen, weil wir uns schon allein drei bis vier Mal pro Woche sehen wegen der Band. Wir verbinden das dann: Es kann sein, dass wir nachmittags arbeiten und dann trotzdem abends noch zusammensitzen.

Mit welchen drei Worten würdet ihr euren Sound beschreiben?

Uplifting vom Sound, melancholisch von den Lyrics durch die vielen Mental-Health-Themen und nahbar von unseren Charakteren, so präsentieren wir uns ja auch auf Social Media. Da legen wir großen Wert drauf.

Gibt es Artists, von denen ihr euch musikalisch inspirieren lasst?

Also ich würde sagen, so eine große Wende gab es bei uns durch den Sound von The 1975. Wir sind von einem anderen Background gekommen, eher so in die Richtung Alternative Rock wie Kings of Leon und durch The 1975 hat unsere Vorliebe für diese Soundästhetik und elektronische Sachen angefangen. Inzwischen lassen wir uns auch von Artists wie The Neighbourhood und Sam Fender inspirieren – viele britische Künstler. Aber auch COIN aus den USA.

Welche gemeinsamen Erlebnisse als Band waren bisher eure Highlights?

„Fridays for Future“ auf jeden Fall, das war schon so eines der prägendsten Events, weil einfach so viele Menschen da waren. Das war hier in Stuttgart, mit rund 15 – 20.000 Leuten. Danach sind extrem viele über Social Media auf uns zugekommen. Das war krass. Das war bei uns auch in der Karriere so bisschen das Zugpferd, was uns vorantreibt. Wir haben das angefangen bei Corona mit Social Media, weil uns auch nicht viel anderes übrig blieb. Genau das hat uns dann auch den Weg zum Album geebnet und auch unser Fundament gebildet durch die Fanbase auf TikTok und Instagram.

@neeve_music Reply to @antoniiea greetings from Germany &lt333 #fypシ #indiepop #band ♬ green. – NEEVE

Wann kommt euer Album?

Wir sind tatsächlich jetzt so gut wie fertig, der finale Mix ist im Mastering. Das Album als Konzept zu hören, das war schon echt was Schönes. Der Release von „Chaos Of My Mind“ ist dann am 29. September 2022 – wie der Titel schon sagt, geht es viel um Mental-Health-Themen. Felix schreibt die Songs und verarbeitet darin unter anderem auch seine eigene ADHS-Diagnose und die Struggles während Corona. Diese Themen zu kommunizieren ist uns mega wichtig, da bekommen wir auch viel Feedback von Fans, denen unsere Musik hilft.

Im Oktober geht ihr auf Tour. Gibt’s etwas, worauf ihr euch besonders freut?

Ja, UK ist schon ein Highlight! Also zum einen natürlich auch die Deutschland-Tour, weil im eigenen Land kommen die Leute unseretwegen. In England ist es halt das Ding, dass wir eine Austausch-Geschichte an Land gezogen haben: Die Band Modern Love war auf Instagram auf der Suche nach einem Support, wir haben sie angeschrieben und jetzt kommen die für vier Shows und supporten uns in Deutschland und dann gehen wir und supporten in England. Das ist mega cool, weil wir dort noch keine so große Fanbase haben und das ist unser Traum!

Am 14. Oktober seid ihr in Stuttgart im Wizemann – was wünscht ihr euch für den Abend?

Also es wird auf jeden Fall speziell. Nicht im Sinne von ungewöhnlich, eher speziell, weil wir jetzt schon lange nicht mehr in Stuttgart gespielt haben. Ist ja schon ein bisschen unsere Hometown und das ist immer was Besonderes, wenn Bands in ihrer Heimat spielen. Wir haben auch einen Saxofonisten dabei, da haben wir auf unserer Platte einen Song eingespielt und wollen einfach so etwas Extravagantes draus machen. Auch wenn es vielleicht frech klingt, wenn wir Stuttgart als unsere Homebase bezeichnen, weil wir ja eigentlich aus der Ecke Heilbronn kommen. Aber da gibt es unserer Meinung nach keine wirkliche Indie- und Pop-Szene! Es gibt ein Festival, das findet statt, da durften wir alle zwei Jahre spielen. Aus Stuttgart haben wir aber immer schon mehr Support bekommen und freuen uns mega auf den Abend!

Wie fühlt sich denn für euch die Musikszene in Stuttgart an?

Also wir haben im Club Zentral und im Keller Club gespielt, auch im Zwölfzehn als es das noch gab – das waren so unsere Anlaufstellen, die wir als Newcomer-Band genutzt haben. Generell sollte mehr Wert auf die Förderung von Künstler:innen gelegt werden. Wenn immer mehr kleine Clubs schließen, nimmt das vor allem die Chancen für die kleineren Bands. Aber was man auch sagen muss ist, dass das Pop-Büro Stuttgart uns echt aufgenommen hat, gerade weil es in Heilbronn schwierig ist. Dort gibt’s zwar auch ein Pop-Büro, aber halt im viel kleineren Stil und mit ganz andere Mitteln.

Habt Ihr einen Rat für euer jüngeres Ich und was würdet ihr jungen Künstler:innen raten?

Am Anfang sind vor allem die Zweifel hart. Beim Gegenwind in Deutschland ist es mega schwer Fuß zu fassen, da man von Radios, Magazinen und so weiter immer die ähnlichen Absagen bekommt. Dieses zu sich und seinem Sound finden ist ein stetiger Prozess. Man vergleicht sich dann auch mit anderen, erfolgreicheren Bands und fragt sich, was sie besser machen. Jetzt sind wir total selbstbewusst und sehen, wie wir immer weiter unsere Fanbase aufbauen und es eben nie an der Qualität und der Musik oder der Authentizität lag, sondern nur daran, dass gewisse Leute nicht erreicht wurden. Da hilft Social Media schon extrem. Wir würden jungen Artists außerdem den Rat geben, erstmal unabhängig zu bleiben und sich die meisten Dinge selbst zu erarbeiten. So machen wir das auch.

Gibt es Artists, mit denen ihr mal zusammenarbeiten wollt?

Da gibt es ein paar, müssen es realistische Vorstellungen sein? (lachen) Also utopisch wäre vermutlich eine Session mit Marty Healy oder mit Jesse Rutherford von The Neighbourhood, aber auch mit einer Holly Humberstone oder einem Sam Fender fände ich krass. Künstler aus Deutschland wären vermutlich Cro, weil er als Künstler mit seinem Gesamtbild, eigener Kunst und Klamotten einfach mega ist – das gefällt uns an ihm so. Aber auch so ein Peter Fox – das sind alles Menschen, zu denen man aufschaut. Giant Rooks könnten vom Sound gut passen.

Wo seid ihr gerne in Stuttgart unterwegs?

Die Vintage-Ecke am Marienplatz, in der Tübinger Straße mögen wir gerne – da ist’s cool, da gibts schöne Cafés und man kann schön Vintage-Shoppen gehen. Bars sowas wie das Kap Tormentoso!

Wenn ihr euch die nächsten fünf Jahre malen könntet, an welchem Punkt möchtet ihr als Band stehen?

Da gibt’s verschiedene Aspekte: Festivals wie das „Southside“ wären natürlich krass. Wenn man überlegt, was in diesem einen letzten Jahr schon passiert ist … Auf jeden Fall mal in der USA zu spielen, weil unsere Fanbase dort durch TikTok und Spotify tatsächlich sogar größer ist als in Deutschland. Man muss schon sagen, dass man es mit englischsprachigem Indie-Pop in Deutschland sehr schwer hat. So in fünf Jahren könnten wir uns ein zweites, drittes Album schon gut vorstellen, vor allem wenn wir das dann fulltime machen.

NEEVE

Vielen Dank für das Interview!

 

Info: NEEVE

neevemusic.com/

instagram.com/neeve_music/

tiktok.com/@neeve_music

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