Interview

WEEKEND

Zwei Jahre nach „Musik für die die nicht so gerne denken“ meldet sich Weekend mit einem augenzwinkernden „Weekend is back“ zurück. Auf seinem vierten Studioalbum „Keiner ist gestorben“ bedient er sich aus der ganzen Palette gängiger Deutschrap-Klischees, schafft daraus mit Witz und Ironie einen charmanten Twist und liefert mit Singles wie „Geld“ Gesellschaftskritik mit Unterhaltungswert. Wir haben uns mit Christoph über die neue Platte, kleine Marotten und seine Wahl-Heimat Stuttgart unterhalten.

Vor dem Release von „Keiner ist gestorben“ hast du wenig von dir hören lassen – eine bewusste Auszeit?

Ich hab tatsächlich, hier in Stuttgart, in meinem kleinen Kämmerchen gesessen und die ganze Zeit Musik gemacht und war auch ein bisschen froh, dass ich mich ein bisschen rarer gemacht habe. Ich hab bei den ersten beiden Alben immer dem Ding nachgejagt, die ganze Zeit am Ball bleiben zu müssen, das war schon sehr anstrengend. Jetzt kann man sich wieder neu freuen, dass man mal was rausbringt und es eben nicht die Tagesordnung ist.

Wie ist es zu den Feature-Gästen gekommen?

Als Musiker ist es manchmal schwer, das auszuklammern, was man machen muss, damit man im Radio läuft und was man nicht tun sollte, wenn man im Radio laufen will. Das hab ich einfach wegignoriert und gedacht, komm du hast genug Leute die deinen Kram hören, das passt schon. Bei den Features hab ich das so ähnlich gehandhabt: Ich mach das mit den Leuten, mit denen ich eh jeden Tag quatsche und wo man sowieso mal einen Song zusammen macht und genauso ist es dann passiert. Man ist einfach eingearbeitet, man weiß, was der andere mag und kann sich die Bälle viel geiler zuspielen. Und am Ende sollte es ja um Musik gehen!

Klingt persönlicher.

Ja voll, das stand bei dem Album viel mehr im Mittelpunkt! Persönlicher klingt zwar immer so ernst und ernster würde ich gar nicht sagen, aber es gibt viel mehr Einstellungen von mir Preis. Ich glaub, wenn man es hört, weiß man, was ich gut finde und was nicht.

Wie ist das spektaküläre Cover entstanden?

Ich bin Fahrrad gefahren und dann bin ich hingefallen und dann hat zufällig jemand ein Bild gemacht. Ne Quatsch, ich bin in einer Turnhalle ungefähr 150 Mal bis kurz vorm Schleudertrauma immer mit einem sehr eleganten Salto auf eine Matratze gesprungen und im Hintergrund war ein Green-Screen. Für den Hintergrund sind wir dann mit der Kamera durch Gelsenkirchen gezogen und haben einfach Hauswände fotografiert.

Du kommst ja auch ursprünglich aus Gelsenkirchen. Wie gefällt dir da Stuttgart?

Ich mag Stuttgart super gerne. Die Menschen haben ‘ne gute Kultur, ich mag den Kessel und die Straßenzüge und auch die Größe voll. Du hast nicht dieses Berlin-Hamburg-Ding, alles verläuft sich, aber auch nicht diesen Kleinstadteffekt mit „es gibt nur drei Clubs“ und „siehst am Wochenende immer nur die gleichen Leute“. Und aus irgendeinem Grund ist hier immer geiles Wetter, das spielt ja auch eine extrem große Rolle.

Und wo bist du besonders gerne?

Ich mag den Westen und Süden am liebsten, aber das mag ja glaub ich jeder, das ist ‘ne ziemlich langweilige Antwort. Diese ganzen Geschichten wie Karlshöhe und Uhlandshöhe und so. Also Allgemein dieses Kessel-Ding, du läufst gefühlt nur zwei Stockwerke hoch und kannst über die ganze Stadt blicken. Nur Fahrradfahren ist halt so ein Ding – die armen Foodora-Fahrer …

Weekend Chimperator

„Ich will dass irgendwas kaputt geht“ – was geht dir ständig kaputt?

Ich bin ein mega tollpatschiger Mensch, der alles fallen lässt. Jetzt, da ich gerade aufgehört habe zu rauchen, ist es noch schlimmer, ich bin hyperaktiv und gestikuliere wild. Tassen, Gläser und Teller sind auf jeden Fall an der Tagesordnung. Ich hab mal meinem besten Freund im Urlaub einen Strohhalm ins Auge gesteckt und ein rundes Loch in seine Kontaktlinse gestochen, im Gegenzug hat er mir drei Jahre später auf einer Party aus Versehen eine Whiskey-Flasche auf den Kopf gehauen. Jetzt sind wir quasi quitt.

Was ist aus dem Sofa aus „Sofa King“ geworden?

Ich wollte es mir ins Studio stellen, das war ein Original Chesterfield von 1969. Wir haben es über ebay-Kleinanzeigen gekauft und als es vor uns stand waren wir alle mega ehrfürchtig. Nur halt nicht so geil in Schuss gehalten. Nachdem es dann auch noch im Wasser stand und ich mich in meinem Studio immer wieder gefragt habe, ob es eigentlich grade riecht, haben wir dann doch beschlossen, es wegzugeben. Jetzt steht es in einem Studio in Weilimdorf.

Du erzählst ganz viel von Netflix, schaust du auch so viel?

Jaaa. Momentan natürlich kaum, aber im Winter wars schon mega extrem. Ich hab eine App, da kann man eintragen, was man alles geschaut hat und immer die Episoden abhaken. Meine Statistik der letzten fünf, sechs Jahre sind 3605 gesehene Episoden mit einer Dauer von 120 Tagen 5 Stunden und 45 Minuten. Das ist halt schon krass – ein halbes Jahr meines Lebens hab ich effektiv nur Serien geglotzt!

Deine Empfehlung?

Wir lassen die langweiligen Sachen mal weg: Patriot, BoJack Horseman, Master of None, meine Lieblingsserie ist glaub ich The Wire und Westworld ist auch super.

Weekend Chimperator

Im Video zu „Geld“ reagiert eine Frau auf „HipHop“ mit „Oh je …“. In welcher Situation ist das entstanden?

Wir haben bei ganz vielen Golfplätzen angerufen und versucht noch einen zu checken. Sie war von einem dieser Golfplätze.

Ferrari wollte offensichtlich kein Auto stellen, wie kam es zum Lamborghini?

Der Lamborghini war von einem Sportwagenverleih irgendwo bei Sinzheim, die hatten auf jeden Fall einige krasse Autos da. Der Typ meinte dann, „ja klar voll gut, ist ja auch Werbung für uns“. Wir haben ihm dann schon gesagt, dass wir Rap machen und dass das manchmal auch ein bisschen offensiver sein kann. Dem war der Text aber völlig egal. Ja und dann ging´s los!

Famous last words?

Wenn man ein richtig menschliches Fazit ziehen will, was gar nicht so schlecht zum Album passt, dann folgendes: Egoismus ist eine sehr schlechte Eigenschaft und Menschen sollten sich selbst auf Egoismus untersuchen. Und mein Album kaufen!

„Keiner ist gestorben“ erscheint am 13. Oktober. Live kann man sich von dem Wahl-Stuttgarter am 20. Januar in der Schräglage überzeugen. Mehr von Weekend gibt‘s auf weekendmusik.de

Vielen Dank an unseren Fotografen Ronny Schönebaum / ronnyschoenebaum.de für die tollen Bilder!

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