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This is Art: Krowni

This is Art: Krowni

Für „This is Art“ nehmen wir euch dieses Mal mit in die Welt der Stuttgarter Künstlerin Krowni aka Anna Diehl. Mit ihrer lebendigen, queeren Kunst und einer Prise Humor fängt sie die Momente und Menschen ein, die ihr Leben prägen. Ihre kreative Reise führte sie von Aufträgen in der Schulzeit über die „Bordellisage“ in der Uhu Bar bis hin zu ihrer aktuellen Soloshow in Berlin. Im Interview spricht sie über ihren kreativen Weg, ihre Inspirationsquellen und warum sie die lokale Szene liebt.

Wie kamst du zur Malerei?
Ich habe schon als Kind sehr viel Zeit mit Pinsel und Stift verbracht, das war neben dem Lesen meine Lieblingsbeschäftigung. Damals wurde ich in der Schulzeit von den Kids aus meiner Stufe beauftragt, Porträts als Weihnachtsgeschenke anzufertigen. Mit 16 habe ich dann meine ersten Ölfarben gekauft. Kurz darauf kam dann auch der Entschluss, Kunst zu studieren und mich voll auf die Malerei zu konzentrieren.

Wie beeinflusst deine queere Identität deine Kunst?
Das war und ist immer noch ein Herantasten. Seitdem ich vom Dorf in die Stadt gezogen bin, habe ich meine Identität und Sexualität kennengelernt und mir einen unglaublich tollen, kreativen und queeren Freundeskreis aufgebaut. Ich denke, jeder Mensch ist zu großen Teilen das Ergebnis seines Umfeldes und ich kann mich mit meinem mehr als glücklich schätzen. Meine chosen Family macht mich zu der Person, die ich heute bin und beeinflusst somit natürlich auch meine Arbeit. Für mich ist es nur natürlich, mich mit Queerness, Freundschaft, Identität und Sexualität, also dieser „Bubble” zu beschäftigen. Eine Freundin meinte neulich zu mir „Manchmal habe ich das Gefühl, du bist hier, um unser aller Leben zu dokumentieren”, weil ich so oft meine Digicam in der Hand habe und meine Leute fotografiere. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen. Community ist alles.

Wie entscheidest du dich für die Themen deiner Werke?
Ideen, die mich besonders packen, schreibe ich mir sofort auf. Meine Notizen-App umfasst knapp 3000 Einträge – mittlerweile hab ich diese jedoch in Ordnern sortiert. Darin finden sich Ausschnitte von Interviews meiner Lieblingskünstlerinnen, zusammenhanglose Wörter, Poesie, Gedankenassoziationen, Memes, Alltagssituationen mit Freunden und manchmal auch einfach nur Titel, die auf ein Werk warten. Manchmal bleibt eine Idee für Jahre in meiner Notizen-App, bis ich wirklich darauf zurückgreife und sie weiterentwickle, neu kombiniere und umsetze. Ich lass’ mich da einfach treiben. Außerdem habe ich angefangen, ein kleines Archiv meiner Lieblings-Artists und -artworks aufzubauen. Meistens inspiriert eine Arbeit die nächste und es entsteht eine Art Dominoeffekt.

Woher nimmst du deine Inspiration?
Liebe und Leben. Ehrlich gesagt habe ich die besten und größten Inspirationsschübe, wenn ich im Bett liege und abschalte. Da fallen mir all die Dinge ein, die ich schön, interessant oder bemerkenswert finde. Außerdem finde ich es unheimlich inspirierend zu verfolgen, was auf globaler Ebene in der zeitgenössischen Malerei passiert. Ein paar Künstlerinnen, die mich inspirieren: Chloe Wise, Jenna Gribbon, Maisie Cousins, Chloe Sherman und Marilyn Minter.

Welche persönlichen Erfahrungen fließen in deine Werke ein?
Im Frühjahr hatte ich eine Ausstellung im Utopia Kiosk. Die Zeit, in der ich begann, die Werke dafür zu erstellen, war von einem Wandel in meinem privaten Leben geprägt: Ich hatte ein Familienmitglied verloren, war neben der Trauer ausgelaugt vom Studium und erhielt meine Diagnose zur Depression. Vielen meiner Freund:innen ging es mental ähnlich und oft war die einzige Form der Kommunikation Memes, die man sich auf Instagram hin und her schickt – eine Art: „Hey, ich denke an dich, auch wenn ich gerade keine Kraft für Worte hab’“. Diese Spannung von Humor als Copingstrategie, aber auch als eine Form von Fluchtverhalten fand ich ziemlich kurios. Also begann ich unter anderem ein paar Memes zu malen, weil ich etwas zum Lachen brauchte. Ich arbeite gerne mit harmonischen, starken Farben. Das gibt mir, vor allem in schlechten Zeiten, immer einen Dopamin-Boost.

This is Art: Krowni

Wie erlebst du die lokale Kunstszene?
Stuttgart blüht immer weiter auf, zumindest habe ich das Gefühl, dass in letzter Zeit in der Kreativszene echt viel ging. Eine gute Freundin (Shoutout Oli O.) hat erst diesen Herbst im ehemaligen Puff über der Uhu Bar eine „Bordellissage” organisiert und dafür eine Hand voll lokaler Künstler:innen und DJs zusammengetrommelt. Ich liebe solche Initiativen und Projekte. Auch Besuche in die Kunstsammlung Studio Berkheim in Esslingen oder in unseren vielzähligen Galerien in Stuttgart gehören für mich dazu.

Mit welchen drei Worten würdest du deine Kunst beschreiben?
Queer, Energetisch, Augenschmaus.

An welchen Projekten arbeitest du derzeit?
In den letzten Wochen habe ich intensiv für meine erste Soloshow in Berlin gearbeitet. Inspiriert hat mich die Dissonanz zwischen den visuellen Kulturen und den Dingen, die sie darstellen. Als Teil der queeren Gen Z spielte das Internet immer eine große Rolle für mich, da es in meinem Dorf kaum Leute aus meiner Community gab – zumindest nicht geoutet. Die Möglichkeit, sich online zu vernetzen, ist jedoch grenzenlos. In meinen Werken zeige ich zum einen ein Bedürfnis, das oft mit dem Streben nach Aufmerksamkeit in diesen digitalen Räumen einhergeht. Welche visuellen Anreize und versteckte Codes signalisieren Zugehörigkeit? Da greife ich Spannungen von Intimität und Online-Exhibitionismus, Themen wie Hyperfemininity, Oberflächlichkeiten und der Verbindung von Schönheit und Schmerz auf. Ich spiele da gerne mit subtilem Symbolismus, „Wer weiß, der weiß“-Momenten.

Gibt es lokale Persönlichkeiten oder Institutionen, mit denen du gerne kollaborieren möchtest?
Ich habe keine speziellen Wünsche, bin aber generell offen für coole Projekte! Ich finde unter anderem das Kulturkabinett spannend und die Arbeit, die der Utopia Kiosk leistet, sehr nice, da dort vor allem queeren Artists aus allen Sparten eine Bühne geboten wird. Ganz viel Liebe für diese kleinen Safer Spaces, die hier und da im Kessel aufploppen.

Wo trifft man dich in Stuttgart, wenn du gerade nicht im Atelier bist?
Gar nicht, würden meine Freunde scherzen – zumindest die letzten Monate kaum. Ich habe oft Phasen der Isolation, in denen ich nur Zuhause oder im Studio existiere. Ansonsten findet man mich abends ab und zu für einen Whiskey Sour in den Bars, in denen meine Freundinnen arbeiten. Meine wöchentlichen Musts: Für den besten Mittagssnack in das Maison Bánh Mi beim Feuersee und danach zu Jones Donuts, ich bin süchtig.

Warum sollte man deine Edition fürs re.flect auf keinen Fall verpassen?
Ich sage nur Dopamin-Boost!

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