Streifzug

Streifzug:
Tübinger Straße

Streifzug Tübinger Straße Stuttgart reflect

Bei unserem „Streifzug“ entdecken wir für euch neben den bekannten, auch die auf den ersten Blick versteckten Hausnummern Stuttgarts schönster Straßen.

Hätte sich Mutti früher noch Sorgen gemacht, wenn man in der Gegend mit den dubiosen Eckkneipen länger als nötig verweilen wollte, steht die Tübinger Straße heute für angesagte Gastronomie, individuelle Boutiquen und gefühlt das Flanierzentrum der Stadt. Gelungene Aufwertung sagen die einen, schleichende Gentrifizierung nennen es die anderen. Die steigenden Mieten sind aber nicht der einzige Streitpunkt im Süden: Zwischen Shared Space, Fahrradstraße und Parkplatzsuche kommt es immer wieder zu hoch emotionalen Diskussionen unter den passionierten Vertretern der jeweiligen Fortbewegungsart. Da werden dann auch mal begrünte Parklets zum großen Politikum in der Wiege des Automobils. Wir haben uns die Verbindung zwischen der Innenstadt und dem Marienplatz mal genauer angesehen.

Gleich zu Beginn gibt es Neuigkeiten: Hinter dem Arthaus-Kino Delphi wurde die ehemalige Tü8-Passage zu den Räumlichkeiten eines Burger-Franchises umgestaltet. Mit der Eröffnung des Einkaufszentrums Gerber Ende 2014 kamen die ersten Ketten in die ansonsten vor allem von kleinen Boutiquen und Gastronomiebetrieben bevölkerte Straße, mittlerweile erobern sich Concept Stores wie Imperia den Platz zurück. Ein Reihe von Barbershops, Nagelstudios und Friseursalons weiter beschäftigt man sich unter der Paulinenbrücke aktiv mit der Thematik, wie der dort zur Verfügung stehende Platz genutzt werden kann. Der Verein Stadtlücken stellt in regelmäßigen Abständen die Frage „Wem gehört die Stadt?“ und bespielt den Österreichischen Platz den Sommer über mit Events, Workshops und Diskussionsrunden. Wer dabei durstig wird, kann sich schräg gegenüber in der Mozzarella Bar ein kühles Peroni gönnen.

Im daneben befindlichen Gebäudekomplex Caleido werden sich zumindest alle Foodliebhaber einig: Freunde italienischer Küche kommen im Perbacco auf ihre Kosten, das Mikoto versorgt Japan-Fans mit Sushi sowie Reis- und Nudelgerichten, Claus Deli bietet veganes Eis und Avocado-Stullen für das nächste Foodsie und mit dem Hans im Glück steht noch ein weiterer Ableger der Burger-Fraktion bereit. Dem unverkennbaren Duft der Dinkelacker-Brauerei folgend geht es am neu geschaffenen Wohngebiet weiter in Richtung Süden. Seit anderthalb Jahren bereichert die Galerie Kernweine das hiesige Kulturangebot mit Ausstellungen, Shops und einer Kombination aus Café und Bar und dem wohl schönsten Hinterhof des Südens.

Ohnehin wird das gastronomische Angebot zunehmend dichter: Auf der Terrasse der Sattlerei kann man mit einem Spritz in der Hand und der Vesperplatte auf dem Tisch die vorbeifahrenden Radler beobachten. Aber watch out vor Ruhezeiten! Um die kümmert man sich im an der Ecke befindlichen Pizzaservice Moon eher wenig – der Lieferdienst mit Kiosk ist wohl das, was der Späti-Kultur in Stuttgart mit am nächsten kommt. Ebenfalls von Berlin inspiriert scheint das Café misch misch mit seiner hübschen Einrichtung, leckeren Kuchen und einfach richtig gutem Kaffee! Und mit großer Wahrscheinlichkeit sind zumindest Teile der hier verkehrenden Outfits direkt einem der angrenzenden Second-Hand-Läden entsprungen.

Mit dem spanischen Restaurant Andalucia und der Bar Lennarts sind wir fast am Ende angelangt. Absoluter Klassiker ist wohl das alteingesessene Arigato – hier ist wohl fast jeder schon mal auf einen Absacker gelandet. Den Abschluss bildet Reiner Bocka mit seinem Café Galao. Durch das von ihm veranstaltete Marienplatzfest hat der Wirt sicherlich einen großen Teil dazu beigetragen, die Tübinger Straße zu dem zu machen, was sie heute ist. Nur, wie es manchmal so ist mit guten Ideen: Die Geister, die ich rief …

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