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Pentatones

Klangstark, düster und fast ein bisschen mystisch steht das zweite Album der Pentatones mit einer Mischung aus frickelnden Beats und poppigen Melodien nun kurz vor seiner Veröffentlichung. Die vierköpfige Band hat sich in den vergangenen Jahren einen festen Platz zwischen Club- und Pop-Kultur erspielt: Vom selbstbetitelte Debütalbum im Jahr 2007 über eigene Touren und zahlreiche Auftritte auf internationalen Musik- und Medienkunstfestivals ist das in Leipzig gergründete Projekt zu einem vielseitigen Live-Act mit Wiedererkennungswert gereift. Für „Ouroboros“ haben die Pentatones sich in die fachkundigen Hände des international renommierten Produzenten Robert Koch begeben, der u. a. auch für Zusammenarbeiten mit Künstlern wie Marteria oder Hurts und sein Solo-Projekt Robots Don’t Sleep bekannt ist und dem Album den letzten Schliff verliehen hat. Wir haben mit der Sängerin Dehlia De France über ihre ganz eigene Vorstellung von Musik gesprochen und herausgefunden, welche Besonderheiten hinter der Entstehung der neuen Platte und der Band im Allgemeinen stecken.

Warum habt ihr euch für „The Beast“ als erste Single entschieden?
„The Beast“ war einfach der Song, den wir alle stark fanden. Jeder hat ja seine Lieblingssongs, seine Prioritätenlieder. Und schönerweise hört man hier auch Robot Kochs Einfluss gut heraus. Auf den Song konnten sich einfach sofort alle einigen, eben auch, weil er ein guter Repräsentant des Albums ist.

Das dazu gehörige Video hat uns auch besonders fasziniert. Was ist die Story dahinter?
Ehrlich gesagt würde ich da gar nicht von einer Story sprechen. Da ging es eher um ein Grundgefühl, um eine gewisse Mulmigkeit. Wenn man nicht genau weiß, was es ist, aber irgendetwas ist schräg. Ein subtiles Gefühl einer ungewissen Gefahr, die in der Luft liegt. Ohne straighte Storyline.

Das neue Album habt ihr ja nicht nur in einem Studio aufgenommen, sondern auch in einem Klassenzimmer und in einem Bauernhaus. Wie hat sich das ergeben?
Wenn wir zusammen arbeiten, arbeiten wir viel in Sessions. Wir treffen uns für einen bestimmten Zeitraum und dann jammen wir zusammen an verschiedenen Orten. An diesen Orten entstehen die Songs und an diesen Orten haben wir teilweise auch aufgenommen. So zum Beispiel der Schwarzwald, wo die Jungs herkommen. Da konnten wir im elterlichen Haus und im Garten sein, was sehr schön war. Oder eben in der Leipziger Schule, in der wir eine Weile waren. Oder auch in Utrecht. Wir treffen uns an verschiedenen Orten und arbeiten dort eine Weile – und das wirkt sich natürlich auch auf die Songs aus.

Kann das bei diesen festen Treffen denn auch mal passieren, dass ihr zusammen kommt und dann feststellt, dass im kreativen Sinne Flaute herrscht?
Das kann schon auch vorkommen, aber man muss sich eben auf diese Sessions einlassen. Deswegen Jammen wir auch gerne und viel. Das führt einen zusammen. Wir lassen die Vibes dann einfach fließen und innerhalb dieses „Fließenlassens“ entstehen dann tolle Dinge. Den eigentlichen Song, den schreibe ich dann aber wenn ich für mich bin. Es wird also auch zu Hause und alleine gearbeitet.

Euer Album heißt „Ouroboros“ – der Ausdruck steht für das altägyptische Symbol der sich selbstverzehrenden Schlange. Was war eure Intention hinter der Namensgebung
Das ist eine Metapher, die sich durch das ganze Album zieht: durch die Lyrics, den Sound und auch durch das ganze Artwork. Der Ourobors, wie du schon sagst, ist dieser Schwanzbeißer, eines der ältesten mythologischen Symbole. Ein Symbol für Wiedergeburt, Transformation, Deformation. Diese Metapher kann man natürlich weiterdenken, auch im Sound: Ein Loop ist ja im übertragenen Sinne auch ein Ouroboros oder ein Feedback. Grafisch haben wir uns da die runde Fläche gedacht. Ein schwarzer Kreis, der Dinge ein- und ausschließt.

Visualisierung ist bei euch ein großes Thema. Wie sähe für dich die perfekte Kulisse aus, in der man das Album hören kann?
(lacht) Das ist eine gute Frage. Ich glaube die perfekte Kulisse gibt es gar nicht. Die Songs sind teilweise sehr unterschiedliche geworden. Manche sind etwas dancy, andere sind moody. Ich würde jetzt nicht sagen, dass man das Album nur bei sich zu Hause im Bett mit dem Blick aus dem Fenster hören sollte. Ich mag es ja total gern, wenn man sich Musik einfach durch die Kopfhörer auf die Ohren legt und durch eine Landschaft läuft. In diesem Fall vielleicht sogar durch einen dunklen Wald, wo man zwischendurch immer mal wieder auf hellen Lichtungen ankommt.

Wie darf man sich die Zusammenarbeit mit Robot Koch als Produzent vorstellen?
Das lief unterschiedlich. Wir haben uns zuerst mit Robert im Studio getroffen und teilweise auch dort geschrieben. Er hat aber auch von uns Songs bekommen und die dann nochmal mit seinem Pinselstrich versehen. Im Grunde hatte er alle Songs mal kurz in der Hand. Manche hat er natürlich mehr beeinflusst, manche weniger. Die Zusammenarbeit mit Robert war sehr gut für uns, vor allem um uns auch mal auf den kreativen Prozess eines Produzenten einzulassen, ihn mal machen zu lassen. Seine Sounds sind unseren dabei sehr ähnlich und er hat das Ganze zusammen gehalten. Bei all den Genreausbrüchen, die wir hier und da haben, hat er den Überblick behalten und geschaut, dass es im Ganzen ein Album bleibt.

Gibt es bei euch innerhalb der Band eine Aufgabenteilung?
Nein, das würde ich nicht sagen. Natürlich hat jeder sein Instrument, ich meine Stimme, aber unsere Musik entsteht beim Jammen. Entsteht dabei ein Part, den wir gut finden, dann wird er gemeinsam bearbeitet und jeder bringt – mal mehr, mal weniger viele – Ideen mit ein. Wir arbeiten die Songs gemeinsam aus, da gibt es keinen „Bestimmer“. Wir probieren im Spiel, wie es sich für uns alle gut anfühlt. In der Produktion hat Robert dann natürlich schon Vorschläge gemacht, aber im Gros sind das alles Gemeinschaftsentscheidungen.

Gibt es auch Situation, in denen ihr euch bandintern uneinig seid?
Natürlich gibt es solche Momente auch, total oft sogar. Da geht es dann nach dem demokratischen Mehrheitsprinzip (lacht).

Bei euren Auftritten steht die visuelle Komponente stark im Fokus. Woher nehmt ihr eure Ideen?
Eine Weile haben wir uns ja mehr als Medienkunstgruppe verstanden, da wir viel mit Visual Arts gearbeitet haben. Dann haben wir uns wieder mehr auf den Song konzentriert. Für dieses Album wollen wir aber wieder mehr Show und mehr Licht, mehr Inszenierung haben. Dadurch, dass wir alle auch als darstellende und bildende Künstler arbeiten, spielen unsere Vorstellung der Inszenierung natürlich auch mit rein. Wir werden auch auf jeden Fall wieder mit Lichtmenschen arbeiten, wie das dann allerdings genau aussehen wird, das bleibt noch abzuwarten. Da muss man zu unseren Shows kommen: Wir spielen im März eine kleine, feine Deutschlandtour.

Gab es in der Vergangenheit eine Show, die euch ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ganz klar die Show mit dem MDR Sinfonieorchester, die wir in Leipzig im Centraltheater gespielt haben. Das war wirklich etwas ganz Besonderes. Das Orchester zusammen mit dem Ort war unvergesslich. Aber auch die Ars Electronica, auf der wir mit unserer Scanner-Installation gespielt haben, war überragend. Die Zusammenarbeit mit dem Orchester werden wir wiederholen und spielen mit der STÜBAphilarmonie im Mai ein Konzert.

Vielen Dank für das Interview!

Ouroboros erscheint am 27. Februar 2015

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mehr von den Pentatones auf pentatones.de und fb.com/pentatones

Fotos: Pentatones © Robert Raithel

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