Kunst News

Kunst auf dem Parkhausdeck:
FUMES AND PERFUMES 5.0

Fumes and Perfumes

Ab Freitag, den 13. Juli wird Stuttgarts einzigartige Ausstellungsfläche, das Züblin-Parkhaus, mit der „Fumes and Perfumes 5.0 presented by PLAKAT TOTAL“ wieder neu bespielt. Bereits zum fünften Mal zieren die sonst grauen Wände der Parkhausdecks großformatige Fotografien herausragender Künstler. Neben den Initiatoren Frank Bayh & Steff Rosenberger-Ochs, Peter Franck, Monica Menez , Yves Noir und Martin Ubeländer konnten in diesem Jahr die Gastkünstler Michael Bachhofer, Todd Baxter, Bill Durgin, Frankie Macauley, Benoit Paillé, Can Pekdemir und Marius Sperlich gewonnen werden, ihre Werke zu präsentieren. Das außergewöhnliche Ausstellungskonzept bleibt wie bereits in den vorherigen Ausgaben der Fumes and Perfumes für ein Jahr, bis zum Sommer 2019, bestehen – da schlendert man doch ausnahmsweise mal gerne durchs Parkhaus.

VERNISSAGE FUMES AND PERFUMES 5.0

Zur Vernissage am 13. Juli führt Kunstvermittlerin Sara Dahme in die Ausstellung ein, der Stuttgarter Lichtkünstler Laurenz Theinert erhellt das Parkhaus mit seinen Lichtinstallationen, die Musiker Hitboutique, Desiree Lune und The Hot Jazz Rewinders geben den passenden Soundtrack dazu und für die kühlen Drinks in der Hand sorgt der ebenfalls im Züblin ansässige Verein Ebene 0.

INFO FUMES AND PERFUMES 5.0

Parkhaus (auch ohne Parkschein): täglich 6 – 22 Uhr
Projektraum Ebene 0: Fr/Sa ab 18 Uhr

Ebene 0
Parkhaus Züblin
Lazarettstraße 5
70190 Stuttgart

KURATORIUM FUMES AND PERFUMES 5.0 (laut Pressemitteilung)

Frank Bayh & Steff Rosenberger-Ochs arbeiten als Fotografenduo und das bereits seit 2004. Die zunächst als Versuch angelegte Symbiose aus männlichem und weiblichem Blick manifestierte sich bald als glückliche Fügung, begleitet von zahlreichen Fotoawards und Anerkennungen. Inzwischen realisieren sie alle Projekte gemeinsam, seien sie kommerziell oder frei.

Die Arbeiten von Frank & Steff besitzen meist einen gesellschaftskritischen Ansatz mit Bezug zu aktuellen Diskursen, zur Ästhetik der Popkultur: Kitsch, die Welt der Mangas, Effekte der Hochglanzindustrie, die man aus Werbung und Medien kennt. Dabei tritt immer dann ein Moment der Irritation ein, wenn die gewählten Referenzen nicht einfach übernommen, sondern Brüche und Verfremdungen eingearbeitet werden, die den Betrachter auf den ersten Blick stutzig machen und so eine tiefergehende Beschäftigung mit den Motiven forcieren.

Neben dem optischen Genuss eröffnet uns das Fotografenduo eine ganze Palette von Reflektionsmöglichkeiten über Individualität wie auch Vereinzelung und bezieht in seine Arbeit neben gesellschaftskritischen Positionen auch immer eine psychologische Dimension mit ein.

Peter Francks Bilder sind anspielungsreiche Collagen, die im Kopf der Betrachter Assoziationen und Geschichten in Gang setzen. In dieser freien Setzung der Medien bewegen sich die Bilder an der Grenze von Fotografie und Malerei.

Monica Menez, preisgekrönte Fotografin und Filmemacherin aus Stuttgart, zeigt Arbeiten, die mit Humor, Absurdität und Erotik gespickt sind. Ihre Arbeiten zeigen skurrile und verstörende Szenen, die die Bilderwelt der Mode aufbrechen, Emotionen wecken und Humor mit Scharfsinn und Hintergründigem paaren.

Yves Noir fokussiert in seinen Arbeiten die natürliche Ästhetik des menschlichen Körpers. So gleitet der Blick des Betrachters an zu Bildkürzeln komprimierten Körperlandschaften entlang, um dann aus dieser Konfrontation sozial oder individuell besetzte Deutungspunkte freizugeben.

GASTKÜNSTLER FUMES AND PERFUMES 5.0 (laut Pressemitteilung)

Michael Bachhofer (AT) ist vor allem für seine hochauflösende Großformatfotografie bekannt, die aus Zehntausenden von Einzelbildern besteht, die wiederum meist durch ein Mikroskop aufgenommen wurden. Seine Kunst konzentriert sich auf veränderte oder erweiterte Wahrnehmung und offenbart so einen vollständigeren und ganzheitlicheren Standpunkt.

Michael Bachhofer nutzt Mikrophotographie, Interviews, kausale Diagramme, Projektionsmapping, Raum-Zeit-Transformation und Akustik bei niedrigen Frequenzen. Seine Arbeit ist von der Philosophie und Erkenntnistheorie des radikalen Konstruktivismus geprägt und hauptsächlich von Heinz von Foerster und Ernst von Glasersfeld beeinflusst. Bachhofers Hauptinteressen sind Fragen der Wahrnehmung, der Realität und der Wahrheit sowie der Interaktion von Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft.
michaelbachhofer.com

Todd Baxter (US) Project Astoria ist ein fortlaufendes Fotografie-Projekt, über die Bewohner einer gescheiterten und vergessenen utopischen Weltraumkolonie aus den 1970er Jahren.
„Visueller Gegenstand und narrative Grundlagen von Project Astoria wurden sowohl durch das Aufwachsen in den 1970ern als auch durch die Arbeit meines Vaters und Großvaters als Ingenieure für das US-Weltraumprogramm inspiriert. Als Kind war ich von der Vorstellung eingenommen, dass wir uns am Abgrund einer schönen neuen Welt befinden. Aber als Teenager in den 1980er und 1990er Jahren sah ich, dass die versprochene utopische Zukunft erst vernachlässigt und schließlich aufgegeben wurde. Teenager, die sich in diesem seltsamen Raum zwischen Kindheit und Erwachsenenalter, naivem Idealismus und ultimativem Realismus befinden, sind wohl die perfekten Bewohner einer Welt der gescheiterten Utopien.

Nach Jahren mit einer gegenteiligen Meinung glaube ich inzwischen fest daran, dass wir, besonders angesichts der vielen Herausforderungen, uns selbst gegenüber nachsichtig und mitfühlend sein sollten. Und genauso wenig zynisch gehe ich die Themen, die ich erforsche, an. Insgesamt handelt es sich bei der Serie um eine ironische und nicht wertende Abbildung vom Versuchen und vom Scheitern. Das Projekt Astoria schwelgt im aufrichtigen modernistischen Versuch eines kollektiven utopischen Idealismus, schließt aber auch liebevoll sein unvermeidliches Scheitern mit ein. Die süße Schwermut der Bilder kann als Laudatio auf diese Bemühungen und Ergebnisse verstanden werden. Die Bilder sind weder hoffnungsvoll, noch hoffnungslos: Stattdessen strahlen sie mit der ihnen innewohnenden Unbefangenheit Nostalgie und Ruhe aus und zwar für ihre Inhalte und für ihr Publikum.
baxterphoto.com

Bill Durgin (US) Die Serie Figure Ground bezieht sich auf das Prinzip der Gestalttheorie, nämlich der die Wahrnehmung einer Figur durch ihre Unterscheidung vom Hintergrund. Mehrere Bilder eines einzelnen Shootings werden überlagert und systematisch gelöscht, um die Grenze zwischen Figur und Hintergrund zu verwischen und Vorstellungen von Wahrnehmung, Bildkonsum und Sexualität herauszufordern. Die abgebildeten Figuren werden ausgelöscht und rekonstruiert, um innere Gedanken über äußere Erscheinungen auszudrücken, während Geschlecht und sexuelle Identifizierung miteinander konfrontiert und neu gedacht werden. In diesem Zeitalter der perfekt veränderten und zusammengesetzten Bilder rückt Figure Ground die Idee des Bildkomposits in den Vordergrund und macht den Akt der Veränderung zur Figur selbst.
billdurgin.com

Frankie Macauley (CA) ist eine bildende Künstlerin und Fotografin aus Halifax, Neu Schottland. Beeinflusst von der Natur und der städtischen Umgebung, verwendet Macaulay oft die Fotografie als Werkzeug, um Beobachtungen in den Wäldern und in der Stadt zu dokumentieren. Zuletzt konzentrierte sich die Künstlerin auf Papierskulpturen. Macaulay schloss mit Auszeichnung an der NSCAD University mit einem Bachelor of Fine Arts und Hauptfach Fotografie ab.
www.frankiemacaulay.ca

Benoit Paillé (CA) Seit 2013 auf der Straße und andernorts unterwegs, dokumentiert Benoit Paillé seine Streifzüge in Bildern. Immer in Bewegung, hinterfragt er mit seinen Arbeiten das Verständnis von Territorium. Seine Bilder stellen das Konzept von Privateigentum, von (Landes-)Grenzen und Tourismuskult in Frage. Er hält die Industrialisierung und das Eindringen des Menschen in die Landschaft fest, indem er ihre Strukturen und Referenten, beispielsweise Zäune, Pfosten und Wandecken, in einer minimalistischen, überbelichteten Ästhetik betont.

Mit der bewussten Entbindung von seinen ursprünglichen Funktionen, hinterfragt Benoit den fotografischen Prozess selbst: “Allein die Darstellung von etwas, formt die Realität, lügt also. Das Foto ist ein ‚instrumensonge‘ (‚Lügeninstrument‘)“. Paillés übermäßiger Gebrauch von Blitzlicht wird zu einer Methode, seine Anwesenheit in die Umgebung einzuschreiben, die dadurch bedingte optische Verflachung ist charakteristisch für seine Werke. Sein Arbeitsprozess zeugt vom Bruch mit Konventionen, von der Destrukturierung von Standard-Bildcodes bis hin zur Selbstironie. “Es gibt eine humoristische Seite in meinen Bildern. Mich fasziniert es, einen Pfosten schön und berührend zur Geltung zu bringen, alleine durch die Art seiner Darstellung, durch das Licht und den Bildausschnitt. Meine Mittel sind technischer Natur, an der Grenze zur Werbung und zum Mainstream, mit einem trivialen Thema, in der Tat ein großer Joke. So hinterfrage ich, was uns präsentiert wird, um mich selbst zu positionieren. (…)“ Für den Künstler ist jede Umgebung eine schöpferische. Ohne Möglichkeiten bewusst zu suchen, ist es das Unmittelbare und das Unerwartete, aus dem sich Bilder von selbst aufdrängen.
gbuffer.myportfolio.com

Can Pekdemir (TR) Seine Studien rekonstruieren und deformieren Körper, entweder durch Veränderung der physikalischen Bedingungen, in denen die Entität existiert und /oder Behandlung der Körper als Testobjekte für virtuelle Experimente. Die Form der Körper, der Organe, des Skelett- und Muskelsystems, die wir und andere Lebewesen gemeinsam haben, steht in einem Verhältnis zu den Umweltbedingungen, die uns umgeben. Menschen sind physischen Einflüssen wie Schwerkraft, Druck oder Temperatur ausgesetzt, an die sie sich allerdings angepasst haben. Pekdemir beobachtet und dokumentiert die Verformung von Körpern und deren Formen, während diese Einflüsse verändert werden. Bei einer anderen Methode, die den physikalischen Anomalien nahekommt, beobachtet er, wie die äußeren Systeme, also die Oberflächenanatomie reagiert, widersteht und sich umformt, während sich die inneren Systeme – Muskulatur, Skelett, Gewebe usw. – anders verhalten als gewohnt.
can-pekdemir.com

Marius Sperlich (DE) Um die Fantasie der Zuschauer anzuregen, zeigt Marius den menschlichen Körper in einer kreativen, lustvollen und manchmal befremdlichen Art. Er behandelt seine inszenierten Fotografien wie Kurzfilme und agiert daher ähnlich einem Regisseur. Sperlich plant seine Inszenierungen bis ins letzte Detail und bricht sie dann auf, um Persönlichkeit zu kreieren. “Etwas, das perfekt war, kann nicht leicht verunstaltet werden. Fehler und Zufall machen Ideen aufregend, echt und greifbar.” Inspiriert von dem Gefühl des Unwohlseins, katapultiert er seine Betrachter aus ihrer Komfortzone, indem er Super-Nahaufnahmen des menschlichen Körpers zeigt. Sie sind in fast jedem seiner Werke zu finden und bestimmen maßgeblich seinen Kunststil.
mariussperlich.com

3 Fragen an: Frank Bayh & Steff Rosenberger-Ochs, Fotografen & Initiatoren Fumes & Perfumes

Wie lange habt ihr gebraucht bis die Kunst an den Wänden war?

Nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung. Unsere Köpfe sind schon wieder voll von Künstlern, die wir gerne nächstes Jahr zeigen wollen. So war das auch mit der Planung für FUMES AND PERFUMES 5.0. Im Frühjahr werden die von uns ausgewählten Künstler angefragt, dann geht es in die Abstimmung, was ausgestellt werden soll und wenn die Daten vorliegen, kommt die Planungsphase im Parkhaus, was wo hin kommen soll. Die heiße Phase sind dann die zwei bis drei Wochen vor der Eröffnung. Dann müssen erstmal alte Bilder von den Wänden entfernt und schließlich die Neuen tapeziert werden. Außerdem sind auch noch eine ganze Reihe anderer Vorbereitungen zu treffen, wie zum Beispiel Livemusik organisieren, Katalog gestalten und Beleuchtung installieren. Also alles in allem eine Menge Arbeit.

Was ist so reizvoll am Züblin-Parkhaus als Ausstellungort?

Das Züblin ist ideal für das, was wir machen. Es bietet große Wandflächen, liegt zentral und ist das sensationell schönste Parkhaus in ganz Stuttgart. Ebene 0 und Freideck lassen eine Eröffnung mit Partycharakter zu und es findet ganzjährig eine Konfrontation der Parkhausbesucher mit Kunst am unerwarteten Ort statt. Abgase und Straßenstaub gepaart mit zeitgenössischer Hochglanz-Fotokunst macht FUMES AND PERFUMES zum Besten, was Stuttgart passieren kann.

Welche andere Stuttgarter Location würdet ihr gerne mal bespielen?

Cool wäre mal alle Großwerbflächen in Stuttgart gleichzeitig mit Kunst zu bespielen oder den ganzen Fersehturm von oben bis unten zu tapezieren.

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1 Kommentar

  • Reply
    Herbert Günther
    11. August 2019 at 10:53

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    TOLLE WEBSITE! TOLLE INSPIRATIONEN!!!!!
    DENNOCH: Die Welt gerät aus den Fugen! Danke, dass es in unserer heutigen Etage von Zeitgeschichte immer noch ein Quantum Individualität gibt, die es dem Einzelnen erlauben den Geist zu bereichern. Wie Goethe zu sagen pflegte: Hier steh ich nun ich armer Thor; und bin als klug als wie zuvor. Hier stehe ich; Sonntag im August, Lidl hat geschlossen, Tauben bevölkern den umliegenden Spielplatz. Die Tauben sehen aus wie Hühner. Zuerst kam das Huhn und dann das Ei. Denn Huhn rückwärts heisst nhuH, was auf isländisch ‘Gesundheit’ bedeutet. Der Wind durchforstet die Zeitungen die schweben. Schlagzeilen zeigen dem Zeitgenossen zugige Aussichten. Verrucht! Was tun? Leben wir in einem Rechtsstaat oder in einem Staatsrecht? Rosen. rOsen. roSen. rosEn. roseN. Die Kunst der Geschichte, die Ästhetik des Seins oder nicht Seins. Was soll das Sein? Meine Damen und Herren, ich bin Künstler. Ein herausragendes Genie meiner Zeit. Kafka ist mein guter Freund der mir in stillen Momenten einen Tee macht. Chemische Verbindungen, Ethanol im Nebel. Geräucherte Avokado wird ab 2030 gesetzlich verboten werden. Ich bin bescheiden, aber, ich kann in die Zukunft sehen. Ein Croissant à fromage hat mir davon erzählt. Wasser wird zum wichtigsten Kulturgut, neben SOCKEN. Der Strukturalismus wird durch die Dada Bewegung aufgebrochen. Duchamp malt wie ich schreibe: Bewundernswert. Man will aufstehen, rennen, eine neue Sprache erfinden. Den ernsten Genossen ins Gesicht lachen und Katzen adoptieren. Fliegen beim Namen nennen und eine Leinwand mit lasierendem Pinselduktus bereichern. Federn sind Äste mit Flausch. Die Welt im Grunde hinterfragen; Das ist unsere Aufgabe! Farben sind nicht mehr als lebendige Dimension in tonaler Pigmentierung. Salzberge in Japan erheben sich. Ich atme im Sonett des Lebenskorsett. Quartett: Atemzug. Terzett: Atemzug. Warum hat beim Sushi noch niemand den Reis blau gefärbt? Wir schreiben das Jahr 175 nach Nietzsche. Edelsteine sind auch Steine. In dem Sinne; WEITERMACHEN!!!! SIE HABEN MICH INSPIRIERT! DAS LEBEN BELEBEN MIT ENERGIE!

    LG Herbert Günther

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