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Speakeasy-Bar in Stuttgart:
Holzmaler

Holzmaler Stuttgart reflect

Psst! Schon in den Zwanziger Jahren wurde hinter vorgehaltenen Händen über die sogenannten „Speakeasy“-Locations getuschelt. Die damals aufgrund des strikten Alkoholverbots aufkommenden Bars waren von außen nicht als solche zu identifizieren – ebenso wird es auch mit dem jüngsten Stuttgarter Gastro-Neuzugang gehandhabt, dem „Holzmaler“ im Leonhardsviertel. Die Fassade wirkt grau und unscheinbar, die Tür ist aus massivem Holz. Anfang 1900 hat hier Johannes Mack, ein Holzmaler der ersten Stunde, seine Arbeit verrichtet – unwissend, dass hundert Jahre später eine Bar nach ihm benannt werden würde.

Hat man es in die Räumlichkeiten geschafft, erblickt man mitten in der schwäbischen Nachbarschaft einen Wald, von dem aus man bis nach Amazonien sehen kann. „Die Welt ist ein globales Dorf geworden“, so Peter Stellwag, der Architekt des Projektes. „Das soll sich in diesem Raum widerspiegeln.“ Der Dschungel auf dem großen Wandgemälde im Lounge-Bereich beherbergt nicht nur allerlei wilde Tiere, sondern auch eine menschliche Gestalt: ein Frauenkörper mit Bananen-Rock, orientiert an Josephine Baker, die als Ikone für die Selbstbestimmung der Frau verstanden wird. Die Gorilla-Maske, die ihr Gesicht verdeckt, steht für die „Guerrilla Girls“-Bewegung aus den Achtzigern, die bei ihren politischen Aktionen für die Gleichberechtigung der Frau ebensolche Kostümierung trug. „Wir befinden uns hier im Rotlicht-Milieu. Frauen arbeiten hier und müssen eventuell Arbeit verrichten, die sie nicht wollen. Im Gegensatz dazu soll hier die selbstermächtigte Frau zum Ausdruck gebracht werden“, erklärt Peter Stellwag das Motiv.

Wangemälde von Elin Doka
Wandgemälde von Elin Doka

Micha Kaiser und Jörg Kappler, die Besitzer des Hauses, waren sich einig, dass dieser Raum sinnvoll genutzt werden muss. Befinden sich im oberen Bereich Wohnungen der Caritas, soll der untere nicht etwa dem Milieu zum Opfer fallen, sondern etwas zur Durchmischung des Publikums im Leonhardsviertel beitragen. Auf der Suche nach einem erfahrenem Architekten fanden sie Peter, der bereits mehrere Gastronomie-Betriebe wie beispielsweise das „Café Stella“, das „Café KönigX“ und das Haus der Stiftung Geißstraße 7, in dem heute das „Deli“ verortet ist, mit gestaltet und beeinflusst hat. Gemeinsam haben sich die drei ein Konzept ausgedacht, mit dem sich das Haus und seine Bewohner, aber auch das gesamte Viertel sinnvoll weiterentwickeln können.

Dennoch sollen die Räumlichkeiten nicht nur ein politisch-gesellschaftliches Statement darstellen, sondern auch „das Bedürfnis nach Freizeit und Freiraum befriedigen“, so Peter. Die Getränkekarte beinhaltet neben den für das „Speakeasy“-Konzept üblichen, am Stil der Zwanziger Jahre orientierten Cocktails auch Bier und Wein aus der Region – hochwertig soll es sein. Das Preisniveau ist dabei vergleichbar mit ähnlichen Bars in der Umgebung – kleine, extravagante Ausreißer in Form von leckeren Special-Cocktails nicht ausgeschlossen. Außerdem darf man sich auf Veranstaltungen mit Musik und spannende Themenabende freuen.

Klingt alles überzeugend – da bleibt nur noch die Frage offen, wie man es überhaupt in die Flüsterkneipe hinein schafft. Laut Peter wird es ein „Einladungssystem“ geben, durch das Gäste von Veranstaltungen und Aktionen erfahren, außerdem könne man es natürlich auch jederzeit an der Tür versuchen. Eingeweihte kennen den Schlüssel zum Glück, die anderen müssen auf die Gunst des Personals vor einem einseitigen Spiegel hoffen. Die Eröffnungsparty steigt am Samstag, den 19. Oktober 2019 – wir wünschen viel Erfolg bei der Suche!

INFO: Holzmaler

voraussichtlich geöffnet von Dienstag- bis Samstagabend • Weberstraße im Leonhardsviertel • Wandgemälde von Elin Doka

Peter Stellwag (Archtitekt) und Micha Kaiser (Besitzer)
Peter Stellwag (Architekt) und Micha Kaiser (Besitzer)

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