Simon, was war dein erster Eindruck von der Ausstellung?
Gleich am Eingang ist mir diese große Fahne mit den gedruckten Protestlettern ins Auge gefallen – das hat mich sofort an den Buchdruck erinnert und daran, wie sehr er die Möglichkeit zu Protest überhaupt erst verändert hat. Generell sind mir viele der Elemente, die von der Decke hängen, im Gedächtnis geblieben – Sandsäcke, Fahnen und so weiter. Das war visuell direkt sehr eindrücklich.
Was hat dich besonders überrascht?
Ich war wirklich überrascht, wie sehr es mich geärgert hat, dass der Algorithmus in einem der Exponate meine Tweets so rigoros aussortiert hat. Das war fast unangenehm realistisch.
Welcher Teil der Ausstellung hat dir am meisten Spaß gemacht?
Ganz klar: Das besetzte Haus. Da einfach rumzuhängen und Musik zu hören – das hatte was. Ich finde, Spaß in so einem Kontext darf auch mal unkonventionell sein.
Wie würdest du die Ausstellung in wenigen Worten beschreiben?
Ein immersives Erlebnis mit Hintergrundwissen zur Entstehung von Protestformen – klug gemacht und an vielen Stellen überraschend direkt.
Warst du vorher schon mal im Landesmuseum?
Ja, wir haben hier tatsächlich mal für ein Theaterstück recherchiert – in der Keltenausstellung, um uns ein Bild davon zu machen, wie so ein Keltengrab eigentlich aussieht. Und bei den „Dürnitz Night Calls“ war ich auch schon. Musik und Tanzen – das ist ein spannender Kontrast zu dem sonst eher klassischen Museumssetting.
Was macht dich persönlich wütend?
Ungerechtigkeit. Wenn ich sie selbst erlebe oder sehe. Und Ignoranz – besonders, wenn Menschen kein Verständnis für andere Perspektiven aufbringen. Ich nehme mich da nicht aus, auch ich muss mich oft überwinden, um empathisch zu bleiben. Aber ich finde, genau da beginnt das Miteinander.
Hast du selbst schon mal aus Wut etwas zerstört?
Ich habe mal gegen eine Wand geschlagen. Aber generell ist mir Gewalt eher fremd. Wenn ich wütend bin, richtet sich das eher nach innen. Ich stelle mir dann vor, auf ein Auto einzuschlagen – aber wirklich machen würde ich es nicht.
Wofür würdest du auf die Straße gehen?
Für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung – in all ihren Formen. Ob es um Sexualität, Herkunft oder soziale Zugehörigkeit geht: Wenn Menschen ausgegrenzt werden, muss man laut werden.
Hast du schon mal an Protesten teilgenommen?
Ja, zuletzt war ich bei einer Gegendemo in Stuttgart, als Rechtsextreme aufmarschiert sind. Solche Momente finde ich wichtig. Es ist nicht genug, einfach nur dagegen zu sein – man muss das auch zeigen.
Gibt es Menschen, die du für ihren Protest bewunderst?
Natürlich gibt’s da große Namen wie Martin Luther King, Rosa Parks oder Greta Thunberg. Aber besonders bewundere ich die Namenlosen. Die, die bei Familienfeiern den Mund aufmachen, wenn’s unangenehm wird. Weil ich glaube: Protest im Kleinen ist manchmal der schwerere – und vielleicht sogar wichtigere.
Glaubst du, dass Protest etwas verändern kann?
Ich hoffe es. Manchmal zweifle ich, aber es gibt genug Beispiele, die zeigen, dass Bewegung möglich ist. Menschen haben ihre Stimme erhoben und wirklich etwas in Gang gesetzt. Und selbst wenn der Effekt nicht sofort spürbar ist – es ist wichtig, es zu versuchen.
Was wünschst du dir für die Zukunft – speziell für Stuttgart?
Dass mehr Menschen auf die Straße gehen. Dass Minderheiten eine Stimme bekommen, die wirklich gehört wird – nicht nur symbolisch. Und dass unsere Stadt offener wird. Im Moment habe ich oft das Gefühl, dass die Stadtpolitik eher verwaltet als gestaltet – vor allem, wenn es um armutsbetroffene Menschen oder um Orte für Begegnung geht. Da wünsche ich mir mehr Mut.

Info: „PROTEST! Von der Wut zur Bewegung“
Landesmuseum Württemberg
bis zum 04.05.25
landesmuseum-stuttgart.de/ausstellungen/protest
*Diese Contentreihe ist in Kooperation mit dem Landesmuseum Württemberg entstanden / sponsored content