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Feature mit Dapayk & Padberg

Das Model und der DJ: Sie kennen sich seit 20 Jahren, sind seit 17 Jahren ein Paar und haben bereits drei erfolgreiche Alben veröffentlicht – bei so viel Harmonie muss man sich nicht wundern, dass auch das vierte gemeinsame Werk wieder absolut gelungen ist. Eva Padberg und ihr Ehemann Niklas Worgt produzieren seit 10 Jahren gemeinsam Musik, von clubtauglichem Electro bis zu ruhigen Beats mit filigranen Vocals. Für die Produktion des neuen Albums “Smoke” reisten die zwei Wahlberliner ins regnerische Schottland, um sich ihrem neuen Projekt voll und ganz hinzugeben. Dementsprechend düster, ruhig und atmosphärisch ist das Album geworden, das damit ideal durch den Herbst begleitet. Dass Eva und Niklas der Stilwandel zum Ruhigeren auf dem neuen Album absolut nicht geschadet, kann man beim Hören zweifellos feststellen. Wir haben uns mit den beiden unterhalten …

Euer neues Album heißt “Smoke” – was verbindet ihr mit diesem Titel?
Eva: Es gibt da einen Vorfahren von Niklas, der aus England stammte und dessen Familiennachnamen Smoke war. Wir fanden den Namen immer toll und nach der Zeit in Schottland kamen wir nicht drumherum, es so zu nennen. Der Name passt einfach wahnsinnig gut zur ganzen Grundstimmung und lässt viel Interpretations-Freiraum.

Warum seid ihr für das neue Album aus Berlin, der Hochburg für Inspiration und elektronischer Musik, nach Schottland abgehauen?

Niklas: Wir wohnen jetzt seit neun Jahren glücklich in Berlin, obwohl unsere ursprüngliche Heimat ja Thüringen ist. Allerdings ist Berlin eine Großstadt, die voll ist von Ablenkung und eher für Club-Sounds inspiriert. Um mal so richtig was anderes zu machen und den Kopf frei zu bekommen, müssen wir aus Erfahrung woanders hin. Deshalb Schottland – um uns im herbstlichen Dauerregen wirklich nur mit der Arbeit an neuer Musik zu befassen.

Wann wirkt „Smoke“ eurer Meinung nach am besten? Ist es richtige Herbstmusik?

Niklas: Also wir haben es ja nun komplett im Herbst und im Winter gemacht und haben deshalb diesen Bezug. Obwohl es eher kein Sommeralbum ist, kann man es sicher auch mal an einem lauen Abend, am Wasser sitzend hören. Trotzdem kommt es an dunklen kühleren Abenden mit einem Glas Whiskey in der Hand am Kaminfeuer oder auch auf Kopfhörern irgendwie besser. Halt nicht unbedingt gut für den Weg zu ‘ner Party, so “gleich gibt’s nen dicken Rave!” (lacht)

Wenn „Smoke“ der Soundtrack zu einem Film wäre – was für ein Film wäre das?
Niklas: Irgendwas von David Lynch.
Eva: Findest du?
Niklas: Ja, so in Auszügen. Allerdings glaub ich für David Lynch wäre es noch zu glücklich, zu harmonisch. Aber was für ein Film.. eher so eine romantische, melancholische Komödie, wo er am Ende stirbt. (lachen)

Welche Musik bzw. Künstler haben euch in letzter Zeit beeindruckt oder vielleicht auch beeinflusst?
Niklas: Wir haben, während wir am Album arbeiteten, viel William Fitzsimmons, Iron&Wine, Jamie Woon, Bonobo, New Look, James Blak etc. gehört. Es waren eigentlich immer eher Singer-Songwriter, die ihre Musik gepaart mit Elektronica machen.

Wie sieht eure Arbeitsweise aus? Habt ihr eine bestimmte Arbeitsteilung?
Niklas: Es ist schon so, dass ich den ganzen technischen Part mache und Eva die Texte schreibt und einsingt. Anfangs war das allerdings viel getrennter, weil wir oft über große Entfernungen miteinander arbeiten mussten. Ich selbst hab eigentlich immer nur so einen Grund-Loop (bzw. Idee) und Eva packt dann eine Schicht mit Vocals drauf, woraufhin ich wieder eine instrumentale Schicht hinzufüge und so weiter. Das ist für uns eine sehr entspannte Arbeitsweise, die ohne den anderen nicht weitergehen würde, was man im Vergleich zu meinen Soloproduktionen auch merkt.

Wie ist es für euch beide so viel zusammen zu arbeiten? Stößt man oft an seine Grenzen?
Niklas: Wir sind ja ein gut eingespieltes Team, wir kennen uns seit fast 20 Jahren und seit 17 Jahren sind wir zusammen. Allerdings haben wir uns auch schon ein paar mal gefragt, warum es so gut läuft. In den ersten Jahren der gemeinsamen Musikarbeit haben wir vielleicht eher diskutiert, ob das jetzt cool ist und man in die Richtung gehen will und das ist irgendwie im Laufe der Zeit auch immer mehr weggefallen.
Eva: Und wenn mir der Niklas mit viel Überzeugung sagt: “Nee, ich finde das jetzt gut – wir lassen das jetzt so!”, dann fange ich da auch nicht an zu diskutieren, weil er einfach ein paar mal schon recht gehabt hat … (lachen) Wir hatten ja auch echt die Härte-Probe mit unserer Schottlandreise, wo wir wirklich niemand anderen oder eine andere Ablenkung um uns herum hatten und nur produziert haben. Je länger wir da waren, desto entspannter und harmonischer ist es geworden und man ist dann so in seinen Groove reingekommen. Ohne, dass man sich gegenseitig auf die Nerven geht, oder gestresst oder bockig miteinander ist.

Eva, wann hast du angefangen zu Singen? Hattest du schon immer geplant, professionell Musik zu machen oder kam das nebenbei?

Eva: Gesungen hab ich eigentlich schon immer irgendwie. In der Schule im Chor oder mit meiner besten Freundin etc. Als Niklas anfing, mich zu bitten, mal etwas einzusingen oder einzusprechen, war das für mich eher unangenehm und ich wollte das eigentlich nicht so wirklich. Mittlerweile macht es mir total viel Spaß und ich hätte nie gedacht, dass ich selbst mal Texte oder Melodien schreibe. Das ist so weit weg von allem, was ich mir jemals so vorgestellt habe … echt der Hammer.

Wovon handeln die Texte auf dem neuen Album? Gibt es einen roten Faden?

Eva: Nein, keinen grundsätzlichen. Es ist alles sehr beobachtend. Ein großes Grundthema für mich ist immer ein bisschen aus mir heraus zu gehen, andere Dinge und Welten zu sehen und sich nicht nur mit sich selbst zu beschäftigen.

Was macht euch mehr Spaß: die Arbeit an neuer Musik oder das Performen?

Eva: Also mir persönlich liegt die Arbeit im Studio viel eher als die Performance im Club, weil man Liveauftritte nie so wirklich kontrollieren kann. Live ist halt live!
Niklas: Ja, finde ich auch. Das Studio ist auch deshalb die schönere Umgebung, weil man nicht aufhört, bis man das hat, was man haben wollte oder man macht eine Pause und dann eben am nächsten Tag weiter.

Wie präsentiert ihr euer neuestes Werk auf Tour – eher im Konzertstil oder doch tanzbarer?

Niklas: Es gibt bisher eher nur einen groben Plan. Demnächst werden wir uns auch wieder für zwei Wochen in die Provence in einem Häuschen wegschließen, um sie zu gestalten.
Eva: Wir sind sowieso sehr gespannt, wie das jetzt beim neuen Live-Set wird, weil wir nach drei Jahren Pause auch ein bisschen frischen Wind da rein bringen wollen.
Niklas: Es soll eher ein Kompromiss zwischen Club und Konzert werden, weil wir versuchen wollen, diesen Listening-Faktor am Anfang vielleicht irgendwie aufrecht zu erhalten, ohne aber im Club-Konzept unterzugehen. Ein paar Klassiker der letzten drei Alben werden natürlich auch dabei sein.

Vielen Dank für das Interview!

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