Einmal Kunst, bitte! In unserem Format „This is Art“ zeigen uns Kunstschaffende aus Stuttgart ihre Perspektive auf die lokale Szene. Mit Didi Divalicious ist Stuttgart um eine schillernde Persönlichkeit reicher! Die Dragqueen bringt Glanz und Glamour in die Kunstszene und vereint dabei Tanztalent, Fashion und Make-up zu ihrer einzigartigen Bühnenfantasie. Bekannt unter anderem vom legendären „Drag Bingo“, setzt sich Didi bei ihren Performances für mehr Akzeptanz und Sichtbarkeit der queeren Community ein und zeigt, wie Kunst Grenzen sprengen kann.
Wie kamst du zum Drag und was hat dich inspiriert?
Meine künstlerische Ader war schon immer sehr ausgeprägt: Ich habe 12 Jahre lang getanzt und schon immer viel mit Bühnen zu tun gehabt. Ab einem gewissen Punkt in meiner Teenager-Phase kam dann Make-up dazu und ich habe mich sehr viel mit Fashion auseinandergesetzt. Nach einem Auslandsaufenthalt, während dem ich aktiv in Kontakt mit Drag Künstler/innen kam, stand für mich die Entscheidung, dass ich das gerne machen möchte. Inspiriert hat mich die Vielfältigkeit und die Grenzenlosigkeit – man selbst entscheidet, wie weit man gehen möchte. Schon immer habe ich es geliebt, wie die Weltstars auf der Bühne stehen und Outfit, Haare und Make-up perfekt zusammenpassen. Jetzt kann ich meine eigene kleine Bühnen-Fantasy ausleben.
Welche Botschaften oder Themen möchtest du durch deine Kunst und Performances vermitteln?
Für mich ist es wichtig, einen Safer Place zu schaffen und zu unterstützen. Zudem ist es für mich wichtig, dass wir uns nicht abgrenzen, sondern integrieren. Ein Miteinander schaffen ist das, was uns am Ende Akzeptanz, Toleranz und Freiheit gibt. Wir Drag Artists sind ein Teil des Sprachrohrs für die queere Community und mit unserer Bühnenpräsenz zeigen wir das und machen uns bemerkbar.
Wie erlebst du die öffentliche Wahrnehmung von queeren Personen, insbesondere Drag-Künstler:innen, in Stuttgart? Wie versuchst du, diese Wahrnehmung durch deine Arbeit zu beeinflussen?
Für mich ist es jeden Tag offensichtlich zu spüren, dass es viele Vorurteile und wenig Akzeptanz gibt. Sei es durch Bemerkungen, Blicke, Getuschel oder sogar körperliche Übergriffe. Stuttgart ist ein Ort, an dem ich mich prinzipiell sicher fühle – allerdings merke ich, dass diese Offenheit und auch ein freies Denken sehr fehlt und Stuttgart da noch einen Weg vor sich hat. Die queere Community wächst stetig und zeigt mehr und mehr Präsenz, was dafür der richtige Schritt ist, weil wir am Ende alle gleich sind und sobald man das erkennt, steht einem friedlichen Miteinander nichts entgegen.
Woher nimmst du deine Inspiration und Ideen für dein Drag und Performances?
Hauptsächlich orientiere ich mich am Tanzen, weil ich das früher so intensiv gemacht habe und ich mich dabei am wohlsten fühle. Verschiedene Künstler:innen und Personen des öffentlichen Lebens inspirieren mich mit ihrer Musik, Bühnenpräsenz und Make-up-Künsten. Mittlerweile ist die Drag Kultur weltweit so gewachsen, dass man genug Input und neue Ideen bekommt. Auch die Fashion-Szene gibt einem immer wieder neue Ideen.
Mit welchem Satz würdest du dein Drag beschreiben?
Didi Divalicious ist eine Darstellung von Sexappeal in einer schönen, ästhetischen Weise.
Hast du bestimmte Ziele oder Projekte, an denen du in Zukunft arbeiten möchtest?
Mir ist es wichtig, dass wir dauerhaft präsent sind und nicht nur zu bestimmten Zeiten oder Monaten. Mit unserer eigenen Veranstaltung „Drag Bingo Stuttgart“ zusammen mit Veronica Mont Royal haben wir das schon erreicht. Ich möchte Shows und Events in Stuttgart unterstützen und selbst veranstalten. Ich möchte den Raum nutzen, der vorhanden ist und uns die Möglichkeit geben, uns zu zeigen.
Was ist dein Wunsch für die queere/Drag-Szene in Stuttgart und wie sie sich weiterentwickeln soll?
Ich möchte das Angebot und den Safer Place für alle (!) in Stuttgart erweitern und aufrechterhalten. Wir haben die Nachfrage – jetzt muss das Angebot folgen. Am Ende des Tages dient unsere Präsenz der kulturellen und künstlerischen Erweiterung der Stadt Stuttgart und dies sollte man unterstützen, denn davon lebt eine Stadt.
Wenn du gerade nicht auf Drag-Events unterwegs bist, wo kann man dich sonst noch in Stuttgart treffen?
Ich bin viel in Stuttgart unterwegs und nutze das vorhandene Angebot sehr. Wenn Didi nicht unterwegs ist, dann ist es Flo. Es kommt nicht zu selten vor, dass ich auch im Ausland unterwegs bin und die Vielfältigkeit der Welt erkunde und neue Kulturen kennenlerne.
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