Blumen sind für Valentina Teinitzer mehr als nur vergängliche Dekoration – sie sind ein Medium, um Emotionen auszudrücken und neue Welten zu erschaffen. Mit ihrem Studio de Pasquale verbindet sie florale Kunst mit modernem Design und italienischem Stilbewusstsein. Ob Installationen für Werbekampagnen, Set-Designs oder preisgekrönte Kunstwerke – ihre Arbeiten sind detailverliebt, kreativ und alles andere als gewöhnlich. Was sie inspiriert, warum Stuttgart für sie ein besonderer Ort ist und welche Botschaft sie mit ihrer Kunst in die Welt tragen möchte, erzählt die Künstlerin in unserem Interview:
Wie bist du dazu gekommen, mit Blumen zu arbeiten und diese in den Mittelpunkt deiner Kunst zu stellen?
Schon als Kind habe ich mich viel in der Natur aufgehalten, war ein „Streuner-Kind“, habe immer Blumen gepflückt und mit nach Hause gebracht. Die Verbindung und Neugier zu den Blumen hat sich durch mein Leben gezogen, weshalb ich mir autodidaktisch sehr viel Fachwissen in diesem Bereich angeeignet habe. Durch einen wirtschaftlich geprägten Ansporn habe ich meinen Wunsch, eine Ausbildung zur Floristin zu machen, nicht befolgt, sondern einen Bachelor und Master in Kommunikationsmanagement gemacht. Über Werbeagenturen und Lifestyle-Brands bin ich nach meinem Studium letztendlich in die Industrie, in den Konzern gekommen und hab dort nicht ganz meinen Platz gefunden. Während Corona und der Kurzarbeit habe ich mich zurück auf meine Blumen besonnen und begonnen, Blumensträuße für Freunde zu gestalten – und bald auch über Instagram für die ganze Stadt. Ich habe meine enorm ausgeprägte Affinität zu Blumen zum ersten Mal erkannt und wollte diese nun wirklich beruflich ausleben. Ich wollte florale Welten erschaffen und Installationen für Werbekampagnen, die außerhalb der realen Welt liegen. Und so habe ich mich 2020 kurzerhand entschlossen, diesen Weg zu gehen, mein Floral Business zu starten und aus der Festanstellung herauszugehen.
Was war der wichtigste Moment auf deinem Weg zur Künstlerin?
Für mich selbst im Geiste klar definieren, dass ich eine Kunstform erschaffe – eine neue, Contemporary Art, die sich an Blumen als Medium bedient. Und so dann auch die richtigen Schritte für meine Marke und mich als Künstlerin kommunikativ und operativ zu gehen.
Blumen sprechen eine universelle Sprache. Welche Botschaften oder Emotionen möchtest du mit deinen floralen Kunstwerken vermitteln?
Essenziell für meine Arbeit ist, dass ich durch Blumen Emotionen jeglicher Art beim Rezipienten auslöse. Dass sich die andere Person berührt und (unterbewusst) mit meinen Blumen und Arbeiten verbunden fühlt. Dass er oder sie durch die Blumen die Chance bekommt, eigene Fantasie und Erinnerungen zu erleben.
Wie beeinflussen deine italienischen und deutschen Wurzeln deine Arbeit und deinen kreativen Prozess?
Ein guter Mix aus Feingefühl, Liebe zum Detail, gutem Geschmack, Ästhetik, Symbolismus, Coolness, Klarheit und Zielstrebigkeit – so würde ich das best of both Worlds beschreiben, das in meine Arbeit einfließt. Inspiration für meine Installationen oder floralen Werke bekomme ich aber tatsächlich sehr viel aus Italien: seien es die Landschaften und Farben, die diversen Gerichte, die Modewelt, die Architektur und genutzte Materialien sowie die Kunstwelt der alten Meister.
Der 3. Platz für Installationskunst bei der Biennale in Florenz ist eine beeindruckende Leistung. Was bedeutet diese Auszeichnung für dich und deine Arbeit?
Das war meine erste Auszeichnung im Bereich der Installationskunst – und dann auch noch in Italien, meinem zweiten Heimatland. Emotional für mich eine große Ehre, die mich stolz macht und weiterhin antreibt, meine florale Kunst in die Welt zu tragen und damit eine Verbundenheit zu schaffen. Natürlich ist eine solche Auszeichnung auch sehr wertvoll für die Reputation und Außenwahrnehmung als Künstlerin, wie meine Arbeit eingeordnet und welchen Stellenwert sie von Kunden zugeschrieben bekommt.
Was macht Stuttgart als kreativen Standort für dich besonders?
Mein Netzwerk aus Kreativschaffenden, Selbstständigen und Unternehmer:innen, mit denen ich auf unterschiedliche Art und Weise in den Austausch gehen oder auch eigene Kreationen umsetzen kann. Ehrlicherweise zähle ich dazu auch meine Händler:innen, die mir fast alle Blumenwünsche erfüllen können und mich und meine Arbeit verstehen.
Wenn du dir eine Location in Stuttgart aussuchen könntest, um dort eine florale Installation zu gestalten, welche wäre das und warum?
Vermutlich die Staatsgalerie als Museum oder die Bühne der Staatsoper – beides Orte, die uns Kunst nahebringen und als Vermittler anderer Realitäten außerhalb der eigenen dienen.
Wenn du eine Botschaft mit deiner Kunst für die Welt formulieren könntest, welche wäre das?
Für mich sind Blumen mehr als nur Blumen – sie sind eine Sprache ohne Worte, ein Echo unserer Emotionen. Sie erzählen Geschichten, halten Erinnerungen fest und verbinden uns mit etwas Größerem. In ihrer Vergänglichkeit steckt die Essenz des Lebens: fragil, kraftvoll, schön. Meine Kunst ist eine Einladung, diese menschliche Verbindung zur Natur wieder neu zu spüren und die emotionale Kraft der Blumen zu nutzen, um seine eigene Message in die Welt zu tragen.
Wenn du gerade nicht arbeitest – wo trifft man dich in Stuttgart?
Als Halbitalienerin liebe ich guten Kaffee und bin immer auf der Suche danach! Mein liebster Spot ist das Café Lang, ich hänge aber auch gerne in der Galerie Kernweine oder im Tatti ab. Wenn ich mich nach mehr Natur, etwas Verspieltheit und einer Märchenwelt sehne, dann bin ich gerne in der Eselsmühle unter der großen Trauerweide.
Info: Studio de Pasquale
Tübinger Straße 77/2
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