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An der Grenze Kolumbiens:
STELP unterstützt erste Anlaufstelle für geflüchtete Venezolanerinnen und Kinder

Eine Mutter hält ihre zweijährige Tochter fest in den Armen, als sie die Simón Bolívar Brücke Richtung Kolumbien überquert. Sie ist gezeichnet von Narben. Ein Bild, das sich leider täglich an der Grenze zwischen Venezuela und Kolumbien zeichnen lässt. Venezuela leidet schwer an einer verschleppten Krise, die von der Öffentlichkeit außerhalb Lateinamerikas kaum noch wahrgenommen wird. Dabei schrumpfte die Wirtschaft des Landes seit 2013 um zwei Drittel und die Hyperinflation ist so hoch, dass von einem durchschnittlichen Einkommen noch nicht mal mehr die einfachsten Grundnahrungsmittel gekauft werden können. Die existenzielle Not löste eine massive Flüchtlingswelle im Land aus. Als die Wirtschaft und das Gesundheitssystem Venezuelas 2015 zusammenbrachen, flohen über fünf Millionen Venezolaner:innen in die Grenzregionen. Laut UNHCR handelt es sich angesichts dieser Zahlen um die derzeit größte Migrationskrise der Welt. Die Lage der venezolanischen Frauen ist dabei besonders erschütternd. Menschenrechtsaktivist:innen berichten von einem starken Anstieg der sexuellen Übergriffe und des Menschenhandels sowie einer steigenden Rate an Abtreibungen.

Zukünftig finden geflüchtete Frauen und Kinder eine erste Anlaufstelle in einem medizinischen Betreuungszentrum in der kolumbianischen Grenzstadt zu Venezuela, Cúcuta, das STELP zusammen mit den Partnern NATAN und Cadena errichtet hat. Vorrangig ist die medizinische Erstversorgung. Zur traurigen Wahrheit gehört allerdings leider auch, dass es unter den Frauen zahlreiche Vergewaltigungsopfer gibt, die dringend gynäkologische Behandlungen benötigen. Zusätzlich wird es im Zentrum auch psychologische Betreuung geben, denn das Erlebte muss verarbeitet werden, um auch die seelischen Wunden heilen zu können. Darüber hinaus zählen die Zahnmedizin, Kinderheilkunde sowie ein Informationsbereich zum Angebot, in dem sich die Migrant:innen über ihre Rechte aufklären und bei der Neuansiedlung unterstützen lassen können.

„Die Kinder und Frauen an der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela haben auf ihrer Flucht teilweise Unvorstellbares durchgemacht. Wir sind froh und dankbar, dass wir durch das Versorgungszentrum einen Anlaufpunkt für die medizinische und psychologische Erstversorgung bieten und hoffentlich ein Teil des Leids lindern können, dass die Menschen erfahren haben“, erläutert Christian Gärtner, Projektkoordinator bei STELP.

Das auf mindestens drei Jahre angelegte Projekt wird von internationalen Freiwilligen geleitet und startet im Februar 2022 mit den ersten Behandlungen. Das Team besteht aktuell aus freiwilligen Ärzt:innen und medizinischem Personal sowie einem fest angestellten Arzt. STELP wird das Projekt sowohl finanziell als auch über die Rekrutierung von Volunteers unterstützen. Zusätzlich stellt STELP zwei dringend benötigte Ultraschallgeräte zur Verfügung, damit die notwendigen Untersuchungen durchgeführt werden können.

Gil Reines, Projektkoordinator von NATAN, hebt die Bedeutung der Arbeit hervor: „Aufgrund schwacher staatlicher Hilfsstrukturen ist die Arbeit von Netzwerken wie NATAN, STELP und Cadena unverzichtbar. Häufig sind sie die einzigen, die einen wirklichen Rückhalt für Frauen in diesen existenziellen Notsituationen bieten können. Wir sind hier, um für die Geflüchteten Unterstützung zu leisten und Not zu lindern, ganz besonders im Bereich der medizinischen und psychologischen Versorgung.”

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