Eine der ältesten Gaydiscos in Deutschland, der Stuttgarter Kings Club, öffnet Ende des Jahres endlich wieder seine Türen. Wirtin, LSBTTIQA*- und AIDS-Aktivistin Laura Halding-Hoppenheit (Foto, rechts) führte den 1977 eröffneten Kings Club jahrelang, bevor die beliebte Partylocation mit rotem Samt, spiegelnden Wände und guter Stimmung geschlossen wurde und in den letzten Jahren von der Bildfläche verschwand. Nach drei Jahren gibt’s nun die große Überraschung: Der Kings Club hat neue Investor:innen und Laura Halding-Hoppenheit kann verkünden, dass es ein Comeback gibt! Wir haben der Wirtin drei Fragen zu ihrem Club gestellt:
Wie kam es zur Neueröffnung und welche Emotionen verbindest du damit?
Ich habe die ganze Zeit während Corona nachgedacht und überlegt, wie man den Kings Club reanimieren könnte. Das ist natürlich auch eine Geldfrage. 48 Jahre lang wurde der Kings Club nicht saniert. Es war also höchste Zeit. Seitdem er geschlossen ist, bin ich jeden Tag vorbeifahren und hab’ gedacht „Oh Gott, mein Kind wird verlassen, es muss wieder reanimiert werden“.
Es wird wahrscheinlich mein letztes Projekt sein, aber es ist auch das wichtigste Projekt in meinem Leben, den ältesten Gayclub Deutschland wieder ins Leben zu rufen. Hier wurden Generationen groß gezogen, die ihre Jugend hier verbracht haben. Es ist ein Zuhause für uns. Unser geschützter Raum, ein Wohnzimmer, alles was mir heilig ist.
Wir werden das Haus jetzt endlich sanieren. Keller, Rohre und Abwasser. Alles ist in Mitleidenschaft gezogen. Doch der Stil des Clubs, die Wände und Sitzecken, der rote Samt und die Spiegel bleiben gleich. Nur die Tanzfläche wird erneuert, damit Leute besser tanzen können und nicht stolpern. Der Kings Club soll wieder gut aussehen: Glänzen, funktionsfähig sein, aber darf nicht seinen Charakter verlieren!
Was hat sich seitdem verändert?
Menschen haben mich jeden Tag angerufen und angesprochen. Der Kings Club hat Stuttgart gefehlt. Es ist ein großer Unterschied, ob du irgendwo Gast bist oder nach Hause kommst, und die Leute haben sehr gelitten, als der Club geschlossen und ich als „Mutter“ nicht mehr erreichbar war. Früher habe ich immer die Türen aufgemacht und Menschen in den Arm genommen. Als der Kings Club schließen musste, wurde eine Familie zerrissen. Und die Unsicherheit, dass Türen nie wieder aufmachen würden, war extrem groß. Ich bin schließlich 80 Jahre alt. Aber ich habe Energie und bin unerschrocken.
Was wünschst du dir für die Zukunft des Kings Club?
Ich wünsche mir, dass die Menschen sich wie früher wohlfühlen, jeder ist willkommen. Ich wünsche mir, dass wir alle glücklich und gesund ohne Krisen weiterleben … der Kings Club hat alle Krisen überlebt. Außerdem wünsche ich mir, dass der Club die Präsenz der Community in Deutschland zeigt. Der Kings Club soll eine Botschaft in ganz Deutschland verbreiten. Eine Regenbogenfahne, die über ganz Stuttgart und Deutschland steht und zeigt: Wir sind stark, sichtbar, solidarisch und wir lassen uns heute unsere Rechte nicht mehr streitig machen!
Info: Kings Club
Eröffnung voraussichtlich Ende des Jahres 2023
Calwer Str. 21, 70173 Stuttgart
kingsclub-stuttgart.de
@laura_halding_hoppenheit
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