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»Sieh Dir die Menschen an! Das neusachliche Typenporträt in der Weimarer Zeit« – mit Bang & Cherry

Kunstmuseum Bang & Cherry

Wie wirken Stereotypen und Klischees aus der Weimarer Zeit bis heute nach? Und wie beeinflussen sie unseren Blick auf unser Gegenüber? Diesen Fragen widmen wir uns in einer Interviewreihe gemeinsam mit dem Kunstmuseum Stuttgart. Dabei werden verschiedene Perspektiven zum Thema Diversität rund um die Inhalte der Ausstellung »Sieh Dir die Menschen an! Das neusachliche Typenporträt in der Weimarer Zeit« beleuchtet.

Dieses Mal haben Bang & Cherry ihre Eindrücke und Erfahrungen mit uns geteilt. Das DJ-Duo, bestehend aus Benjamin Hille und Umbra, produziert queere House- und Electro-Pop-Musik.

Ben, was war dein Highlight der Ausstellung und warum?
Ben von Bang & Cherry: Mein Highlight? Highlights gab es einige in der Ausstellung, aber woran ich mich am Ende total gut erinnern konnte, war das Bild „Hausvogteiplatz“ von Rudolf Schlichter, weil ich das Gefühl hatte, hier guckt einen direkt Madonna an auf dem Weg in irgendein Vergnügen, Nachtclub oder vielleicht auch ein Nachmittagsdance oder so mit ihrer Freundin. Im Hintergrund die Männer und vorne die zwei Frauen in fancy Kostümen … Könnte so ja auch in den 80ern oder heute in Berlin passieren. Aber hier habe ich gedacht: „Okay, Madonna ist auf der Suche nach Abenteuer in New York City“.

Inwiefern ist Kunst für euch ein Ausdrucksmittel für gesellschaftlichen Wandel?
Umbra von Bang & Cherry: Kunst kann zeigen, was ist, was werden kann. Kunst kann einen Raum aufmachen, den es vorher nicht gab und Dinge zusammenbringen, die vorher vielleicht nicht zusammen gepasst haben und neue Synapsenverbindungen entstehen lassen. Ich empfehle, schaut’s euch an!

Wie kann man heutzutage mit Stigmata und Vorurteilen brechen?
Ben von Bang & Cherry: Wie man Stigmata und Vorurteile brechen kann? Am besten durch persönlichen Kontakt, durch Gespräche, durch Aufklärung, durch Lesen, aber vor allem denke ich durch miteinander Reden und Menschen kennenlernen, die man vielleicht vorher in Schubladen gesteckt hat oder wo man dachte, die sind so und so. Und dann halt mitkriegen, dass es ganz anders ist. Also ich glaube, das geht am besten über persönlichen Kontakt und Austausch.

Umbra, hast du dich schon einmal dabei erwischt, jemanden unbewusst in eine bestimmte Schublade einzuordnen?
Umbra von Bang & Cherry: Es gibt überall diese Schubladen, und ich habe mich dann immer bemüht, offen zu sein, aber das schon auch mal ein bisschen herauszufordern. Und dann gerade auch mal etwas zu machen, was nicht erwartet wird. Zeiten erleben Widerspruch – vereine es, wenn es scheinbar nicht zusammen passt. Mach’s trotzdem und zeig’, dass es trotzdem geht. Ja, und freundlich bleiben.

Neugierig geworden? Noch bis zum 14. April könnt ihr die Ausstellung im Kunstmuseum besuchen und euch selbst ein Bild von den Werken machen!

 

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Werke:
1 Anton Raderscheidt, Selbstporträt, 1928, Musee d’Art Moderne de Paris
2 Rudolf Schlichter, Hausvogteiplatz, 1926, Sammlung Christina und Volker Huber, Offenbach am Main, © Viola Roehr-v. Alvensleben, München
3 Joseph Scharl, Ecce Homo (Der Verstümmelte), 1931, Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, Berlin
4 Georg Scholz, Die Schwestern, 1928, Privatsammlung Deutschland, Georg Scholz
5 Otto Griebel, Der Schiffsheizer, 1920, Privatsammlung, Deutschland, Matthias Griebel
6 Lotte B. Prechner, Epoche, 1928, Friedrich-Ebert-Stiftung e.V., Foto: Friedrich-Ebert-Stiftung e.V.
7 Otto Dix, Bildnis des Fabrikanten Dr. Julius Hesse mit Farbprobe, 1926, Kunstmuseum Stuttgart, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
8 Elsa Haensgen-Dingkuhn, Abend in St. Pauli, 1934, Museumsberg Flensburg, Erbengemeinschaft Dingkuhn, Hamburg
9 Rudolf Bergander, Bordellszene, 1930, Museum der bildenden Künste Leipzig, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

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