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»Sieh Dir die Menschen an! Das neusachliche Typenporträt in der Weimarer Zeit« – mit Danny Ma Fanny

Danny Ma Fanny beim Interview im Kunstmuseum Stuttgart

Wie wirken Stereotypen und Klischees aus der Weimarer Zeit bis heute nach? Und wie beeinflussen sie unseren Blick auf unser Gegenüber? Diesen Fragen widmen wir uns in einer Interviewreihe gemeinsam mit dem Kunstmuseum Stuttgart. Dabei werden verschiedene Perspektiven zum Thema Diversität rund um die Ausstellungsinhalte der Ausstellung »Sieh Dir die Menschen an! Das neusachliche Typenporträt in der Weimarer Zeit« beleuchtet.

Den Abschluss macht Danny Ma Fanny. Die Drag Queen aus Stuttgart zeigt uns heute ihren Blick auf die Werke und teilt ihre eigenen Erfahrungen.

Wie warst du in deinem Leben schon einmal mit Stigmata und Vorurteilen konfrontiert? Was sind deine Erfahrungen?
Danny Ma Fanny: Wenn man rausgeht als Drag Queen, sind die Leute glaub ich schon erstmal eher von Vorurteilen geprägt, weil man dann einfach groß, schrill und laut ist. Und ich glaube, viele haben einfach viel zu wenig Berührungspunkte mit dem ganzen Thema. Aber mir ist es tendenziell sehr sehr wichtig, mit diesen Vorurteilen zu brechen und Leuten zu zeigen, dass wir auch ganz normale Menschen – was auch schon normal ist – sind.

Was war dein Highlight der Ausstellung und warum?
Danny Ma Fanny: Mein absolutes Highlight dieser Ausstellung ist das Werk „Bildnis des Juweliers Karl Krall“ von Otto Dix. Ich liebe den Crossover zwischen der maskulinen und der femininen Seite. Gerade das sehr maskulin aussehende Gesicht gemischt mit der sehr weiblichen Silhouette, aber auch die Hände, die offensichtlich sehr, sehr maskulin aussehen, sind für mich ein Highlight.

Inwiefern ist Kunst für dich ein Ausdrucksmittel für gesellschaftlichen Wandel?
Danny Ma Fanny: Kunst ist ja auch stetig in der Veränderung, so wie unsere Gesellschaft. Und ich glaube, dass Kunst dafür da ist, Leute anzuregen, vielleicht auch ihre eigene Denkweise zu ändern.

Hast du dich schon einmal dabei erwischt, jemanden unbewusst in eine bestimmte Schublade einzuordnen?
Danny Ma Fanny: Ich glaube tendenziell, dass der Mensch an sich so gemacht ist, dass er in Schubladen steckt. Und ich habe selbst bestimmt auch schon Leute in eine Schublade gesteckt, aber ich versuche mir selber immer so ein bisschen Bewusstsein zu schaffen und Menschen so zu nehmen, wie sie sind. Und erstmal herauszufinden, wer diese Person gegenüber von mir ist, bevor ich sie in irgendeine Schublade reinstecke.

Neugierig geworden? Noch bis zum 14. April könnt ihr die Ausstellung im Kunstmuseum besuchen und euch selbst ein Bild von den Werken machen!

 

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Werke:
1 Anton Raderscheidt, Selbstporträt, 1928, Musee d’Art Moderne de Paris
2 Otto Dix, Bildnis des Juweliers Karl Krall, 1923, Kunst- und Museumsverein im Von Heydt-Museum Wuppertal, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
3 Hannah Nagel, die unvollkommene Ehe, frei nach van de Velde, 1928, Kunsthalle Mannheim, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
4 Heinz Hamisch, Maxe Bartel, 1932, Sammlung Frider Gerlach, Heinz Hamisch
5 Christian Schad, Fräulein Mulino von Kluck, 1930, Sammlung Würth, Künzelsau
6 Rudolf Schlichter, Hausvogteiplatz, 1926, Sammlung Christina und Volker Huber, Offenbach am Main, © Viola Roehr-v. Alvensleben, München
7 Elsa Haensgen-Dingkuhn, Abend in St. Pauli, 1934, Museumsberg Flensburg, Erbengemeinschaft Dingkuhn, Hamburg
8 Georg Scholz, Die Schwestern, 1928, Privatsammlung Deutschland, Georg Scholz
9 Otto Dix, Abschied von Hamburg, 1921, Kunstsammlungen Chemnitz – Museum Gunzenhauser, Eigentum der Stiftung Gunzenhauser, Chemnitz, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

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