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Warum man Wein vor allem trinken sollte – Antworten von Sommelier Philipp Berg

Wein

Gemeinsam mit dem Stuttgarter Sommelier Philipp Berg haben wir in den letzten Wochen leckere Weine aus der Region probiert. Die wichtigste Erkenntnis: Der Wein soll einem Spaß machen, schmecken und man soll ihn vor allem trinken.
 
 
Wie viel muss man für einen guten Wein ausgeben?

„Man kann entweder auf viele Trauben und somit viel Ertrag setzen, worunter die Qualität leidet oder man schneidet etwas zurück, hat weniger Ertrag, aber die Rebe steckt ihre gesamte Energie in diese Trauben, wodurch auch die Qualität eine bessere wird – und das kostet eben. Kleiner Tipp: eine günstigere Flasche aus dem Supermarkt und eine teurere vom Winzer kaufen und den Unterschied schmecken.“

Woran erkenne ich einen guten Wein im Supermarkt?

„Es gibt bei vielen Weinen das Logo des „VDP“ (Verband Deutscher Prädikatsweingüter). Der Verband hat ein Auswahlverfahren, bei dem nur Weine und Winzer aufgenommen werden, die ihr Handwerk gut verstehen. Das heißt aber nicht automatisch, dass alle anderen Weine schlecht sind. Meine Empfehlung ist es, zum Weinhändler seines Vertrauens zu gehen (z. B. Weinhandlung Kreis, Schartner, Weinmoment oder Weinhaus Walther). Dort wird man beraten und kann sich dann den passenden Wein aussuchen.“
 

 
Welche Rolle spielt dabei der Jahrgang?

„Der Jahrgang spielt eine sehr wichtige Rolle. Wenn man einen warmen Jahrgang hat, also viel Sonne und warme Temperaturen, dann wird der Wein fülliger, extraktvoller, reicher und kräftiger. Bei einem Jahrgang, in dem es hingegen viel geregnet hat, ist viel mehr Säure im Wein und man muss mehr darauf achten, wie man diesen dann ausbaut. Man sollte immer den Jahrgang herausschmecken, denn das macht einen guten Wein aus.“

Schraubverschluss oder Korken?

„Früher hat man gesagt, es braucht einen Korken, damit der Wein atmen kann. Das hat heute aber nicht mehr so viel zu heißen. Wenn man einen frischen und jungen Wein hat, den man trinken möchte, ist der Schraubverschluss das beste, was man machen kann, da der Wein während man ihn trinkt so das Aroma behält. Wenn man aber einen Wein hat, den man über ein paar Jahre im Keller lagern möchte, macht ein Korken definitiv Sinn.“
 

 
Welche Sorten sind denn typisch für Stuttgart und Umgebung?

„Früher waren typische Rebsorten Trollinger, Riesling, Lemberger, Schwarzriesling, Kerner und der Spätburgunder. Bis 1968 war es zum Beispiel verboten, Sauvignon Blanc in Deutschland anzubauen, da es nicht sortentypisch war. Durch den Klimawandel hat sich das aber extrem geändert und wir können jetzt ganz andere Weine anbauen.“

Ist Bio-Wein automatisch der „bessere“ Wein?

„Das kann man so nicht sagen. Früher gab es mal einen ganz großen Hype auf Bio-Weine – jeder wollte welche machen, deswegen waren dann aber auch viele qualitativ schlechte Weine dabei. Bei Bio oder nicht geht es unter anderem darum, was man machen möchte und kann. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass das eine besser oder schlechter ist.“
 

 
Welchen Unterschied macht der Ausbau im Holzfass oder im Stahltank?

„Der Ausbau macht einen riesengroßen Unterschied, man spricht hier von unterschiedlichen Stilistiken. Der Wein aus dem Holzfass ist viel länger haltbar und ein toller Speisenbegleiter. Der aus dem Stahltank hingegen ist perfekt als spritziger Terrassen-Wein. “

Das perfekte Food-Pairing?

„Beim Food-Pairing sollen weder das Essen noch der Wein stärker oder schwächer sein, beides soll sich ergänzen. Wenn das Essen zum Beispiel viel Säure hat, wäre ein säuerlicher Wein nicht das Richtige, da sich die Säuren addieren und das Zusammenspiel zu sauer werden würde.“

Schmecken oder riechen?

„Der Geschmackssinn ist in diesem Fall eher irrelevant, denn man schmeckt süß, salzig, bitter, sauer und umami – den Rest riecht man. Man kann im Wein kein Rosmarin oder Lychee schmecken, man kann es nur riechen. Nehmt euch Zeit und riecht an verschiedenen Blumen-, Kräuter- oder Obstsorten! Nur wenn man den jeweiligen Geruch abgespeichert hat, kann man ihn auch im Wein wiedererkennen.“
 

Probiert haben wir (v. l. n. r.):

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