2020 Diary Stayhome

2020 Diary:
Robin Treier
(Künstler / DJ / Veranstalter)

2020 diary robin treier

Welche Worte beschreiben das Jahr 2020 am Besten, was wäre der passende Soundtrack dafür und was wünschen wir uns eigentlich für das neue Jahr? Ein ungewöhnliches Jahr neigt sich dem Ende zu – anknüpfend an die #stayhome-Diaries aus dem Frühjahr erzählen verschiedene Akteure aus Stuttgart von ihrem persönlichen 2020 und teilen ihre Aussichten für das neue Jahr. Dieses Mal mit Robin Treier, freier Künstler, DJ und Veranstalter aus Stuttgart.

Woher kennt man dich?

„Ich denke hauptsächlich durch die Jahre, in denen ich sehr oft und regelmäßig als DJ und Veranstalter unterwegs war. Im Zweiten – aber vermutlich deutlich weniger – durch meine Arbeit als freier Künstler, Designer und Quasselstrippe zu Themen rund um Medien, Technologie, Ethik, Gesellschaft und natürlich Kunst und Design.“

 

Dein Jahr in drei Worten?

„Verwirrend. Rührend. Aufschlussreich.“

 

Wie verbringst du die Feiertage?

„Ich habe versucht, im Bezug auf die aktuelle Krise möglichst verantwortungsvoll dennoch Quality-Time mit meiner Familie und meinen Liebsten zu haben. Am letzten Feiertag hab’ ich sowas wie ‘nen „Robin-Ego-Tag“ durchgezogen, war einfach nur faul und machte in der einen Minute nur, wonach mir in der Minute zuvor spontan war.“

 

Was legst du dieses Jahr unter den Weihnachtsbaum?

„Persönliches und Selbstgemachtes. Wobei ich speziell beim Zweiten immer kurz diese kleine Stimme im Kopf hab „Ich hoff’, Person XY findet’s nicht doof, dass ich da selbst etwas rumbastle.“ Irgendwie ein sehr alberner Impuls, keine Ahnung, wo der herkommt. Aber zum Glück kann man ja frei entscheiden, wie sehr man einen seiner Impulse beachten will.“

 

Welchen Wunsch hast du dir zuletzt erfüllt?

„Hm, irgendwie hab ich darauf nicht so recht eine Antwort. Fühlt sich so an, als sollte man darauf eine haben?! Freu mich oft auch über Kleinkram derbst und bin dann aber auch sehr schnell wieder mit dem Kopf irgendwo anders. Ich vermute, der letzte Wunsch, den ich mir selbst erfüllt habe, war irgendwas zu essen, auf das ich Heißhunger hatte oder so ‘ne spezielle Art Pinsel, die ich schon total lang gerne haben wollte.“

 

Was war dein Highlight in diesem Jahr?

„Die Freundschaften, eine Hand voll Ideen, die durch gemeinsames Grübeln mit lieben Menschen entstanden sind und das Vertrauen, das mir geschenkt wurde. Ich bin dankbar dafür, dass ich ich hier sitze nach dem chaotischen Jahr und mir – alles in allem betrachtend – denke: Shiat, ich bin ein Glückspilz. Von da weiter gehend, will ich einfach versuchen, möglichst selten daran zu scheitern, jemand zu sein, der sich das Glück verdient hat.“

 

Was hast du dieses Jahr für dich (wieder)entdeckt?

„Fahrrad fahren hat wirklich schnieke funktioniert, um den Kopf frei zu kriegen.“

 

Welchen Soundtrack würdest du 2020 geben?

„Puh, das ist wirklich eine gute Frage. Bei einem Spaziergang lief mir kürzlich wieder ein Song über den Weg, den ich dieser Jahr entdeckt habe. Eine dieser Entdeckungen, die man nicht nur ein- oder zweimal nacheinander hören kann und die irgendeinen Nerv kitzelt. Eventuell passt er an dieser Stelle recht gut. Ich hörte ihn extrem oft dieses Jahr. Er ist extrem kontrastreich und oft auch sehr kantig und kratzig. Er überrascht gewohnte Erwartungen und birgt immer wieder plötzlich auftretende, ungeahnte Sweetness, die möglicherweise auf den ersten Blick nicht gleich fühlbar ist, aber einen tiefen Eindruck hinterlässt. So fühlt er sich für mich zumindest an und ich liebe auch die Energie der Sängerin (jenseits der 2020-Vergleiche). Die eine, wiederkehrende Zeile ist eventuell auch recht passend und verbindet uns alle nach einem Jahr, in dem wir oft aneinandergeraten sind, aber ein „Weiter” nur zusammen geht: „Everybody is a little hard to love sometimes” … während jeder für sich versuchen muss, seine Ängste zu bändigen und Ungewissheit zu ertragen, stimmt das vielleicht mehr als in anderen Jahren.“
Hop Along – „No Good Al Joad”

 

 

Was wünscht du dir vom neuen Jahr?

„Weniger Spalterei. Mehr Rationalität. Weniger hoch emotionalisierte Debatten. Ein Abebben der Krise. Keine Rückkehr zur vorigen Normalität. Eine neue Normalität würde heißen, dass wir die Chance genutzt haben, all der Trauer dieses Jahres etwas Konstruktives gegenüber zu stellen. Sei es „nur”, der außergewöhnlichen Situation außergewöhnliche – wörtlich außerhalb der gewohnten Normen geformte – Fragen und Erkenntnisse abzuringen.“
 
Foto © Felix Schwarz

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