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Ein bisschen Pop, ein bisschen Soul, ein bisschen Indie: Jiska im Interview

Jiska

Willkommen in der knallbunten, beschwipsten und angenehm entkrampften Welt von Jiska. Jana Franziska Binder wächst in einer Familie von Musiker:innen auf und sammelt schon mit elf Jahren Erfahrung als Bassistin in einer Band. Im Frühjahr 2020 veröffentlicht sie ihr erstes Solo-Debüt und setzt dabei auf wunderbar leichten und melodischen Sound. Wir haben uns mit der Stuttgarter Musikerin über ihre neue EP „At The Duck Pond”, ihre Inspiration und ihre Lieblingsorte in Stuttgart unterhalten.

Vor Kurzem hast du bereits deine zweite EP veröffentlicht – wie fühlt sich das für dich an?
Das hat auf jeden Fall Geburtstagsfeeling. Mir ist zwar mein Geburtstag nicht so wichtig, aber Musik dafür umso mehr

Inwiefern hat sich der Stil im Vergleich zu deiner ersten EP gewandelt?
Ich glaube, ich habe immer mehr herausgefunden, wie ich klingen möchte und wie das ganze Projekt mehr zu mir passt. Auch wie ich alles miteinander vereinen kann, wie meine Musik professioneller wirkt, es coole Videos gibt und schlussendlich aber gleichzeitig alles noch ich bin. Welche Themen behandelt du in deinen Songs? Auf der EP, die jetzt vor Kurzem erschienen ist, ist Selbstliebe und Selbstakzeptanz ein großes Thema. Beim Song „Cocoon” geht es z. B. darum, dass man einfach mal drei Tage nichts macht und sich um sich selbst kümmert. An sich sind meine Songs und die Themen darin viel gegen diese „Hustle-Culture”. Es geht darum, Momente einzufangen und nicht immer und überall präsent sein zu müssen.

Beschäftigt dich das auch aktuell?
Ja, das schwingt immer so ein bisschen mit. Das gehört ja auch zum Mensch sein dazu, dass man viele Beziehungen und Freundschaften hat, gleichzeitig aber auch die Beziehung zu sich selbst pflegen muss.

Wovon lässt du dich inspirieren?
Das ist gar nicht so leicht zu sagen. Entweder, wenn alles gleichzeitig passiert oder wenn nichts passiert. Es gibt so Tage, da bin ich im Flow. Da kommen mir dann z. B. auf dem Weg zur Bushaltestelle oder morgens mit einer Tasse Kaffee in der Hand Ideen für neue Songs. Da summt es dann immer mal wieder so in meinem Kopf. Aber auch, wenn ich mit meinem Hund im Wald bin. Das ist fast schon ein Garant, dass mir eine Idee zufliegt.

Und was steht als Nächstes bei dir an?
Ich möchte alles auf die Musik setzen. Ich habe meinen Job als Logopädin aufgegeben und will meine musikalische Karriere weiter fokussieren. Als Erstes stand Anfang Dezember mein
Release-Konzert in Stuttgart an und dann bin ich offen, was alles noch so kommt. Wir haben ein dreiviertel Jahr an der EP gearbeitet und jetzt hat man sich die ganze Zeit auf das fertige Ergebnis gefreut. Nun ist sie erschienen und dann steht natürlich die Frage im Raum: Was passiert jetzt? Das fühlt sich ein bisschen wie ein Schulabschluss an und alle Karten sind wieder neu gemischt.

Was sind deine Lieblingsorte in Stuttgart?
Die Haltestelle Waldau und der Wald, der dort beginnt. Da bin ich eigentlich jeden Tag, um mit meinemHund spazieren zu gehen. Ich bin aber auch gerne im Café Nathan. Gerade im Sommer sitze ich dort gerne draußen. Das Kulturzentrum Merlin finde ich auch toll. Da schaue ich gerne abends spontan, wer dort spielt und was gerade los ist. In der Kiste bin ich auch sehr oft. Da kann man sich auch gut mit einem Getränk davor stellen und von draußen zuhören. Mein absoluter Lieblingsort in Stuttgart ist aber das Superjuju. Da haben wir vor Kurzem auch eine Live-Session gedreht.

Jiska

Was verbindest du mit Stuttgart?
Ich liebe dieses Match, dass man schnell in der Natur und im Wald ist und trotzdem sehr gut in der Stadtmitte leben kann. Ich finde, dass Stuttgart schon eine ziemlich coole Musikszene hat und ein Garant für gute Musik ist. Stuttgart ist ja auch bisschen die Geburtsstätte des HipHops. Hier kommt aber auch viel gute Indie-Musik her. Das finde ich schon charmant. Die Stadt ist zwar nicht so überfüllt und überrannt mit Menschen, die Musik machen. Aber was die Menschen an Musik machen, ist schon tasty!

Welche Stuttgarter Musiker:innen zählen denn zu deiner Kreativ-Bubble?
Mit Still Sane arbeite ich ganz ganz viel zusammen und wir sind sehr eng befreundet. Kilian Mohns ist ja mein Produzent, er macht aber auch eigene Musik. Bei Kim Hoss spiele ich in der Live-Band, wenn sie selbst Musik macht. Aentique ist ebenfalls ein Projekt, bei dem ich live Bass spiele und viel mitwirke. Meine Brüder haben auch eine Band. Die heißt Radio Rockboat und macht sehr guten Indie. Wir spielen auch immer mal wieder Konzerte zusammen.

Dein Proberaum befindet sich ja im Stuttgart Bahnhofsviertel – wie kam es dazu?
Der Bahnhof ist ja gerade ziemlich hässlich! Aber der Ort, in dem unser Proberaum ist, ist ganz toll. Das ist quasi dort, wo das Kowalski ist. Da sind ganz viele Menschen, die Musik, Kunst oder Mode machen. Da trifft man immer coole Leute und kann sich auch gut gegenseitig inspirieren.

Und abschließend: Wie kamst du zur Musik?
Musik war schon immer Teil meines Lebens. Mein Opa hat eine Schlagzeug-Schule und bei meinen Eltern standen immer ganz viele Instrumente herum. Das war wie so eine Art Spielplatz für mich. Dann war es irgendwie für mich logisch, mit zehn bzw. elf in einer Band zu spielen. Und so bin ich dann auch bei meinem Genre gelandet. Ich mag, dass Indie so simpel im Vergleich zu komplexem Jazz ist. Es ist simpel, aber es darf auch Sprenkel von etwas Komplexen haben.

Jiska

 

Info: Jiska

Die EP „At the Duck Pond“ ist am 1. Dezember 2023 erschienen. 
jiska.org
instagram.com/listentojiska


Fotos: © Jonas Neugebauer

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