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»Sieh Dir die Menschen an! Das neusachliche Typenporträt in der Weimarer Zeit« – mit Sophie Götz

Sophie Götz beim Interview im Kunstmuseum Stuttgart

Wie wirken Stereotypen und Klischees aus der Weimarer Zeit bis heute nach? Und wie beeinflussen sie unseren Blick auf unser Gegenüber? Diesen Fragen widmen wir uns in einer Interviewreihe gemeinsam mit dem Kunstmuseum Stuttgart. Dabei werden verschiedene Perspektiven zum Thema Diversität rund um die Ausstellungsinhalte der Ausstellung »Sieh Dir die Menschen an! Das neusachliche Typenporträt in der Weimarer Zeit« beleuchtet.

Wir haben unter anderem mit Sophie Götz über die Ausstellung und ihre Eindrücke gesprochen. Sophie ist Tattoo Artistin und Besitzerin des Studios Heart of Gold Tattoo in Stuttgart-West.

Wie warst du in deinem Leben schon einmal mit Stigmata und Vorurteilen konfrontiert? Was sind deine Erfahrungen?
Sophie: Mir begegnen Vorurteile immer wieder aufgrund meiner weiblich gelesenen Gestalt, aber natürlich auch aufgrund meiner nicht zu übersehenen vielen Tätowierungen. Und dadurch denken Menschen zum Beispiel auch, dass ich sehr extrovertiert bin, was ich überhaupt gar nicht bin. Dass wir äußerliche Merkmale dafür nutzen, um zu denken, dass wir etwas über die Person wüssten – darüber brauchen wir einfach mehr Sensibilität und Aufklärung.

Was war dein Highlight der Ausstellung und warum?
Sophie: Ich habe mich von diesem Bild besonders angesprochen gefühlt, weil eine schwangere Frau abgebildet ist, die ein bisschen ernster oder vielleicht sogar schon böse schaut. Da habe ich den Übertrag zu mir als Frau, als Mama. Ich stelle mir vor, wie mein Leben ausgesehen hätte, wenn ich in so einer Zeit gelebt hätte. Wäre ich überhaupt Mama geworden? Wäre ich so glücklich wie ich es heute bin? Und das natürlich mit dem Hintergrund, dass ich in einer lesbischen Beziehungen lebe und eine Schwangerschaft zu dem Zeitpunkt in so einer Familienkonstellation sicher nicht möglich gewesen wäre.

Neugierig geworden? Noch bis zum 14. April könnt ihr die Ausstellung im Kunstmuseum besuchen und euch selbst ein Bild von den Werken machen!

 

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Werke:
1 Heinrich Hoerle, Fabrikarbeiterin, um 1925, Privatsammlung, Deutschland
2 Heinz Hamisch, Schwangere, 1932, Museum der bildenden Künste Leipzig
3 Kate Diehn-Bitt, Selbstbildnis als Malerin, 1935, Kunsthalle Rostock, © Kate Diehn-Bitt Sitftung
4 Otto Griebel, Die Internationale, 1929/30, Tapete nach dem Original im Deutschen Historischen Museum Berlin, Matthias Griebel
5 Hanna Nagel, Selbstbildnis, 1929, Kunsthalle Mannheim, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

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