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»Sieh Dir die Menschen an! Das neusachliche Typenporträt in der Weimarer Zeit« – mit Rebecca Rottler

Rebecca Rottler beim Interview im Kunstmuseum Stuttgart

Wie wirken Stereotypen und Klischees aus der Weimarer Zeit bis heute nach? Und wie beeinflussen sie unseren Blick auf unser Gegenüber? Diesen Fragen widmen wir uns in einer Interviewreihe gemeinsam mit dem Kunstmuseum Stuttgart. Dabei werden verschiedene Perspektiven zum Thema Diversität rund um die Inhalte der Ausstellung »Sieh Dir die Menschen an! Das neusachliche Typenporträt in der Weimarer Zeit« beleuchtet.

Mit dabei ist dieses Mal die Sozialarbeiterin Rebecca Rottler von BerTa Stuttgart, einer Beratungsstelle für Regenbogenfamilien in Stuttgart.

Inwiefern ist Kunst für dich ein Ausdrucksmittel für gesellschaftlichen Wandel?
Rebecca: Ich denke, Kunst bedingt auch den gesellschaftlichen Wandel. Und andersrum natürlich auch, das ist ja immer so ein gegenseitiges Beeinflussen.

Wie wurdest du in deinem Leben schon einmal mit Stigmata und Vorurteilen konfrontiert? Was sind deine Erfahrungen?
Rebecca: Ich glaube tatsächlich, dass jede queere Person und auch jede Frau schon einmal mit Vorurteilen und Stigmata zu kämpfen hatte. Und deswegen, ja, habe ich damit natürlich auch schon Erfahrungen gemacht – tatsächlich sehr unterschiedliche. Innerhalb der queeren Community gibt’s natürlich auch Vorurteile. Ich bin eher eine feminine Frau, ich habe lange Haare, ich trage gerne Kleider – und finde das so spannend, dass es da dann auch so Aussagen gibt wie „Ach, du siehst aber so hetereo aus“. Und da denkt man sich, sind wir über diese Klischees nicht hinweg?

Wie kann man heutzutage mit Stigmata und Vorurteilen brechen?
Rebecca: Ich bin der festen Überzeugung, dass man mit Stigmata und Vorurteilen nur dann brechen kann, wenn man ganz viel aufklärt. Ich finde es viel wichtiger, zu reflektieren, als sich krampfhaft vorzunehmen, niemand in eine Schublade zu stecken. Und wenn’s passiert, z. B. wenn man eine Person missgendert, dann einfach dafür entschuldigen. Also man muss dann auch kein großes Ding draus machen, man entschuldigt sich einfach, denkt sich „Okay, das nächste Mal passe ich besser auf!“, und dann ist es auch okay, weil es jedem passiert, und wir müssen lernen, damit umzugehen.

Neugierig geworden? Noch bis zum 14. April könnt ihr die Ausstellung im Kunstmuseum besuchen und euch selbst ein Bild von den Werken machen!

 

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Werke:
1 Elsa Haensgen-Dingkuhn, Abend in St. Pauli, 1934, Museumsberg Flensburg, Erbengemeinschaft Dingkuhn, Hamburg
2 Hans Grundig, Bildnis Gerda Laube, 1925, Kunstsammlungen Chemnitz – Museum Gunzenhauser, Eigentum der Stiftung Gunzenhauser, Chemnitz, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
3 Friedrich Busack, Großes Bild M. B., 1924, Sammlung Niedersächsische Sparkassenstiftung im Sprengel Museum Hannover, Friedrich Busack
4 Otto Dix, Bildnis des Juweliers Karl Krall, 1923, Kunst- und Museumsverein im von der Heydt-Museum Wuppertal, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
5 Anton Räderscheidt, Selbstporträt, 1928, Musée d’Art Moderne de Paris
6 Georg Scholz, Die Schwestern, 1928, Privatsammlung Deutschland, Georg Scholz
7 Dodo (Dörthe Clara Wolff), Sprachlos (ULK, 9. November 1928, S. 5, dort redaktionell betitelt „Die verhängnisvolle Glatze“), 1928, Privatsammlung Hamburg, Dodo (Dörthe Clara Wolff)
8 Dodo (Dörthe Clara Wolff), Ihr Größter Wunsch, 1929, Privatsammlung Hamburg, Dodo (Dörthe Clara Wolff)

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