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LMW meets Lina Ruoff: „Manchmal finde ich es schade, dass sich heute keiner mehr so viel Mühe gibt.“

Lina Ruoff

Lina ist Tätowiererin aus Stuttgart und hat mit „Happy Tears Tattoo“ ihr eigenes Studio im Stuttgarter Westen eröffnet. Gemeinsam mit uns hat sie das immersive Filmerlebnis „ZeitReise Keltenland“ im Landesmuseum Württemberg besucht und mit uns über Körperkunst, alte Muster und moderne Bedeutungen gesprochen.

Welche Station oder welches Ausstellungsstück ist dir als Erstes ins Auge gefallen und warum?
Am coolsten finde ich natürlich die Originale – die sind richtig schön präsentiert. Aber besonders einladend ist auch der große Raum mit der Videoinstallation. Man steht mittendrin, wird von Bildern umgeben und reist visuell durch die keltische Landschaft. Das macht das alles total nahbar.

Was hat dich am meisten überrascht?
Dass es in meiner Heimatregion so viele keltische Artefakte gibt! Ich komme ja aus Riedlingen an der Donau – und plötzlich sehe ich hier im Museum Dinge, die direkt aus der Gegend stammen. Das fand ich super spannend!

Welcher Teil der Ausstellung hat dir am meisten Spaß gemacht?
Eigentlich hat mir alles Spaß gemacht. Aber ich fand es besonders schön zu sehen, wie detailverliebt viele Objekte sind – die ganzen kleinen Figürchen und Ornamente. Damit hätte ich beim Thema Kelten ehrlich gesagt gar nicht gerechnet.

Wenn du jemandem die Ausstellung kurz und knapp beschreiben müsstest – wie würdest du das machen?
Ich würde sie auf jeden Fall weiterempfehlen. Es gibt super viel zu entdecken, viel mehr, als man vielleicht auf den ersten Blick denkt. Man kann da locker deutlich mehr Zeit verbringen, als wir es jetzt getan haben.

Warst du vorher schon mal im Landesmuseum?
Nein, tatsächlich war das mein erstes Mal. Ich fand auch den Innenhof richtig schön – man ist sofort in einer ruhigeren Welt.

Was denkst du, können wir heute noch von den Kelten lernen?
Ich glaube auf jeden Fall, wie viel Wert sie auf Handwerk und Gestaltung gelegt haben. Heute ist vieles oft so schlicht und zweckmäßig – damals hat man sich noch für jedes Detail Mühe gegeben. Selbst bei einfachen Alltagsgegenständen. Das finde ich total schön und manchmal auch ein bisschen schade, dass das heute verloren gegangen ist.

Welche Rolle spielen Handwerk und Tradition in deiner Arbeit als Tätowiererin?
Ich orientiere mich schon an älteren Stilen, aber ich versuche sie auch ein bisschen zu „flippen“ und neu zu interpretieren. Handwerk ist mir sehr wichtig – das sollte auch heute noch die Wertschätzung bekommen, die es früher hatte.

Inwiefern kann Kunst die Zeit überdauern?
Man sieht’s ja hier im Museum: Die Leute haben Dinge geschaffen, die bis heute überdauern – auch Körperkunst. Ich denke da direkt an Ötzi oder andere alte Kulturen, bei denen man Tattoos gefunden hat. Das hat mich schon immer fasziniert.

Welche Symbole oder Muster haben für dich eine besondere Bedeutung?
Ich mag alles, was eine gewisse Emotion transportiert – lebendige und unlebendige Dinge. Etwas Liebes ist einfach darzustellen, etwas Düsteres braucht mehr Gefühl. Pfeile oder Schwerter zum Beispiel tätowiere ich sehr gerne.

Welche Verbindung siehst du zwischen Körperkunst und Identität?
Tattoos sind total individuell und können super gut ausdrücken, wer man ist. Auch wenn mittlerweile viele Leute tätowiert sind – die Motive, Platzierungen, die Auswahl: Das bleibt was Persönliches.

Worauf achtest du bei deinen eigenen Tattoos?
Tatsächlich gar nicht unbedingt auf Bedeutung – eher nach Emotion. Wenn ich den Entwurf mag, dann trage ich ihn gerne auf mir. Ich gehe auch zu unterschiedlichen Künstler:innen, einfach weil ich deren Arbeit schätze und gerne auf meinem Körper trage.

Lina Ruoff

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