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Menschlichkeit spenden: Neighbourhoodie

Neighbourhoodie

Obdachlosigkeit kann jede:n treffen. Statistisch gesehen kommen auf 100.000 Einwohnner:innen in Stuttgart laut Sozialverband Diakonie 848 Wohnungslose – so viele wie an kaum einem anderen Ort in Deutschland. Die Kommunikationsstrategin Catrin Rathgeb hat deshalb gemeinsam mit der Druckeria Cannstatt eine private Spendenaktion ins Leben gerufen: Neighbourhoodie.

Be kind it’s gangsta

Gerade wenn es draußen dunkler und kälter wird, bedarf es den Menschen auf der Straße besonderer Aufmerksamkeit. Deshalb will Catrin Rathgeb mit einer Pullover-Spendenaktion auf die prekären Verhältnisse, in denen Obdachlose leben, aufmerksam machen. Der Erlös der privaten Aktion geht zu 100 Prozent an den Kältebus des DRK Stuttgarts.

Die Neighbourhoodies sind fair produzierte Hoodies von Stanley Stella, die Catrin über 7Siebe, die Siebdruckwerkstatt des Caritasverbandes Stuttgart, bekommen hat. Für Design und Druck ist Lara Dähne von der Druckeria Cannstatt verantwortlich, welche die Aktion non-profit unterstützt. Das Design hat Gründe: Die durchbrochene Typografie steht für die Unsichtbarkeit von Bedürftigen. Die Farben entsprechen für dem Grau der Straße und dem Neon von Warnschutzwesten. Der Stern in abstrahierter Form ist ein Symbol für die Nacht, die Kälte, aber auch für Hoffnung – und all die individuellen Lebensgeschichten, die Menschen auf der Straße an den Ort gebracht haben, an dem sie leben.

Wärme schenken und Verantwortung tragen

Für 120 Euro konnte man sich bis vor einigen Tagen einen Hoodie sichern. Für Zuspätkommer:innen gibt es aber gute Aussichten: Catrin plant die gleiche Aktion auch im nächsten Jahr, dann größer und mit einer höheren Auflage – und im besten Fall mit Sponsoren. Wer einen Reststock an Pullovern hat, darf sich bei ihr melden. Für dieses Jahr war die Aktion aus logistischen Gründen auf 60 Hoodies limitiert.

Wir haben mit Catrin über ihre Aktion gesprochen.

Wie bist du auf die Idee des Neighbourhoodies gekommen?
Die Idee und das Wortspiel sind schon länger in meinem Kopf. Ich bin viel rund ums Gerber unterwegs, die Situation dort ist eindrücklich: Es braucht Hilfe. Dann hab ich mir die Zahlen zur Obdachlosigkeit in Stuttgart angeschaut. Eigentlich eine reiche Stadt, und dennoch so viele Menschen, die auf der Straße leben. Ich habe über die Realitäten von Notunterkünften erfahren: Man darf nur eine Nacht bleiben … Das war der Impulsgeber. Ich bin happy, dass so viele fremde Menschen an der Aktion interessiert sind, dass wir so viel Awareness für das Thema schaffen konnten – und, dass wir schnell und unkonventionell helfen können.

Was passiert mit den Einnahmen aus der Aktion?
Die fließen komplett an den Kältebus. Allein im letzten Winter haben die Jungs und Mädels des DRK Stuttgarts bei 1525 Begegnungen 152 Schlafsäcke, 101 Decken und 131 Isomatten verteilt. Für die Finanzierung der schnellen und direkten Hilfe vor Ort braucht es Spenden. Allein mit 60 Euro kann das DRK einen Schlafsack für eine:n Bedürftigen kaufen. Ein Neighbourhoodie sichert das. Die Aktion ist übrigens nicht mein Monopol, sondern auch ganz einfach auf andere Städte übertragbar.

Ganz allgemein, wie kann man Obdachlose supporten?
Neben Sachen, Geld oder Zeit spenden – nicht wegschauen, sondern hinschauen! Wenn ihr nachts unterwegs seid und jemanden auf einer Parkbank liegen seht, der sich vielleicht nicht bewegt, ruft den Kältebus an. Nehmt eure Nachbarschaft aktiv wahr, schaut hin.

 

Info: Neighbourhoodie

@neighbourhoodie
Fotos: © Catrin Rathgeb / Lara Dähne / Stanley Stella

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